Oliver Krechel und der elffache Torschütze Steffen Coßbau waren die Garanten des fünften Saisonsieges des HSC Coburg.
"Vollgas" - das Motto hatte Jan Gorr, Coach des HSC 2000 Coburg, vor den abschließenden fünf Saisonspielen ausgegeben und gegen den VfL Gummersbach hielt sich seine Mannschaft beim 31:30-Erfolg daran. "Nicht nur kämpferisch, auch handballerisch haben wir es diesmal geschafft über 60 Minuten relativ konstant zu bleiben, auch wenn uns der gegnerische Trainer viele Aufgaben gestellt hat", lobte Gorr sein Team.
Zwar musste das lange einem Rückstand hinterherlaufen, lag vor dem Wechsel selten in Führung. Im zweiten Durchgang wendete sich aber das Blatt. Die Coburger Abwehr bekam Christoph Schindler im Rückraum der Gummersbacher besser unter Kontrolle. Nur ein einziges Mal konnte der VfL in Führung gehen. Das allerdings nach der mit 26:23 höchsten Führung der gesamten Partie überhaupt.
"Mister 100 Prozent"
Coburg schien schon da auf dem Weg zum fünften Saisonerfolg. Doch dieses Abstiegsduell blieb umkämpft. Der HSC erholte sich vom folgenden 0:4-Lauf im Gegensatz zu vielen anderen in dieser Saison wieder. Sieggaranten für Coburg waren ein starker Torwart Oliver Krechel und Linksaußen Steffen Coßbau, der seinen einzigen Fehlwurf, einen vergebenen Siebenmeter, im Nachwurf "versenkte", so dass man ihn durchaus als "Mister 100 Prozent" bezeichnen kann.
Schon in Magdeburg hatte er fünf von fünf Würfen im gegnerischen Tor untergebracht. Jan Gorr, kein Freund von Einzellob, zu dessen Leistung: "Es war eine fantastische Quote von ihm. Auch in der Abwehr hat er auf halb in diesem intensiven Spiel seine Aufgabe gemeistert."
Ohne Romas Kirveliavicius
Wegen einer Schambeinentzündung, die Romas Kirveliavicius von der österreichischen Nationalmannschaft mitgebracht hatte, musste Gorr auf seinen etatmäßigen Rückraumlinken verzichten, dafür stand Tom Wetzel von Beginn an auf der Platte und übernahm auch "Kiwis" Part im Deckungszentrum. Dem VfL fehlte Rückraum-Shooter Julius Kühn.
Bereits nach sechs Minuten humpelte Adnan Harmandic nach einem Pferdekuß vom Feld und kam auch nicht wieder. Bis zum 6:8 konnte Krechel drei Bälle parieren. Steffen Coßbau traf selbst in engsten Situationen von seiner linken Außenposition gegen Carsten Lichtlein. Oder per Konter - denn die funktionierten gut wie selten, so dass "Cossi" bereits nach 17 Minuten auf sechs Treffer kam und beim 11:10 auch die erste HSC-Führung markierte.
Aber es blieb eng so wie es in dem Abstiegsduell nicht anders zu erwarten war. Es ging mit einem knappen Vorsprung in die Kabine, weil Krechel erst einen Konter von Florian von Gruchalla und nur wenig später einen Strafwurf desselben Spielers parierte.
Einmal mehr fühlten sich Coburger von den Unparteiischen in Einzelaktionen mit unterschiedlicher Regelauslegung benachteiligt. Die für die Zuschauer gravierendste - als noch acht Sekunden zu spielen waren, nahm Jan Gorr die Auszeit, ein Kempa-Spielzug auf Florian Billek wurde besprochen und dann auch so ausgeführt. Doch dessen Gegenspieler stieß den einspringenden Rechtsaußen des HSC um, der Pfiff blieb aus.
Nach de Pause wurde es ein mitreißendes Abstiegsduell. Das Spiel ging mit einem irren Tempo hin und her. Der VfL spielte in der Abwehr offensiver, aber Coburg hatte die Antworten darauf parat.
Ein energischer Tom Wetzel
Nach knapp 48 Minuten war es endlich soweit - das 26:23 eines energischen Tom Wetzel war die erste Drei-Tore-Führung in dieser Partie überhaupt. Dem vorausgegangen war eine Glanztat von Krechel. Dafür gab es von einem HSC-Fan in der ersten Reihe sogar Küsschen und Umarmung für den Vater von Krechel. Doch dann kam sie - die Schwächephase des HSC, weil weniger klappte. Die Gäste hatten einen 4:0-Lauf, doch diesmal konnte der HSC das kontern, das war ganz und gar nicht nach dem Geschmack der Gäste, die auf einen Befeiungsschlag im Hinblick auf den Abstieg gehofft hatten.
Trotz der Niederlage sollten dann wohl aber zumindest die Pizzen geschmeckt haben, die deren der Busfahrer bei einer Neuseser Pizzeria für die Heimfahrt geordert hatte.
HSC Coburg gegen VfL Gummersbach 31:30 (15:14)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (n.e.), Oliver Krechel (30 Gegentore, 14 Paraden) - Philipp Barsties, Markus Hagelin (2), Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm, Sebastian Weber (1), Stefan Lex (5), Steffen Coßbau (11/3), Florian Billek (2), Till Riehn, Nico Büdel (6/3), Adnan Harmandic (1), Tom Wetzel (3).
Trainer: Jan Gorr.
VfL Gummersbach: Carsten Lichtlein (8 Gegentore, 0 Paraden), Matthias Puhle (23 Gegentore 6 Paraden); Tobias Schroeter (3), Simon Ernst (3), Christoph Schindler (8), Maximilian Jäger, Florian Baumgärtner, Alix Kevynn Nyokas (2), Evgeni Pevnov (3), Marcel Timm, Kevin Schmidt (2/1), Florian von Gruchalla, Alexander Becker (4), Schröder (5). -
Trainer: Sead Hasanefendic.
Spielfilm: 2:2 (4.), 2:4 (5.), 3:4 (7.), 6:6 (11.), 6:8 (13.), 8:8 (15.), 9:9 (16.), 11:10 (18.), 12:11 (20.), 12:13 (23.), 14:14 (26.), 15:14 - 16:14 (31.), 18:16 (35.), 19:17 (36.), 21:19 (39.), 21:20 (40.), 22:20 (42.), 25:23 (47.), 26:23 (48.), 26:27 (53.), 27:28 (55.), 29:28 (56.), 30:28 (57.), 31:29 (59.), 31:30.
SR: Sebastian Grobe / Adrian Kinzel. -
Spielaufsicht: Jürgen Rieber.
Zuschauer: 2565.
Strafminuten: 4 (Wetzel 4) - 6 (Schindler, von Gruchalla, Becker).
Siebenmeter: 6/7 (Coßbau scheitert an Lichtlein) - 1/2 (von Gruchalla scheitert an Krechel)
Beste Spieler: Krechel, Lex, Coßbau / Schindler, Schröder, Becker.