Der Weitramsdorfer Exbürgermeister Christian Gunsenheimer legte sein Amt als Gemeinderat nieder. Die erwartete Laudatio ab es nicht.
Ohne die in der letzten Sitzung angekündigte Würdigung verabschiedete Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) seinen Vorgänger Christian Gunsenheimer (FW) als Gemeinderat. Marco Anderlik mochte den Scheidenden nicht allein mit Wappenteller und einer Flasche Wein ziehen lassen und sprach Gunsenheimer im Namen der CSU-Fraktion Dank für sein kommunalpolitisches Engagement in den vergangenen 14 Jahren aus. "Es ist uns wichtig, an einige wegweisende und für die Zukunft unserer Gemeinde bedeutende Maßnahmen zu erinnern, die den Ideen deiner Bürgermeister-Amtszeit zu verdanken sind", sagte Anderlik. Er nannte den Bau des Feuerwehrhauses im ehemaligen Hallenbad, Investitionen in die Grundschule, in Spielplätze sowie im Bereich Photovoltaik, die Einbringung des Wassernetzes in die SÜC Energie und H2O GmbH und die Einrichtung eines Jugendparlaments. "Zukunftsweisende Ideen wurden bei Dir nicht nach Popularität für Einzelne, sondern für die gesamte Gemeinde entwickelt", fuhr der Fraktionssprecher fort und lobte Gunsenheimers "ausgeprägte Fähigkeit, für Ideen argumentativ politische Mehrheiten im Gemeinderat zu suchen". Diese hätte die Arbeit der Gremien inhaltlich bereichert und "die zeitliche Effektivität der Entscheidungsfindung bei vielen Themen gesteigert", fügte Anderlik hinzu.
Der frühere Bürgermeister und er bildeten ein gutes Beispiel dafür, wie Kontrahenten nach der Wahl gemeinsam sachorientiert Kommunalpolitik betreiben könnten: "Wir verzichteten dabei auf Seitenhiebe und politische Schaukämpfe", schloss Anderlik.
Ein Nachrücker, der schon einmal im Gremium saß
Für Gunsenheimer rückt Tobias Franke als FW-Gemeinderat nach. Der Diplom-Mathematiker gehörte dem Gremium bereits von 2008 bis 2014 an.
Da er damals den stellvertretenden Vorsitz des Rechnungsprüfungsausschusses innehatte, schlug ihn Gunther Beetz (DGN) als dessen neuen Vorsitzenden vor. Norbert Bär (SPD) plädierte für seinen Fraktionskollegen Dominic Juck. Bei der Abstimmung setzte sich Franke mit neun zu acht Stimmen denkbar knapp durch.
Auch im Ferienausschuss nimmt Franke zukünftig Gunsenheimers Platz ein. Im Haupt- und Finanzausschuss sowie im Bau- und Umweltausschuss rückt für die FW Ulrich Kräußlich nach. Josef Janson wird für die SPD neuer Stellvertreter von Norbert Bär (Haupt- und Finanz- sowie Bauausschuss) beziehungsweise von Dominic Juck (Rechnungsprüfungsausschuss). Außerdem wird sich der SPD-Neuzugang um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern.
Kaum war Tobias Franke als neuer Gemeinderat vereidigt, bat Guido Seeger als nächstes Gemeinderatsmitglied um Entbindung von seinem Ehrenamt. Dieser Bitte aus nicht näher definierten "persönlichen Gründen" folgte das Gremium einstimmig.
Folgt Tschech auf Seeger?
Wie ÜPWG-Fraktionssprecher Werner Hanke am Dienstag auf Nachfrage am Telefon mitteilte, wird wohl Günter Tschech, Leiter des Coburger Gewerbeaufsichtsamts, den Platz von Guido Seeger im Weitramsdorfer Gemeinderat einnehmen. Seeger selbst wollte sich zu den Beweggründen seines Abschieds aus dem Ehrenamt erneut nicht äußern.
