Tessmer gibt für Coburg die Richtung vor

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Bei Empfängen trägt der Oberbürgermeister Amtskette: Norbert Tessmer bei der Veranstaltung im Landestheater. Fotos: Simone Bastian
Bei Empfängen trägt der Oberbürgermeister Amtskette: Norbert Tessmer bei der Veranstaltung im Landestheater. Fotos: Simone Bastian
Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) nannte unter anderem den Bau einer Schlossplatztiefgarage als eins seiner Ziele "Dann ist aber mit der Parkerei auf dem Schlossplatz Schluss!" Auch die Gäste des Neujahrsempfangs parkten am Samstag zwischen Rondell und Theater.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) nannte unter anderem den Bau einer Schlossplatztiefgarage als eins seiner Ziele "Dann ist aber mit der Parkerei auf dem Schlossplatz Schluss!" Auch die Gäste des Neujahrsempfangs parkten am Samstag zwischen Rondell und Theater.
 
Die drei Bürgermeister empfingen die Gäste gemeinsam.
Die drei Bürgermeister empfingen die Gäste gemeinsam.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Starken Beifall erhielt Oberbürgermeister Norbert Tessmer (zweiter von rechts) für seine Rede - und Lob aus unterschiedlichen Lagern.
Starken Beifall erhielt Oberbürgermeister Norbert Tessmer (zweiter von rechts) für seine Rede - und Lob aus unterschiedlichen Lagern.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Anna Gütter sang Stücke aus "Der Vogelhändler" und "My Fair Lady".
Anna Gütter sang Stücke aus "Der Vogelhändler" und "My Fair Lady".
 
Ana Cvetkovic-Stojnic und José Manuel im Duett.
Ana Cvetkovic-Stojnic und José Manuel im Duett.
 

Der Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) nutzt den Empfang im Landestheater, um seine Themenschwerpunkte für die nächsten Jahre zu verkünden: Haushaltskonsolidierung, Theatersanierung und - wenn's geht - eine Schlossplatztiefgarage.

Die Tradition der Neujahrsempfänge war einige Jahre lang unterbrochen gewesen - aus Spargründen. Sparen muss (und will) der Stadtrat immer noch, aber mit dem neuen Oberbürgermeister gab es auch wieder einen Neujahrsempfang im Spiegelsaal des Landestheaters. "In Ihrem Landestheater!", wie Intendant und Hausherr Bodo Busse zur Begrüßung betonte. Dass dieses Landestheater in den nächsten Jahren generalsaniert wird, war lange zur Debatte gestanden und gilt nun als sicher, nachdem Freistaat und Stadt sich über den Umfang dieser Sanierung geeinigt haben.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) streifte dieses Großprojekt in seiner Ansprache aber nur mit wenigen Sätzen. Seine erste großen Rede als Oberbürgermeister vor den wichtigsten Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Bildungslandschaft und Gesellschaft geriet zum Rundumschlag: Von Integration bis Einzelhandel, von Bildung bis Schlossplatz-Tiefgarage spannte Tessmer den Bogen, ohne freilich allzu konkret zu werden.

Eins der Ziele: Ein ausgeglichener Haushalt, für den gespart wird, allerdings ohne "konterkarierende Wirkungen", und für den zur Not auch die Steuern angehoben werden, ohne die ortsansässigen Unternehmen zu gefährden. Außerdem will Tessmer Menschen nach Coburg bringen und dafür Wohnraum schaffen: Zwischen 300 und 500 sollen es in dieser seinen ersten Amtsperiode schon sein. Coburg müsse seinen Standortvorteil gegenüber den Ballungsräumen nutzen, sagte der OB: Es biete viel für vergleichsweise wenig Geld. "Was bekomme ich für 80 000 Euro in München und was in Coburg?"

Die Generalsanierung des Landestheaters mit Schaffung zusätzlicher Flächen für Proben und Verwaltung sei "ein absoluter Schwerpunkt", betonte Tessmer. Die Sanierung des Theaters biete auch die große Chance, eine Schlossplatz-Tiefgarage zu bauen. Über die wird schon seit Ende der 70er Jahre gestritten. Dass sie am besten dann errichtet wird, während das Landestheater saniert wird, war bisher Konsens. Allerdings wollte (und will) die Stadt den Bau nicht selbst stemmen; eine Suche nach Investoren verlief bislang aber ergebnislos. Im Gespräch mit dem Tageblatt wurde Tessmer noch deutlicher: "Die Schlossplatz-Tiefgarage ist eines meiner Ziele, auch wenn es manchen nicht gefällt!"


