Was Coburgs älteste Brücke zu erzählen hat

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1783 wurde Coburgs älteste erhaltene Steinbrücke über die Itz fertiggestellt - die Judenbrücke. Bis zum Neubau der Alexandrinenbrücke war die Brücke wichtiger Bestandteil des innerstädtischen Verkehrsnetzes.Foto: Jochen Berger
1783 wurde Coburgs älteste erhaltene Steinbrücke über die Itz fertiggestellt - die Judenbrücke. Bis zum Neubau der Alexandrinenbrücke war die Brücke wichtiger Bestandteil des innerstädtischen Verkehrsnetzes.Foto: Jochen Berger
Ein Foto als Einladung zur Zeitreise: So sah es 1963 auf der Judenbrücke aus - dichter Gegenverkehr. Seit 1983 dürfen hier nur noch Anlieger fahren.
Ein Foto als Einladung zur Zeitreise: So sah es 1963 auf der Judenbrücke aus - dichter Gegenverkehr. Seit 1983 dürfen hier nur noch Anlieger fahren.
Tageblatt-Archiv
Stark verwittert ist dieses Mohrenkopf-Relief an der Judenbrücke.
Stark verwittert ist dieses Mohrenkopf-Relief an der Judenbrücke.
Jochen Berger

Wie sich in der Geschichte der Judenbrücke wichtige Kapitel der Stadtgeschichte widerspiegeln.

Sie ist unbestreitbar die schönste der zahlreichen Brücken Coburgs - die Judenbrücke. Das liegt nicht nur daran, dass sie die älteste der erhaltenen Brücken über die Itz ist. Mit ihren drei Bögen ist sie markant und unverwechselbar. Beinahe wie Schiffe stehen zwei mächtige Pfeiler mitten im Fluss.

Holzbrücke aus dem 17. Jahrhundert

Im Jahr 1783 wurde dieses steinerne Brückenbauwerk einst eingeweiht. Doch die Geschichte der Brücken über die Itz am westlichen Ende der Judengasse reicht noch mehrere Jahrhunderte weiter zurück. Schon Ende des 15. Jahrhunderts wurde erstmals ein Judensteg in geschichtlichen Dokumenten erwähnt.

In der Judenbrücke spiegelt sich auf sehr anschauliche Weise die Geschichte der Stadt und ihres Straßenverkehrs wider. Aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar erscheint der Umstand, dass die historische Judenbrücke sogar bis in die 1970er Jahre zweispurig befahren wurde und eine sehr wichtige innerstädtische Verkehrsader war. Das änderte sich erst im Jahr 1978, als die neu gebaute Alexandrinenbrücke offiziell in Betrieb genommen wurde.

Steine aus der inneren Stadtmauer

Anfang des 17. Jahrhunderts war an dieser Stelle eine Holzbrücke errichtet worden. Über diese Brücke führte damals die Verbindung zu einer wichtigen Handelsstraße Richtung Frankfurt. Wiederholt wurde jene Brücke im 17. Jahrhundert durch Hochwasser beschädigt, 1764 gar so weit zerstört, dass sie provisorische neu errichtet werden musste. Diese Zerstörung bildete den äußeren Anlass für einen massiven Neubau aus Stein.

Recycling war übrigens schon damals durchaus ein Thema. Denn als Baumaterial für die neue Brücke dienten Steine der inneren Stadtmauer zwischen Juden- und Ketschentor. Die Geschichte der ständigen Ausbesserungsarbeiten war mit jenem Neubau jedoch keineswegs beendet. Immer wieder verursachten die regelmäßigen Hochwasser der Itz gravierende Schäden.

Im 19. Jahrhundert kam die massiv steigende Belastung durch den zunehmenden Straßenverkehr hinzu. Besonders einschneidend in dieser Hinsicht war die Fertigstellung und offizielle Inbetriebnahme des Coburger Bahnhofs am 1. November 1858. Denn der zu jener Zeit einzige Weg aus der Innenstadt zum Bahnhof führte über die Judenbrücke. Schon 1884 musste deshalb die Fahrbahn verbreitert werden mit Hilfe einer Eisenkonstruktion.

Eng verzahnt mit der Überlastung der Judenbrücke in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ist der Teil-Abriss des Ernst-Alexandrinen-Volksbads. Denn die Schwimmhalle des ältesten Coburger Hallenbades musste dem Neubau der Alexandrinenbrücke im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens Westtangente weichen.

Nach der Einweihung der Alexandrinenbrücke verlor die Judenbrücke schlagartig ihre ursprüngliche Bedeutung. Seit 1983 darf sie nur noch für den Anliegerverkehr genutzt werden.

Serie

Hintergrund In unserer Serie "Coburgs architektonische Mauerblümchen" stellen wir interessante Bauwerke in Coburg vor, die eine spannende Geschichte erzählen können und eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdienen. Dabei spielt die Größe und die heutige Nutzung der jeweiligen Bauwerke keine vorrangige Rolle bei der Auswahl - der Bogen dieser Serie spannt sich von der ehemaligen Hauptpost bis zum einstigen Theaterdekorationsmagazin.