Die Stadtkapelle Neustadt verbreitete viel Freude beim Adventsblasen im Umland.
21 Musikanten, vier Dörfer, ein Nachmittag: Jedes Jahr zieht die Stadtkapelle Neustadt beim Adventsblasen durchs Neustadter Umland und erfreuen Groß und Klein mit Weihnachtsklassikern. Für die Zuschauer in den Dörfern ist das etwas ganz Besonderes. Da sich die Route jedes Jahr ändert, können sie nur alle fünf Jahre dem Gastauftritt lauschen.
Die Wellmersdorfer Feuerwehr hat sich aus diesem Anlass etwas einfallen lassen: Im Gerätehaus empfangen sie schon vor dem Konzert alle Zuhörer. So ist eine Art Dorfweihnacht entstanden. "Die hat bei uns mittlerweile Tradition", erzählt Silke Baudler, Vorsitzende der Feuerwehr Wellmersdorf. Das Konzert der Stadtkapelle in das Veranstaltungsprogramm des Dorfs mit einzuflechten, habe für die Zuhörer Vorteile.
"So muss niemand in der Kälte stehen, sondern kann die Wartezeit stattdessen beim gemütlichen Zusammensein überbrücken", erklärt sie. Sie hoffe auch, die Stadtkapelle dadurch zu unterstützen: "Vielleicht locken wir so auch Kinder und Jugendliche an, die sich beim Konzert schließlich für die Musik begeistern."
Die Bierbänke im Gerätehaus sind jedenfalls gut besetzt. Die Wellmersdorfer wärmen sich dort bei Glühwein auf, greifen bei den Plätzchen beherzt zu und fiebern gemeinsam voll Vorfreude dem Konzert der Stadtkapelle entgegen. "Damit wir den Auftritt nicht verpassen, steht immer jemand draußen, der dann Bescheid gibt, wenn es endlich soweit ist", erklärt Silke Baudler.
Und schließlich treffen die lange erwarteten Musikanten ein. Während die Stadtkapelle aufbaut, versammeln sich die Zuhörer schon vorm Feuerwehrhaus. Und dann kann's schon losgehen: Mal besinnlich, mal beschwingt zieht die Stadtkapelle die Wellmersdorfer Zuhörer mit ihren Versionen von Liedern wie "I'm Dreaming of a White Christmas" oder "Rudolph, the Red Nosed Reindeer" in ihren Bann. Und schlussendlich werden die motivierten Musikanten nach dem erfolgreichen Auftritt selbstverständlich mit Plätzchen und Glühwein verköstigt, bevor es nach Birkig weitergeht.
Auch die Musikanten spüren, dass sie in den Dörfern einen besonders herzlichen Empfang bekommen. Für Horst Schlosser it das das allerbeste am Adventsblasen: "In der Stadt sind die Auftritte manchmal ja doch etwas unpersönlich, aber in den Dörfern spürt man den Zusammenhalt der Gemeinschaft." Außerdem freue er sich sehr darüber, dass sich selbst in den kleinsten Ortschaften so viele Leute finden, die der Stadtkapelle gerne zuhören.
Nur das Wetter ist in der Vorweihnachtszeit beim Adventsblasen für gewöhnlich eine echte Herausforderung. Und auch am Sonntag war es so richtig kalt, vom wolkenverhangenen Himmel rieselten zeitweise sogar feine Eiskörnchen auf die Musikanten nieder. Schlosser lässt sich davon aber nicht einschüchtern, denn er hat sich für das Spielen bei niedrigen Temperaturen bestens ausgerüstet. "Damit mein Instrument nicht einfriert, habe ich immer etwas Spiritus dabei", erklärt er. Durch ein angewärmtes Mundstück könne man tauben Lippen bestens vorbeugen. "Und mit Handschuhen sorge ich dafür, dass die Hände nicht zu kalt zum Spielen werden", sagt er. Nur die Fingerkuppen müssen bei den Handschuhen noch frei bleiben: "Sonst bekomme ich die Seiten der Notenblätter nicht mehr richtig zu fassen."
"Mittlerweile sind wir in der Hinsicht Vollprofis und können gut mit der Kälte umgehen", sagt Christian Härich. Seit 30 Jahren macht er Musik, 25 Jahre lang ist er Teil der Stadtkapelle Neustadt.
Dennoch sei die Kälte eine Herausforderung, die nicht zu unterschätzen sei. "Mit kalten Fingern und Lippen zu spielen, ist gar nicht so leicht. Auch die Ventile der Instrumente können bei den Temperaturen einfrieren", erklärt er. Seine Taktik, um sich warm zu halten: "Ich nutze das Zwiebelschichten-Prinzip und ziehe mir mehrere Kleidungsstücke übereinander an."
Durch das Adventsblasen werden alte Traditionen bewahrt. "Manchmal würde ich mir wünschen, dass wir dafür mehr Zeit und Raum von den Kommunen bekommen würden", bedauert er. Dennoch freue er sich jedes Jahr darauf, beim Adventsblasen durch Neustadts Dörfer zu ziehen: "Die Musik ist für mich nicht einfach nur ein Hobby, ich lebe sie - und da ist es besonders schön, dass ich sie auch in die abgelegeneren Dörfer hinaustragen kann."