Keine Verbesserung sieht der Bürgermeister in einer möglichen Stadtbusanbindung Weitramsdorfs, wie er auf Anfrage von Anke Schäfer (ÜPWG) erklärte, zumal sich die Gemeinde daran finanziell beteiligen müsse. Dass der Bus nur stündlich verkehrt, bestritt Josef Janson (SPD): Es handele sich um eine halbstündige Verbindung. Schäfer möchte die Stadtbusanbindung mit einem Antrag in der nächsten Sitzung auf den Weg bringen.
Wann der Umbau der Neundorfer Schule auf der Tagesordnung stehe, fragte Janson. Bauersachs bat, hier den Beschluss zu respektieren. Die Verwaltung prüfe derzeit, wie vorgegangen werden soll. "Wir sind noch im Zeitplan", beteuerte der Bürgermeister.
Kommentar:
Würdelose Verabschiedung
"Man muss das Ehrenamt ja würdigen": Mit diesen Worten verabschiedete Bürgermeister Wolfgang Bauersachs am Montagabend seinen Vorgänger Christian Gunsenheimer aus dem Weitramsdorfer Gemeinderat. Würdelos waren nicht nur seine Worte, sondern die gesamte Form des Abschieds.
Hatte Bauersachs in der letzten Sitzung noch angekündigt, Gunsenheimer bei seiner offiziellen Verabschiedung ausführlich zu würdigen, überreichte er dem Scheidenden nun zur Erinnerung lediglich den vermeintlichen "Ehrenteller der Gemeinde", worauf sich der frühere Rathauschef den Kommentar "Das ist der Wappenteller!" nicht verkneifen konnte. Anschließend holte Bauersachs noch eine Flasche Wein aus der Ecke.
Dem einzigen Kreisrat Weitramsdorfs und weiteren Stellvertreter von Landrat Michael Busch die Gelegenheit zu Abschiedsworten an seine langjährigen Mitstreiter zu geben, dazu konnte sich Bauersachs nicht durchringen. Nicht nur Gunsenheimer, auch die anwesenden Gemeinderäte waren sichtlich konsterniert.
Einzig Marco Anderlik reagierte, was auch an der Abwesenheit von Werner Hanke (ÜPWG) und Andreas Carl (DGN) gelegen haben mag. Die lobenden Worte des CSU-Fraktionssprechers an seinen früheren Konkurrenten durfte der jetzige Rathauschef Bauersachs als deutliche Kritik an seiner Amtsführung verstehen. Mehrfach sprach Anderlik von Ideen Gunsenheimers, die zu wegweisenden Maßnahmen der Kommune führten. Dabei habe es der frühere Bürgermeister mit guten Argumenten vermocht, für seine Projekte Mehrheiten zu finden und rasch Entscheidungen herbeizuführen. Dass es Gunsenheimer dabei nicht um Popularität, sondern stets um sachorientierte Kommunalpolitik gegangen sei, fügte Anderlik noch hinzu. Mit Gunsenheimer habe es zudem weder persönliche Seitenhiebe noch politische Schaukämpfe gegeben, schloss der CSU-Gemeinderat mit weiterem Sticheln gegen den aktuellen Amtsinhaber. Zu einem Abschiedsfoto mit seinem Nachfolger Tobias Franke mochte Christian Gunsenheimer nicht mehr verweilen, nachdem er minutenlang wie ein bestellter, aber nicht abgeholter Gast vor dem Gremium stand.
... ist, dass sich unsere Gemeinde immer wieder negativ darstellt. Vor einiger Zeit zuerst das "nein" und DS ann das "ja" zum ASB Seniorenpark in Weidach. Jetzt die etwas befremdlich Verabschiedung des ehemaligen Bürgermeisters auzs dem Gemeinderat. Weitramsdorf kann nicht bzw nur eingeschränkt mit Industrie und Gewerbe punkten, aber man kann die lebenswerte und liebenswerte Wohngemeinde in unmittelbarer Nachbarschaft zu Coburg sein. Man hat moderne Kindergärten, eine moderne Grundschule, einen Wildpark und alle Einkaufsmöglichkeiten, die für den täglichen Bedarf benötigt werden. Liebenswert und lebenswert, wenn da nicht immer die negativen Schlagzeilen wären, die beim Leser hängen bleiben.
Wir sollten versuchen unsere Gemeinde positiv in die Schlagzeilen zu bringen,
Jörg Bissot