Michael Stoschek, Enkel des Firmengründers Max Brose, erläutert, warum er am Donnerstag im Stadtrat eine Mehrheit für eine Max-Brose-Straße erwartet und warum eine "Brose-Straße" für ihn keine tragbar Alternative wäre.
Es sei ihm ein Bedürfnis, vor der Stadtratssitzung am Donnerstag noch einmal Stellung zu beziehen, sagt Michael Stoschek eingangs des Gesprächs. Am Donnerstag soll der Stadtrat entscheiden, ob die Von-Schultes-Straße, an der die Coburger Verwaltung liegt, nach dem Firmengründer umbenannt wird. 2004 war ein solches Vorhaben knapp gescheitert. Michael Stoschek ist der Enkel des Firmengründers Max Brose und war von 1971 bis 2005 geschäftsführender Gesellschafter.
Herr Stoschek, Die Diskussion über eine Max-Brose-Straße in Coburg hat inzwischen bundesweit Aufsehen erregt. Wie erklären Sie sich das? Michael Stoschek: Das bundesweite Interesse hängt mit der aktuellen Berichterstattung 70 Jahre nach Kriegsende und vermutlich auch mit der Vorreiterrolle Coburgs für den Nationalsozialismus zusammen. Es ist bedauerlich, wenn in diesem Zusammenhang meinen Großvater unberechtigte Vorwürfe treffen. Ich sehe es als problematisch, dass einige Kritiker von Beginn dieser Debatte an eine feste Meinung vertreten haben und davon nicht abrücken, egal, was wir an Belegen und Beweisen für Max Broses anständiges Verhalten vorlegen. Das finde ich sehr bedauernswert. Dass ich mich gegen die haltlose Beschädigung meines Großvaters wehre, müsste eigentlich verstanden werden.
Es kommt auch immer wieder der Vorwurf, der Stadtrat stehe unter Druck, weil Sie die Umbenennung wünschen.Die Initiative für die Straßenumbenennung 2004 ging von der CSU-Fraktion aus. Nicht ich habe gewünscht, sondern die CSU hat im Stadtrat den Antrag eingebracht. Dieser Vorschlag war einleuchtend, denn die betreffende Straße führt unmittelbar durch unser Firmengelände. Jetzt, elf Jahre später, macht der neue Oberbürgermeister den Vorschlag, Max Brose zu rehabilitieren und die Umwidmung der Von-Schultes-Straße zu beschließen, weil die Begründung des Jahres 2004 angesichts der Fakten nicht mehr haltbar ist.
Aber wäre es vielleicht klüger gewesen, das Thema Max-Brose-Straße nach dem März, nach der Klarstellung im Stadtrat, erst einmal ruhen zu lassen?Das Vorhaben von Oberbürgermeister Norbert Tessmer zur Rehabilitierung bestand von Anfang an aus zwei Stufen. Die erste war die Feststellung, dass Max Brose in der Zeit des Dritten Reichs nichts vorzuwerfen ist. Dies ist die Voraussetzung für den zweiten Beschluss, nämlich die Straßenumwidmung. Es steht mir nicht an, den Fahrplan des Oberbürgermeisters zu bestimmen. Wenn nun der zweite Schritt nicht stattfände, wäre die Beschädigung ja noch größer als 2004. Ich denke, das ist für jedermann verständlich.
Die Grünen im Stadtrat haben beantragt, dass die Stadt Kriterien festlegen solle, nach denen Straßennamen vergeben werden. Welche Kriterien könnten das sein, und welche Kriterien erfüllt Ihr Großvater?Ich hatte vergangene Woche ein längeres Gespräch mit allen Stadtratsmitgliedern der Grünen. Sie konnten mir nicht sagen, welche Kriterien Max Brose mit seinem Lebenswerk nicht erfüllen würde, wenn es den von ihnen gewünschten Katalog heute schon gebe.
Die Betrachtung der Person Max Brose konzentriert sich auf die zwölf Jahre 1933 bis 1945, die Zeit des Dritten Reichs. Dass er mit dem NS-System zusammenarbeitete, kann man aus heutiger Sicht durchaus kritisch betrachten und es bedauern. Nur: Wird diese Konzentration auf zwölf Jahre der Person Max Brose gerecht?
