Chorfest Coburg: Weil Singen das Atmen der Seele ist

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Günter Freitag, Vorsitzender des Sängerkreis Coburg-Kronach-Lichtenfels, am Treppenaufgang zu St. Moriz. In der Morizkirche findet am Sonntag das Abschlusskonzert des Chorfestes Coburg statt. Foto: Jochen Berger
Günter Freitag, Vorsitzender des Sängerkreis Coburg-Kronach-Lichtenfels, am Treppenaufgang zu St. Moriz. In der Morizkirche findet am Sonntag das Abschlusskonzert des Chorfestes Coburg statt. Foto: Jochen Berger

Wie sieht die Zukunft des Chorgesangs aus? Das Chorfest lockt an diesem Wochenende zahlreiche Sängerinnen und Sänger nach Coburg.

Viele traditionsreiche Chöre klagen seit Jahren über dramatischen Nachwuchsmangel. Gleichzeitig aber ziehen junge neue Chöre Sänger und Publikum an. Wie er die Zukunft des Chorgesangs in der Region einschätzt, verrät Günter Freitag, Vorsitzender des Sängerkreises Coburg-Kronach-Lichtenfels, im Interview.

Coburg war 1862 Gründungsstadt des Deutschen Sängerbundes und hat damit einen ganz besonderen Bezug zum Chorgesang. Wie hat sich der Stellenwert des Chorgesangs seitdem verändert?
Günter Freitag: Nach Jahren der Veränderungen und Stagnation im herkömmlichen Gesangvereinswesen verzeichnen wir wieder einen deutlichen Aufwärtstrend. Auch Wissenschaftler machen zunehmend die Bedeutung des Singens für den Menschen deutlich, ja, es unterstützt auch entscheidend Bildung und Gesundheit. Veränderungen gibt es insbesondere im breiter gefächerten Liedgut, das Vereinen, die dies erkannt haben, Zuspruch bringt. Dies setzt natürlich voraus, dass auch ein charismatischer Chorleiter an der Spitze steht und die Organisation im Chor funktioniert.

Beim Chorfest 2015 in Volkach waren mehr als 100 Chöre vertreten. Wie viele Chöre erwarten Sie in Coburg?
125 Chöre haben sich für Sonntag, den 9. Juli angemeldet, was muss ich dazu noch mehr sagen

Wie zufrieden sind Sie mit dieser Resonanz?
Überwältigend.

Seit vielen Jahren klagen zahlreiche traditionsreiche Chöre über Nachwuchsmangel. Wie sehen Sie diese Entwicklung in der Region? Was kann der Sängerkreis Coburg-Kronach-Lichtenfels, was kann der Fränkische Sängerbund tun, um seine Chöre zu unterstützen?
Überalterte Chöre, die Generationen ausgelassen haben oder trotz großer Anstrengungen keinen Nachwuchs gewinnen konnten, können nicht erwarten, dass Jugend zu ihnen kommt. Wir unterstützen daher insbesondere alle Neugründungen und konzentrieren uns auch auf Singen in Kindergärten und Grundschulen. Wozu man im Kindesalter angehalten wurde, begleitet einen ein Leben lang. Wenn es auch manchmal Unterbrechungen gibt, irgendwann besinnt man sich wieder sehr zur Freude aller, die für den Chorgesang eintreten. Ich ermuntere unsere örtlichen Vereine immer wieder mit Kitas und Schulen zu kooperieren, so ist auch schon mancher Elternteil zum Verein gekommen.

Welche Erwartungen haben Sie an das Chorfest in Coburg?
Dass es eine große Demonstration für die Sängerbewegung wird, viele Gäste kommen und Zuhörer zum Anschluss an Chorvereine ermuntert. Wo man singt...

Beim Eröffnungskonzert am Samstag im Kongresshaus präsentiert der Fränkische Sängerbund vier leistungsfähige Chöre, die allesamt relativ jung sind und sich auch durch junge, unkonventionelle Programme auszeichnen. Ist das die Zukunft des Chorgesangs?
Sie bringen es auf den Punkt, alle vier Chöre gehen ihren eigenen Weg mit unterschiedlicher Ausrichtung und Sie werden hören, am Schluss singen sie gemeinsam doch wieder ein altes Volkslied, also auch die Tradition wird gepflegt. Große Klasse, was wir da präsentieren dürfen.

Das Abschlusskonzert am Sonntag in St. Moriz mit der Aufführung von Robert Schumanns "Der Rose Pilgerfahrt" ist als Mitsingkonzert angekündigt. Wie funktioniert dieses Mitsingkonzert?
Grundstock für dieses besondere Konzert sind die Auswahlchöre des FSB, renommierte Solisten und die Thüringer Symphoniker unter Leitung von Professor Matthias Beckert, unserem Bundeschorleiter. Wir laden alle Sängerinnen und Sänger, ganze Chöre und die Konzertbesucher zum Mitsingen ein.

Am Samstag gibt es auch zahlreiche Auftritte an vielen Plätzen mitten in Coburg. Wieviele Helfer im Hintergrund sind nötig, um dieses Chorfest vorzubereiten?
Die eigentliche Organisation haben wir auf wenige Mitstreiter gebündelt, um den Überblick zu behalten. Am Sonntag werden wir aber mit 30 Helfern an den Singstätten vor Ort sein.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Chorgesangs in der Region?
Ich wünsche mir, dass unsere Anstrengungen mit unserem jüngsten Projekt "Singen an Grundschulen", das wir in Stadt und Landkreis Coburg aufgelegt haben, Signale für die Chorbewegung geben können und dass unsere örtlichen Vereine alles tun, um den so wichtigen Chorgesang zu erhalten, sei es durch Werbeaktionen für neue Mitglieder oder durch Chorneugründungen, was sich immer wieder als guter Weg erweist. Ich kann dazu nur ermuntern, denn Singen ist das Atmen der Seele. Und vielleicht macht ja unser Grundschulprojekt über unsere Grenzen hinaus Schule. Dazu will ich bei nächster Gelegenheit gerne Stellung beziehen, jetzt muss ich mich auf das große Fest konzentrieren...





Rund um das Chorfest Coburg


Samstag, 8. Juli
Eröffnungskonzert im Kongresshaus Rosengarten - Auswahlchor "Ziemlich beste Stimmen", Chor "Unerhört", Vocalensemble Coburg, Hochschulchor "Die Klangfänger", Beginn: 19.30 Uhr, Moderation: Jens-Uwe Peter (die kostenlosen Einlasskarten sind bereits vergriffen)

Sonntag, 9. Juli ab 10 Uhr Gottesdienste mit Chorgesang in der Stadt Coburg und in Dörfles-Esbach, ab 11.30 Uhr singen 120 Chöre in der Coburger Innenstadt, 16 Uhr: gemeinsames Singen am Marktplatz, 17 Uhr: Mitsingkonzert in der Morizkirche mit Robert Schumanns "Der Rose Pilgerfahrt".

Infos rund um das Chorfest Coburg an diesem Wochenende online unter www.fsb-online.de