Anwohner, Eigentümer und Gewerbetreibende sind offenbar anderer Meinung als die sich im Stadtrat abzeichnende Mehrheit. Doch es gibt auch bereits Kritik an dieser Umfrage.
Mann stirbt nach Auseinandersetzung in Bar in Coburg Wie geht's weiter im Steinweg? Soll zumindest der untere Bereich - und das auch nur probeweise und tagsüber - wieder für den Autoverkehr freigegeben werden oder soll er komplett Fußgängerzone bleiben? Während sich bei den im Coburger Stadtrat vertretenen Fraktionen und Gruppierungen eine Mehrheit
für eine Öffnung abzeichnet, bringt jetzt eine Umfrage unter Anwohnern, Eigentümern und Gewerbetreibenden ein etwas anderes Stimmungsbild.
Mit Blick auf die Entscheidung, die in der Novembersitzung des Stadtrats fallen soll, waren René Hähnlein (Die Linke) und Max Forkel (JC) angesprochen worden, eine Umfrage zu starten - und zwar sei er von einer "kleinen Gruppe besorgter Anwohner und Gewerbetreibender" darum gebeten worden, wie Hähnlein jetzt in einer Presseerklärung mitteilt. "Denn bisher hat man vor allem über den Steinweg und die Anwohner gesprochen. Wir wollen mit unserer Umfrage direkt die Betroffenen im Steinweg ansprechen", erklärt der Stadtrat der Linken.
Insgesamt wurden 190 Handzettel im Steinweg und dem oberen Bürglaß an alle per Briefpost erreichbaren Haushalte und Geschäfte verteilt. 92 Handzettel und damit knapp 50 Prozent wurden ausgefüllt zurückgesendet. Für Hähnlein ist das eine gute Quote und zudem der Beleg dafür, "dass eine Diskussion über die Öffnung des Steinwegs für Pkw-Verkehr auch und vor allem mit den Betroffenen vor Ort dringend notwendig ist."
Die Umfrage erhebe selbstverständlich keinen Anspruch auf Repräsentativität. "Trotzdem sollten meine Stadtratskollegen und die Stadt Coburg unsere Umfrage in ihre Überlegungen mit einbeziehen", bittet René Hähnlein.
Insgesamt sprach sich eine deutliche Mehrheit gegen eine Öffnung für den Pkw-Verkehr aus. Konkret:
Für eine Öffnung des Steinwegs für den Pkw-Verkehr haben gestimmt:
Insgesamt: 10
(davon: Anwohner: 2
Eigentümer: 2
Gewerbetreibende: 6)
Gegen eine Öffnung haben gestimmt:
Insgesamt: 82
(davon Anwohner: 45
Eigentümer: 17
Gewerbetreibende: 20).
Es gibt aber auch schon erste Reaktionen auf diese Umfrage: Ingmar Bartel, der im Steinweg ein Teppichgeschäft besitzt und erklärter Befürworter einer Steinweg-Öffnung ist, zum Beispiel. Betonend, dass er nicht für die Werbegemeinschaft Steinweg spreche, sondern lediglich für sich, wies Bartl auf eine andere Umfrage unter Gewerbetreibenden hin, die ein ganz anderes Stimmungsbild ergeben habe. "Zwei Drittel sprechen sich da für eine Öffnung aus und nur ein Drittel dagegen", erklärte er, "und das mit Stempel und Unterschrift." Letzteres kann als Seitenhieb verstanden werden, dass die "Hähnlein"-Umfrage" anonym erfolgt ist.
os
Der Steinweg wird auch dadurch nicht häufiger frequentiert werden, nur weil man nun eine Einbahnstraße einrichtet.
Hauptgrund für den Niedergang sind einfach die mangelhaften Einkaufsmöglichkeiten. Es gibt viele Billig- und Ramschläden, echte Einzelhandelsmagneten (große Filialisten) fehlen.