Max Brose stand, wie die jüngst vorgelegten Belege beweisen, dem NS-Regime kritisch gegenüber und natürlich muss der Stadtrat bei seiner Entscheidung das Wirken des Unternehmers Max Brose über 60 Jahre und seine Verdienste für die Stadt und deren Bevölkerung bewerten. Bei seinem Tod im Jahr 1968 waren in dem Metallwerk 1000 Mitarbeiter beschäftigt, sein Betrieb war neben der Firma Waldrich der wichtigste industrielle Arbeitgeber in Coburg. Heute ist Brose ein weltweit agierender Botschafter dieser Stadt. Aber ich betone auch hier noch einmal: Die 48 Jahre seines Wirkens außerhalb der Zeit des Dritten Reiches sind nicht alleine der Grund, dass diesem Mann eine Straße gewidmet werden muss, sondern insbesondere auch sein Verhalten während des Dritten Reiches. Wir haben Beispiele, die belegen, dass sich Max Brose gegen das Regime gestellt hat, um Mitarbeiter zu schützen, andere Coburger Unternehmen zu unterstützen, Benachteiligten zu helfen oder einen Kommunisten vorm KZ zu bewahren. Das ist der Grund, weshalb inzwischen die ganz große Mehrheit unserer Bevölkerung und nicht nur unserer Mitarbeiter der Überzeugung ist, dieser Mann hat eine Straße verdient.
Wäre eine Umbenennung der Von-Schultes- in Brose-Straße eine Alternative?Gerade nach der jetzt stattgefundenen Debatte wäre die Wegnahme seines Vornamens eine völlig unakzeptable Maßnahme. Auch 2004 wäre das nie hingenommen worden. Die Straßenbenennung nach verdienten Unternehmern ist in allen Städten üblich. Der Vorname ist immer dabei, auch in den anderen Coburger Fällen.
Welche Entscheidung erhoffen Sie sich am Donnerstag im Stadtrat? Wir haben keinen einzigen Beleg, dass Max Brose durch sein Verhalten irgendjemandem geschadet oder sich für das Regime eingesetzt hat. Im Gegenteil: Die Akten belegen, dass er sich einige Male mutig gegen das Nazi-Regime gestellt hat. Vor diesem Hintergrund erwarte ich eine sehr deutliche Mehrheit im Stadtrat und hoffe, dass die frei gewählten Vertreter der Bürgerschaft eine sachgerechte und keine ideologische Entscheidung treffen werden.
Trotzdem gibt es den Vorwurf, es falle eine Entscheidung nach dem Motto "Spenden gegen Straße" - damit Brose wieder spendet.Das trifft überhaupt nicht zu. Haben Sie zufällig die Designtage besucht? Haben Sie gesehen, wer auf der Sponsorenliste an erster Stelle steht? Fragen Sie mal das Landestheater! Fragen Sie den Coburger Glaspreis! Fragen Sie die Hochschule Coburg! Das heißt, wir engagieren uns durchaus, aber wir hängen es nicht an die große Glocke. Unsere Firma teilt seit 2004 mit, dass sie aufgrund der beleidigenden Stadtratsentscheidung ihr öffentliches Engagement reduziert. Dennoch ist sehr viel geschehen, übrigens auch von privater Seite. Dafür wurden meine Schwester und ich im vergangenen Jahr als Wohltäter der Stadt ausgezeichnet.
Kommen Sie am Donnerstag in die Stadtratssitzung?Ich werde dem öffentlichen Teil beiwohnen und vertraue darauf, dass in der nichtöffentlichen Debatte eine faire Bewertung der historischen Fakten zu einem breiten Konsens führt.
Das Gespräch führten Oliver Schmidt und Simone Bastian.
... Stoscheck von der Umbenennung?
Ist das gewünschte Straßenschild für S. so wichtig?
S. hat wohl keine anderen Probleme ....!
Meiner Meinung ist S. ein armer Mensch der nicht erkannt hat was im Leben wichtig ist ....!
so wichtig, dass es ihm gar nicht mehr auffällt, dass er seine Bestätigung mittlerweile kauft.