Wie viele Hits passen in ein Programm? "Die Nacht der Musicals" im Kongresshaus gibt eine kurzweilige Antwort.
Was hat Falco mit dem "Phantom der Oper" zu tun? Was verbindet "Jesus Christ Superstar" und "Evita"? Eigentlich fast gar nichts - es sei denn, man klebt einfach ein flottes Etikett darüber und serviert den Melodien-Cocktails vollmundig als "Die Nacht der Musicals" im gut besuchten Coburger Kongresshaus.
Tempo, Tempo, Tempo Das Rezept des Abends ist im Grunde ganz einfach. Es lautet schlicht: Tempo, Tempo, Tempo. Nur keine unnötigen Pausen riskieren, nur keinen Moment zum Nachdenken lassen. Die Scheinwerfer funkeln und drehen sich dauernd, die Nebelmaschine lässt ihre Schwaden über die Bühne wabern.
Viele Kostüme Dazu liefert ein reichhaltiger Kostümfundus die optischen Anhaltspunkte zur raschen Orientierung im flotten Wechsel zwischen "Les Miesérables" und "Tarzan". Auf Bühnenbilder verzichtet diese reisende Produktion bewusst. Stattdessen setzt eine effektvolle Lichtregie die nötigen Akzente. Die Dramaturgie des Programms vertraut immer wieder auf den Kontrast zwischen ruhigen und rockigen Stücken.
Mittendrin: ein Quartett von Gesangssolisten mit reicher Bühnenerfahrung zwischen Musical, Oper und Operette, das ein breites Spektrum an Stilen von lyrisch bis rockig beherrscht.
Alexander Kerbst als Freddie Mercury Wenn Koloratursicherheit gefragt ist, dann ist die Sopranistin Nadja Plattner an der Reihe. Wenn es leidenschaftlich klingen soll wie in dem Queen-Hit "Somebody to love", dann übernimmt Michaela Kovarikova das Mikrofon.
Auch bei den Männerstimmen ist die Aufgabenverteilung klar. Der Bariton Robert Wagner spielt seine Opern-Erfahrung in Ausschnitten aus dem "Phantom der Oper" ebenso aus wie zum Beispiel "Les Misérables". Alexander Kerbst schließlich ist der Mann für die großen Gesten und den effektvollen Auftritt - ob als Falco oder als Freddie Mercury.
Reichlich Applaus vom Publikum Das applausfreudige Publikum bejubelt ein Medley mit Hits von Abba ebenso ausgiebig wie Ausschnitte aus dem Musical "Elisabeth" und zum Schluss des offiziellen Programms ein Potpourri mit Melodien von Udo Jürgens, das die Stimmung nochmals anheizt.
Gastspiel-Tipp Das Phantom der Oper Das Musical "Phantom der Oper" ist am 25. Februar (20 Uhr) im Kongresshaus Coburg zu erleben. Basierend auf der Romanvorlage von Gaston Leroux erzählen Arndt Gerber (Musik) und Paul Wilhelm (Text) die schaurig-schöne Geschichte über die junge Opernsängerin Christin Daaé, Graf Raoul de Chagny und dem Scheusal mit der Maske. Präsentiert wird das Gstspiel von Asa-Event. - Vorverkauf: Tageblatt-Geschäftsstelle
Über die Auswahl der dargebotenen Musikstücke, die ja einen Querschnitt durch die Welt des Musicals darstellen sollte, kann man durchaus streiten, vielleicht bin ich da mit falschen Vorstellungen ins Kongresshaus gegangen.
Wenn aber das Dröhnen der Lautsprecher den Körper schallwellenartig erbeben lässt, kann Musikgenuss durchaus auch als störend empfunden werden.