Tobias Varvne führt HSC Coburg zum Sieg

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Zwei Hauptdarsteller in der Arena: Der überragende HSC-Torsteher Oliver Krechel (links) und Romas Kirveliavicius, der Rot sah.
Zwei Hauptdarsteller in der Arena: Der überragende HSC-Torsteher Oliver Krechel (links) und Romas Kirveliavicius, der Rot sah.
Tobias Varvne hatte es nicht immer leicht gegen die kompromisslosen Abwehrspieler aus Nordhorn. Doch der HSC-Mittelmann ging immer wieder dorthin, wo es weh tut und setzte sich oft erfolgreich durch. Sein Zug zum Tor war erstligareif und beim 30:22-Sieg mitentscheidend; vorne rechts Florian Billek. Fotos: Hagen Lehmann
Tobias Varvne hatte es nicht immer leicht gegen die kompromisslosen Abwehrspieler aus Nordhorn. Doch der HSC-Mittelmann ging immer wieder dorthin, wo es weh tut und setzte sich oft erfolgreich durch. Sein Zug zum Tor war erstligareif und beim 30:22-Sieg mitentscheidend; vorne rechts Florian Billek. Fotos: Hagen Lehmann
 
 
 
 
 
 
 
 

Coburg lässt sich von einem schnellen Rückstand und vier vergebenen Strafwürfen nicht aus der Ruhe bringen. 1749 Zuschauer bedeuten Minusrekord seit 2012.

Wer am verschneiten Samstagabend den Weg nicht in die HUK-Coburg Arena gefunden hatte, verpasste den besten Auftritt des HSC 2000 Coburg seit zwei Monaten. Und das waren etliche treue Fans, denn die Minuskulisse von 1749 Zuschauer bedeutete den geringsten Besuch seit 2012!
Trotz vier vergebener Strafwürfe hatte die Mannschaft von Jan Gorr den Gegner HSG Nordhorn-Lingen beim 30:22-Sieg klar im Griff, auch wenn das nach zehn Minuten noch ganz anders ausgesehen hatte. "Am Anfang war es so wie unsere Saison so läuft, vielleicht haben wir uns ein bisschen zu viel vorgenommen. Und plötzlich in der Unterzahl Vier gegen sechs dreht sich das auf einmal und danach spielen wir eine Bombenabwehr und zu Olis starker Leistung brauche ich gar nichts zu sagen", zeigte sich Spielführer Till Riehn erfreut über eine endlich einmal wieder starke Leistung des Teams.


Varvnes toller Zug zum Tor

Auch die Verletztenreihen lichteten sich, doch das war nicht ausschlaggebend. Der Mann des Abends war Tobias Varvne, der seine Nebenleute nicht nur immer wieder geschickt einsetzte, sondern selbst unheimlichen Zug zum Tor entwickelte und acht Mal erfolgreich war. Kurios - ausgerechnet als Coburg in doppelter Unterzahl war, kippte die bis dahin von Nordhorn-Lingen bestimmte Partie.
Nachdem Torwart Jan Kulhanek bereits gegen Rimpar ins Tor zurückkehrte, gab es gegen Nordhorn-Lingen die Rückkehr des Abwehrspezialisten Philipp Barsties, der aber nicht zum Einsatz kam. Marko Neloski nahm den Platz von Romas Kirveliavicius nach dessen roter Karte ein. Jan Gorr schickte die Anfangsformation der letzten Wochen aufs Feld. Bemerkenswert waren die vielen Strafwurftore in der Anfangsphase. Die Coburger ließen sich mit schnellen Vorstößen zu oft überraschen, sahen sich nach 13 Minuten nach umstrittenen Zeitstrafen mit zwei Mann in Unterzahl und sogar drei Treffern in Rückstand.


"Oli, Oli"-Sprechchöre

In dieser Phase parierte Oliver Krechel seinen ersten Ball (!), den völlig frei vom Kreis. Gorr hatte zu diesem Zeitpunkt so langsam einen Torwartwechsel in Erwägung gezogen. Doch dieser späten ersten Parade, folgen noch sensationelle weitere 18, was die Fans mit "Oli, Oli"-Sprechchören feierten.
Seine Vorderleute machten aus dem vermeintlichen Nachteil der zahlenmäßigen Unterlegenheit den 8:8-Ausgleich. Danach war es genau umgekehrt, jetzt war Nordhorn-Lingen mit zwei Mann in Unterzahl. Geschickt verstanden sie es 100 Sekunden lang den Angriff auszuspielen. Mit Ablauf der Strafzeiten gelang Felix Sproß die erste HSC-Führung des Spiels.
Eine höhere Führung wurde im Anschluss vergeben. Zunächst scheiterte Till Riehn mit seinem zweiten Strafwurf, dann vergaben erst Sebastian Weber und im Nachwurf Markus Hagelin vom Kreis. Das veranlasste den Vorstand sportliche Leitung des HSC, Michael Häfner, zu einem emotionsgeladenem Kommentar von den Stehplatzrängen aus: "Die sollen mal zu mir in die D-Jugend kommen."
Ob das bis aufs Spielfeld vordrang ist, ist fraglich, aber auf jeden Fall lagen die Coburger wenig später mit vier Toren in Front. Der Grundstein dafür wurde mit einer aufmerksamen, bissigen Abwehr gelegt und endlich zeigten die Coburger, dass sie auch das Kontern nicht verlernt haben. Riskant waren zwar die meisten, doch Coburg verfuhr da nach dem Motto - wer wagt, gewinnt und machte so aus einem Drei-Tore-Rückstand nach elf Minuten eine 16:11-Halbzeitführung.
Unglücklich verlief der Start in die zweite Halbzeit aus Coburger Sicht. Erst wurde ein klares Foul an Varvne nicht geahndet und der Gegenzug führte zum Treffer für Nordhorn Lingen, anschließend vergab der HSC seinen dritten Strafwurf.
Gerade Torgarant Florian Billek erwischte einen rabenschwarzen Tag. Doch auch gegen die jetzt in einer 5:1-Formationen agierende HSG-Abwehr behielten sie den Überblick, verteidigten geschickt die Führung. Denn nach 42 Minuten kassierte der HSC die erste rote Karte der Saison, nachdem Kirveliavicius drei Zeitstrafen bekam. Doch der Schwung war trotzdem dahin, spätestens als Wucherpfennig als dritter Werfer mit dem vierten Strafwurf scheiterte.


Ein verbales Trainerduell

Jetzt war zudem eine gereizte Stimmung spürbar, Schiedsrichter Lier musste sich sogar beide Trainer an den Kampfrichtertisch holen, da die sich über die Entfernung verbal ziemlich in der Wolle hatten.
In der Pressekonferenz gaben sich beide dann aber diplomatisch und versöhnt: "War da was? - Handball ist ein emotionaler Sport", sagte Heiner Bültmann und Jan Gorr ergänzte, "der von beiden Coaches heute sehr emotional geführt wurde." Da war das Thema erledigt und somit schnell vergessen.
Für "Kiwi" kam Neloski, als die Partie so bisschen auf der Kippe stand. Denn die vier vergebenen Strafwürfe hätten für die Coburger durchaus ein böses Ende nehmen können, da die Gäste sich lange nicht abschütteln ließen. Aber nach dem 23:20 rührte Coburg in der Abwehr so richtig Beton an, ließ fast zehn Minuten keinen weiteren Treffer mehr zu und zog auf zehn Tore davon.