Die Probleme sind aber rein hausgemacht. Viele Einzelhändler und Vermieter waren gegen geplante Einzelhandelsprojekte, dadurch wurde ja auch aus dem von der ECE geplanten Innenstadt-Einkaufszentrum (mit direkter Fußgängerzonenanbindung an den Steinweg) nichts. Selbst schuld! Kurzfristig mag dieses Abwehren von Konkurrenz vielleicht hilfreich (für die bisherigen Händler) gewesen sein. Mittel- bis langfristig hat das aber nun dazu geführt, dass viele gar nicht mehr erst in Coburg einkaufen, sondern gleich in andere Städte fahren, die in der Zwischenzeit ordentlich aufgerüstet haben, während Coburg schlief.
Und wer meint, die bisherige FuZo sei zu groß für Coburg, soll einmal nach Schweinfurt, das ähnlich viele Einwohner hat, fahren. Die Fußgängerzone dort ist gefühlt doppelt so groß wie die Coburger und auch unter der Woche sehr stark frequentiert. Und das alles, obwohl es dort zusätzlich noch ein großes Einkaufszentrum mit über 20.000 m² Verkaufsfläche gibt (Stadtgalerie Schweinfurt).
In anderen Städten hat man eben nach Lösungen gesucht (und diese haben sich als sehr erfolgreich erwiesen), während man sich in Coburg darauf konzentrierte, neue Konkurrenz und geplante Einzelhandelsprojekte zu verhindern. Das mittel- bis langfristige Ende vom Lied ist nun schließlich eingetreten und viele kaufen GAR nicht mehr in Coburg ein. Ich übrigens auch nicht. Selbst Schuld, liebe Einzelhändler!
Das Problem, wenn es denn eines ist, ist doch:
Haben Coburg und sein Umland vor dem Hintergrund der Bemühungen anderer Orte denn überhaupt das Potenzial, in jedem Haus vom Steinweg bis zur Ketschenvorstadt und von der Judengasse bis zum Schlossplatz und um den Markt herum, die Mohrenstraße, Badergasse und Webergasse hinunter und und und ... im jeweiligen Erdgeschoß einen Laden oder eine Gaststätte oder ein Café und damit einhergehend mittelbar auch die Vermieter mit ausreichendem Umsatz zu versorgen?
Wollen die großen Umsatzträger überhaupt in die Innenstädte?
Wie kann man die Innenstadt anderweitig beleben?
Ist eine Innenstadt attraktiv und schön, wenn möglichst viele Menschen zu den Geschäftszeiten zum Einkaufen reinrennen?
Also ich brauche für die komplette Durchquerung der Coburger Fußgängerzone, von der Hahnmühle bis zum Markt gerade mal fünf bis sechs Minuten. Ist das eine überdimensionierte Fußgängerzone? Die Parkplätze im Parkhaus Post sind fast vor der Haustüre der Geschäfte im Steinweg. Da gibt es Parkplätze am REAL-Gelände in Dörfles-Esbach oder am Marktkauf-Gelände in SON-Hönbach, die sind tatsächlich weiter weg von diesen Geschäften. Wenn es früher im Steinweg Parkplätze vor den Geschäften im Steinweg gab, waren die ohnehin immer belegt, wenn man einen gebaucht hätte. Kurzzeitparkplätze einrichten? Die Kurzzeitparkplätze vor der (Ex-)Hauptpost in der Hindenburgstraße sind auch immer belegt, wenn ich einen brauche.
Wenn es an Besucherfrequenz im Steinweg mangelt, dann hat das wohl auch noch viele andere Gründe. Wenn sich der Steinweg zu einer Gastronomiemeile entwickelt, bitte schön: Warum denn nicht? Das hat auch seinen Reiz. Das wäre doch dann auch ein guter Standort für die amerikanischen Ketten-Buletten-Bratereien, die sich bislang auf Stadtrandlagen beschränken.
Herr Bartel schreibt von einer Umfrage mit Unterschrift und Stempel. Warum fragte mich niemand?
Weltbasar, Steinweg 41 - 43
Zitat aus obriger Stellungnahme: "Zwei Drittel sprechen sich da für eine Öffnung aus und nur ein Drittel dagegen", erklärte er, "und das mit Stempel und Unterschrift." Ich wußte nicht, dass der mir vorgelegte Auszug aus dem Liegenschaftskataster, auf dem grüne und rote Punkte aufgeklebt waren, die Umfrage darstelte. Dieser Straßenplan wurde mir selbstverständlich vorgelegt.