Zuzügler zu "Neu-Coburgern"

Coburgs Stärken in Sachen Bildung und Kultur nicht vernachlässigen, gute Kontakte zur Wirtschaft pflegen, mit der Umgestaltung des Güterbahnhofs zum "Innovationsterminal" für Unternehmen und Hochschule schaffen, den ICE-Systemhalt dauerhaft etablieren und einen neuen Verkehrslandeplatz bauen: Tessmer machte vor kaum einem Thema halt und scheute auch nicht vor deutlichen Worten: Als Argument gegen einen Verkehrslandeplatz werde der Flächenverbrauch ins Feld geführt, doch wenn es um Wohnbebauung ging, sei der Flächenverbrauch nie Thema gewesen, sagte er. "Die Suburbanisierung hat dazu geführt, dass Dorf- und Stadtkerne verödet sind."

Zum Abschluss brach Tessmer eine Lanze für die Integration von Zuzüglern und Flüchtlingen: "Uns muss es gelingen, alle Menschen, die nach Coburg kommen und dort bleiben, zu integrieren" - als "Neu-Coburger". Coburg sei eine Stadt, in der "der interreligiöse und der interkulturelle Dialog gelebt werden".

Umrahmt wurde der Empfang von Künstlern des Theaters - Anna Gütter, Ana Cvetkovic-Stojnic, José Manuel, Manuel Dengler, Dominik Tremel (Klavier)- mit Ausschnitten aus dem aktuellen Programm.


Aussagen zur Schlossplatz-Tiefgarage "bemerkenswert"

Mancher konnte ein gewisses Feixen nicht unterdrücken: "Als Tessmer gesagt hat, er sei für die Schlossplatz-Tiefgarage, ist einigen aus der SPD-Fraktion die Kinnlade runtergegangen." Der das beim Empfang am Samstag sagte, will natürlich nicht mit diesem Satz zitiert werden. Aber auch Jürgen Oehm, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, nannte die Aussagen von OB Norbert Tessmer (SPD) zur Schlossplatz-Tiefgarage "bemerkenswert".

Sein Fraktionskollege und IHK-Präsident Friedrich Herdan hatte noch einige weitere Punkte in Tessmers Rede registriert, die ihm gut gefallen hatten: Tessmers Bekenntnis zum Verkehrslandeplatz zum Beispiel, und dass der OB gemeinsam mit der IHK um einen Systemhalt kämpfen wolle. Nicht zu vergessen die Haushaltskonsolidierung und das Lob für die Wirtschaft - "das hat uns sehr gutgetan". Herdans Fazit: "Das war eine Zukunftsvision für Coburg, quer über alle Themen." Und: Die Rede "hat sich wohltuend abgehoben von dem, was wir früher gehört haben". Das war wohl als Seitenhieb auf Tessmers Vorgänger Norbert Kastner (SPD) gemeint.

Was nun aber die Schlossplatz-Tiefgarage angeht, so wollte Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) vor allem das Bekenntnis zu einer ergebnisoffenen Überprüfung des Projekts gehört haben. Und, ja, der Bau sei nur möglich im Zusammenhang mit der Generalsanierung des Landestheaters.

Hans-Heinrich Eidt (FDP) dagegen, selbst vom Tiefgaragen-Gegner zum -Befürworter gewandelt, sprach davon, dass die Gemeinschaft Stadtbild Coburg (der Eidt vorsitzt) schon seit sechs Monaten "einen wunderschönen Plan in der Schublade" habe. Doch Tessmer habe diesen noch nicht veröffentlichen wollen. Immerhin habe sich Tessmer nun erstmals öffentlich zum Thema Schlossplatz-Tiefgarage geäußert.

"Es war eine ehrliche Rede", urteilte Gerhard Amend (CSB). Tessmer habe darin nahezu alle Themen der Stadtpolitik abgehandelt, "aber das haben die Leute auch erwartet".