Wegen Corona: Weitramsdorf investiert etwas weniger

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Halbe Mannschaft und ausreichend Abstand: Der Haushalt der Gemeinde Weitramsdorf wurde am Montagabend vom Ferienausschuss beraten. Anwesend war auch der designierte Bürgermeister Andreas Carl (DGN, vorne links). Foto: Bettina Knauth
Halbe Mannschaft und ausreichend Abstand: Der Haushalt der Gemeinde Weitramsdorf wurde am Montagabend vom Ferienausschuss beraten. Anwesend war auch der designierte Bürgermeister Andreas Carl (DGN, vorne links).  Foto: Bettina Knauth

In Erwartung sinkender Einnahmen: Die Sitzung des Ferienausschusses ist das ungewöhnliche Ende der sechsjährigen Wahlperiode.

Ferienausschuss statt Gemeinderat und ein Haushalt, der mit 200000 Euro weniger an Steuereinnahmen rechnet: Die Einschränkungen und Folgen der Corona-Pandemie beeinflussten am Montagabend auch Form und Inhalt der letzten Sitzung der Legislaturperiode im Schulungsraum des Feuerwehrhauses in Weitramsdorf. "Wir sind vollzählig, auch wenn es sehr dünn aussieht", eröffnete Zweiter Bürgermeister Werner Hanke (ÜWG) die Sitzung mit Blick auf die mit Abstand platzierten acht Gemeinderäte. Statt des 16-köpfigen Gemeinderats war zur Haushaltsberatung der halb so große Ferienausschuss einberufen worden.

"Für die aktuelle Situation sieht der Haushalt 2020 der Gemeinde Weitramsdorf gar nicht so schlecht aus", stellte Kämmerer Christian Reuß fest. Er erläuterte das Zahlenwerk mit einem Gesamtvolumen von rund 13,5 Millionen Euro. Für den Verwaltungshaushalt sind Ein- und Ausgaben in Höhe von gut 10,3 Millionen Euro, im Vermögenshaushalt von knapp 3,2 Millionen Euro vorgesehen. Trotz dieses neuerlichen Rekordvolumens stehen mit 676000 Euro rund 100000 Euro weniger für Investitionen zur Verfügung als im Vorjahr. Dafür belaufen sich die Tilgungen, inklusive Sondertilgungen, auf rund 393000 Euro. Und obwohl die Einnahmen des Vermögenshaushalts sich zur Hälfte aus einer Rücklagenentnahme speisen (1,6 Millionen Euro), der dieses Mal keine Gelder zugeführt werden können, beträgt der Stand der Rücklage noch fast 6,5 Millionen Euro (Stand 23. März 2020). "Damit übertreffen wir die Mindestzulage um ein Vielfaches", sagte Reuß. Auch mit dem Schuldenstand der Gemeinde zeigte sich der Kämmerer zufrieden: Er liegt nach Abzug der Sondertilgungen bei gut 1,8 Millionen Euro und damit pro Kopf bei 359,74 Euro. Reuß: "Das ist deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 651 Euro!"

Nach unten korrigiert

Angesichts der drohenden Rezession wurden die Ansätze für die Gewerbesteuer mit 225000 Euro sowie des Gemeindeanteils an der Einkommens- beziehungsweise Umsatzsteuer mit gut drei Millionen Euro um je 100000 Euro nach unten korrigiert. "Damit haben wir wegen Corona einen Puffer", sagte der Kämmerer. Sicher rechnen kann die Gemeinde mit Schlüsselzuweisungen in Höhe von rund 2,17 Millionen Euro. Reuß: "Der Bescheid liegt vor."

Auf der Ausgabenseite schlagen vor allem Personalkosten mit fast zwei Millionen Euro zu Buche. Warum diese gestiegen seien, erkundigte sich Gunter Beetz (DGN). Laut Reuß sind eine neue Stelle im Bauamt sowie Tariferhöhungen und Höhergruppierungen für den Anstieg verantwortlich. Weiterer großer Posten neben der leicht gestiegenen Kreisumlage (gut 1,9 Millionen Euro) ist die höhere Betriebskostenförderung für die Kindertagesstätten (1,84 Millionen Euro). Hier nehme der Grundwert pro Kind jedes Jahr zu, außerdem besuchten mehr Kinder beziehungsweise mehr Kinder mit erhöhtem Betreuungsaufwand die Kindergärten der Gemeinde. Marco Anderlik (CSU) wies darauf hin, dass allein 250000 Euro jährlich für den Unterhalt der Gemeindestraßen fällig würden. Und dabei seien die Eigenleistungen durch den Bauhof nicht mal eingerechnet, fügte Reuß hinzu.

Über die Hälfte der Ausgaben im Vermögenshaushalt entfällt auf Baumaßnahmen (gut 1,7 Millionen Euro). Größter Posten bleiben die Kanalsanierungen (eine Million Euro), gefolgt von den Anbauten an die Grundschule (300000 Euro) beziehungsweise den Kindergarten Weitramsdorf (150000 Euro) und die Sanierung der Schulturnhalle (100000 Euro).

An der Schule lägen die Bauarbeiten im Zeitplan, informierte Hanke. Wenn im September Schule sei, könnten die Kinder wohl in den Anbau einziehen.

Neue Fahrzeuge für Feuerwehr und Bauhof schlagen mit 110000 Euro zu Buche. Neu ersetzt werden müssen auch der Jugendbus der Gemeinde (35000 Euro) und ein Containertransportfahrzeug für den Bauhof (40000 Euro).

Nur eine Empfehlung für den neuen Gemeinderat

Anders als in der Einladung noch vorgesehen, oblag es dem Ferienausschuss in Sachen Haushaltssatzung und -plan lediglich, eine Empfehlung für den neuen Gemeinderat auszusprechen. Geschäftsleiter Heiko Geuss erläuterte, dass damit einer kurzfristig eingetroffenen Mitteilung des Innenministeriums Folge geleistet werde. Einstimmig wurde vom Ferienausschuss dieses Vorgehen zum einen abgesegnet, zum anderen die Annahme der Haushaltssatzung dem neuen Gremium angeraten. Dessen konstituierende Sitzung ist für den 11. Mai geplant. "Dann werden wir wohl auf eine der Turnhallen ausweichen", kündigte Hanke an. Die Verabschiedung der scheidenden Gemeinderäte soll laut Geuß später nachgeholt werden.

Mit der Übergabe der Amtsgeschäfte an den neugewählten Bürgermeister Andreas Carl (DGN) endet zum 1. Mai die Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Wolfgang Bauersachs (ehemals BfB) durch seine Stellvertreter Hanke und Michael Rädlein. Der Zweite Bürgermeister bedankte sich in beider Namen bei der Verwaltung für die Unterstützung in den letzten Monaten. "Es ist ein ungewöhnliches Ende der Legislaturperiode", meinte Hanke mit Blick auf die Folgen von Covid-19 und den abwesenden Ersten Bürgermeister.

Abschließend teilte der Zweite Bürgermeister mit, dass die Wertstoffhöfe im Landkreis wieder geöffnet haben. Hanke: "Mal sehen, wie wir das mit dem Abstand und nur zwei Kunden gleichzeitig hinbekommen."