Viel zu schade für den Mülleimer

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Wer wird denn so ein schönes Spiel wegwerfen? Stefan Kornherr (links ) und Monika Abt (Zweite von rechts) räumen es lieber ins Umsonst-Regal. Auch die Einrichtungen von Johanna Thomack (Awo) und Rainer Meier (VHS) beteiligen sich an der Aktion. Foto: Ulrike Nauer
Wer wird denn so ein schönes Spiel wegwerfen? Stefan Kornherr (links ) und Monika Abt (Zweite von rechts) räumen es lieber ins Umsonst-Regal. Auch die Einrichtungen von Johanna Thomack (Awo) und Rainer Meier (VHS) beteiligen sich an der Aktion. Foto: Ulrike Nauer
Monika Abt bestückt das Regal im "dialog", dem Stadtbüro der Diakonie. Foto: Ulrike Nauer
Monika Abt bestückt das Regal im "dialog", dem Stadtbüro der Diakonie.  Foto: Ulrike Nauer
 

In drei Coburger Einrichtungen stehen ab sofort "Umsonst-Regale". Hier kann jeder Dinge einräumen, die er nicht mehr braucht.

Jeder, der sich nur schwer von Dingen trennen kann, kennt das: Man hat irgendein neues Teil gekauft, das alte funktioniert aber eigentlich noch ganz gut. Viel zu gut, um es einfach in den Müll zu werfen, zumal es ein anderer vielleicht gut gebrauchen könnte. Die Coburger Diakonie, die Volkshochschule (VHS) Coburg und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) haben nun ein Projekt gestartet, das die beiden Seiten zusammenbringt - ganz unkompliziert und unbürokratisch.
In allen drei Einrichtungen stehen seit kurzem Regale, in die man ausrangierte Dinge legen kann. Wer ein solches Teil brauchen kann, nimmt es sich heraus - kostenlos natürlich. Ob man für etwas Herausgenommenes gleich wieder etwas aus dem eigenen Haushalt ins Regal stellt, bleibt jedem selbst überlassen.


Lebensmittel sind tabu

"Das funktioniert praktisch wie bei den offenen Bücherschränke", erläutert Monika Abt, die sich im Coburger "Transition"-Projekt engagiert, bei der Vorstellung am Donnerstag. Zwei solcher Bücherschränke gibt es bereits in Coburg, allerdings stehen sie im Freien, die Umsonst-Regale dagegen in den Räumen der drei Einrichtungen.
"Bei den Bücherschränken ist klar, was hineinkommt", sagt Monika Abt. Für die Umsonst-Regale haben sich die Initiatoren auf einige wenige Regeln geeinigt: Lebensmittel sind grundsätzlich tabu. Bücher und Kleidung sollen auch nicht hinein, weil es eben schon Bücherschränke beziehungsweise Kleiderkammern gibt. Für alles andere gilt: "Brauchbar, funktionstüchtig und gut erhalten soll es sein", wie Monika Abt erklärt. Damit alles rund läuft, gibt es in jeder der drei Einrichtungen einen "Paten", der das jeweilige Regal betreut. "Der sortiert dann vielleicht auch mal einen Ladenhüter aus", sagt Monika Abt.


Bei Platzmangel: "Kiwi"

VHS-Geschäftsführer Rainer Maier hat das Konzept schon überzeugt. "Wir haben als VHS ja auch Angebote zur Umweltbildung im Programm. Beim Umsonst-Regal haben die Kursteilnehmer die Möglichkeit, aktiv etwas zu tun und nicht nur darüber zu reden." Wobei die Regale grundsätzlich jedem offen stehen, unabhängig davon, ob er zum Beispiel in der VHS einen Kurs belegt oder nicht.
"Senioren werfen nicht so schnell was weg", weiß die Leiterin des Awo-Treffs, Johanna Thomack, aus Erfahrung. Das Mehrgenerationenhaus sei ja ursprünglich eine Seniorenbegegnungsstätte gewesen. "Seit einiger Zeit gibt es bei uns ein Repair-Café und das kommt auch sehr gut an."
Was für die Regale zu groß ist, etwa der klassische Röhrenfernseher, wie Stefan Kornherr von der Diakonie Coburg anmerkt, müsse trotzdem nicht gleich weggeworfen werden. Für große Teile gibt es die Internet-Plattform www.kiwi-coburg.de. Auf dieser Seite kann jeder Dinge einstellen, die er gern verschenken möchte. Es können aber auch Dienstleistungen angeboten werden, beispielsweise Hilfe beim Einkaufen. "Man muss sich nicht anmelden und man kann auch nach bestimmten Sachen suchen", zählt Monika Abt die Vorteile auf.
Die Umsonst-Regale sind die erste sichtbare Aktion der Initiative "Transition", wie Stefan Kornherr erklärt. Entstanden in Südengland begleitet Transition heute den ökologischen, sozialen und ökonomischen Wandel (daher auch die englische Bezeichnung) in der ganzen Welt.


Coburger Gruppe seit April

Ihre Hauptaufgabe sehe die Initiative darin, "Städte und Gemeinden resistenter gegen Energiekrisen zu machen", sagt Stefan Kornherr. "Allerdings nicht auf politischer Ebene, sondern ganz konkret vor Ort in den Kommunen." Viele Interessierte hätten sich eine solche Gruppe in Coburg gewünscht. Im April wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. "Die Diakonie ist dabei ein Mitspieler unter vielen anderen", sagt Kornherr. "Wir haben aber nicht den Hut auf."
Im Oktober sind bereits zwei weitere Aktionen geplant: Ein Fahrradkino am Freitag, 7. Oktober, bei dem das Publikum erst einmal auf Rädern strampeln muss, um den Strom für den (Transition-)Film zu produzieren. Auch ein Nähcafé soll nächsten Monat starten. Willkommen sei jeder, der Lust habe, sagt Monika Abt. "Es gibt keinerlei Verpflichtungen. Wir sind kein Verein, sondern eine lose Sammlung von Menschen."

Wo stehen die Regale?

Jeweils zu den Öffnungszeiten!

Diakonie Coburg Im Stadtbüro "dialog", Metzgergasse 13, Telefon 09561/7990500.

Volkshochschule Caféteria, Löwenstraße 15, Coburg, Telefon 09561/8825-0.

Awo-Treff Oberer Bürglaß 3, Telefon 09561/94415.