Seit 1932 zieht das Waldbad Gäste aus Nah und Fern an. Viel hat sich seitdem verändert - aber sicher nicht zum Schlechteren.
"Manche Nachbarstadt wird mit einem kleinen Neidgefühl nach Rodach herüberschauen", kündigte die Thüringer Zeitung am 28. Mai 1932 die Eröffnung des Schwimmbads in Bad Rodach an - und forderte: "Auf nach Rodach!"
Seitdem hat sich vieles verändert. Heute wuchern Bäume und Büsche um das etwa einen Hektar große Gewässer. Wo sich früher ein Sandstrand erstreckte, wächst heute Gras und Schilf. Mit dem letzten großen Umbau zwischen 1989 und 1991 wurde aus dem ehemaligen "Strandbad" endgültig ein "Waldbad".
Eines hat sich jedoch nicht geändert: Noch immer ist das Waldbad Anziehungspunkt für Gäste von Nah und Fern. "An gut besuchten Sonntagen können es auch schon mal bis zu 800 Leute sein, an Spitzentagen sogar bis zu 1000", sagt Bademeister Frank Brehm (45). Auch Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) betont die Bedeutung des Bades.
"Wohl jeder aus der Umgebung hat einen Teil seiner Jugend dort verbracht."
Halb See, halb Freibad
Damit sich die Gäste wohlfühlen, versucht man in Bad Rodach die Vorteile eines Sees mit denen eines Freibads zu verbinden. Der Schwimmbereich ist gefließt. Die Wassertiefe wächst nur langsam an, so dass auch die Kleinen großen Badespaß erleben können.
Auf der anderen Seite des Sees sollen Schilf und Kiesboden das Wasser auf natürliche Weise reinigen. So können die Betreiber vollständig auf Chlor und andere Chemikalien verzichten. Dafür ist der Teil des Sees für die Badegäste gesperrt.
Stattdessen können die Besucher dort Boot fahren. Das gefällt besonders den jüngeren Gästen: Während der zweiwöchigen Ferienbetreuung kommen Kinder aus Bad Rodach nämlich nicht nur zum Planschen.
"Wir paddeln auch mit dem Kanu oder unseren zwei Schlauchbooten, die wir hier haben", sagt Ferienbetreuerin Stefanie Griebel.
Es kommen nicht nur Menschen aus der unmittelbaren Umgebung. Gabriele Reinhardt beispielsweise ist aus Coburg. "In meinem Urlaub fahre ich mit meinem Mann jeden Tag hier her. Und auch wenn wir arbeiten, kommen wir jeden Sonntag zum Schwimmen", erzählt sie. "Das Waldbad ist klein und überschaubar." So könne man in Ruhe die schönen Tage genießen.
Probleme mit "Entenflöhen"
Probleme bereiteten dieses Jahr zu Beginn der Saison sogenannte "Entenflöhe". Die kleinen Parasiten bohren sich in die Haut der Badegäste, erkennen diese als Fehlwirt und sterben ab. Sie verursachen Juckreiz - sind aber nicht gesundheitsgefährdend. Die Kleinstlebewesen treten vor allem im Frühjahr auf, wenn das Wasser erstmals über 20 Grad warm wird.
Aktuell gäbe es keine Probleme, erklärt Bademeister Brehm.
Kämmerer Michael Fischer erklärt, was die Stadt Bad Rodach als Betreiber gegen die Plage unternehmen will: So wurden Fische eingesetzt, die die Larven fressen. Außerdem sollen im Herbst die Schnecken, die die Parasiten in sich tragen, eingesammelt werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich außerdem in der Apotheke eine Salbe kaufen, die vor den Parasiten schützt.
Eine Multimediareportage mit Bildern und weiteren Infos finden Sie hier.
Mitarbeit am Text: Uta Fujiyama und Moritz Brückner