Mit einem Rekordbesuch und zwei weiteren Super-Gigs ging das Festival im Schlosshof zu Ende. Nächstes Jahr soll Albert Hammond wiederkommen, dazu Spider Murphy Gang, Schmidbauer und Kälberer und PaddyKelly. Das steht schon fest.
Es war der besucherstärkste Tambacher Sommer in der 15-jährigen Erfolgsgeschichte des Festivals. Und das trotz zunehmender Konkurrenz im oberfränkischen Umfeld im gleichen Geschmackssektor. Weit über 10 000 Zuhörer- und Zugucker kamen in den letzten drei Wochen von Hof bis Schweinfurt angefahren, um die sieben Konzerte im stimmungsvollen und heuer wettermäßig fast ungetrübten Tambacher Schlosshof zu genießen.
Am Wochenende ging die von der Konzertagentur Friedrich erfundene und über die Jahre über Höhen und Tiefen gepflegte Veranstaltungsreihe mit zwei weiteren Super-Gigs zu Ende: Das Konzert des bis dato vielen unbekannten Senkrechtstarters Gregor Meyle gehörte zu den bisher zwei einzigen in Tambach, die bereits im Vorfeld ausverkauft waren. Womit sich am Freitag 2500 Besucher im Schlosshof tummelten. Am Samstag brachten LaBrassBanda etwa 2300 zum Hüpfen und Singen. Für das zweite im Vorfeld ausverkaufte Konzert sorgte übrigens, durchaus nachdenklich-kritisch, Rainhard Fendrich (da in der Kategorie der bestuhlten Veranstaltungen, also zwangsweise weniger zugelassenen Gästen).
Doch die Zahlenhatz mag Veranstalter Wolfgang Friedrich gar nicht so. "Ich sehe hier glückliche Menschen, die sich entspannen, die abtanzen. Das freut mich so. Wir haben es in diesem Jahr verstanden, Stimmung zu verbreiten. Die Leute kommen, um hier zu feiern".
Also wird er weitermachen in dem mittlerweile vertrauten Konzept zwischen engagierten Liedermachern, Rock und Pop. Von "Konzept" will Friedrich allerdings nicht sprechen, "wir müssen immer wieder reagieren". Und das mag auch das Erfolgsrezept des Tambacher Sommers sein - das pure Gespür des Veranstalters, der immer wieder auch die Newcomer erkannt und im selbstverständlich kommerziellen Unternehmen doch immer wieder etwas Besonderes zu bieten, der Region etwas zu bescheren hat.
Dann bis nächstes Jahr Zudem gelang es Friedrich, die Granden der Liedermacher-Szene für Tambach zu begeistern, so dass viele von sich aus immer wieder kommen wollen - weil es im Tambacher Schlosshof halt soo schön ist: Rainhard Fendrich und Hans Söllner in diesem Jahr. Hatte er in den Anfangsjahren noch so manches Experiment ins Programm genommen, so beugt Friedrich sich mittlerweile den kommerziellen Zwängen. "Es hat doch keinen Sinn, wenn wir hier bei diesem Aufwand mit wenigen Hunderten sitzen."
Das brauchten er und seine Mitstreiter in diesem vom Wetter verwöhnten Jahr tatsächlich nicht. Und die Freude, der Schwung dieses Jahres fließen schon ins nächste:
Nur wenige hatten es ja im Vorfeld kapiert, was Wolfgang Friedrich mit der Verpflichtung von Albert Hammond in diesem Jahr gelungen war, einem der weltweit größten Song-Komponisten der letzten 40 Jahre, der zudem ein wunderbarer Unterhalter und Interpret der Hits ist, die er für viele Weltstars geschrieben hat. Der 71-Jährige geht selbst wieder auf die Bühne aus purer Lust an der Musik, am Auftreten, am Publikum. Der fragte noch in derselben Nacht nach dem wunderbaren Gastspiel in Tambach, ob er wiederkommen solle. Und nachdem Friedrich andererseits so große Begeisterung, ja Verzauberung von Seiten des Publikums erlebte, wird er selbstverständlich zugreifen. Also wird Albert Hammond, wenn alles klappt, im nächsten Jahr wieder dabei sein, "keinesfalls mit dem gleichen Programm", lächelt Friedrich. "Der hat so unglaublich viel im Fundus, der könnte doch ewig spielen."
Fest stehen außerdem für 2016 schon die Spider Murphy Gang, Schmidbauer und Kälberer, die mit Wolfgang Buck als ihren persönlichen Gast kommen wollen, und Paddy Kelly (von der Kelly Family), der nach Jahren im Kloster nun wieder seinen musikalischen (Solo)Weg geht.
Herz-Schmerz-Massage und irrer Bayern-TechnoWas war es nun, das am zurückliegenden Tambach-Wochenende die Massen bewegte? Durchaus Gegensätzliches.
Erstaunlich, wie dieser Gregor Meyle, der seinen Weg über die bekannten Fernseh-Casting-Shows nahm, mit seiner nah an Xavier Naidoo gebauten Herz-Schmerz-Seelenmassage die jungen Leute anspricht. Zwischen Country, Irish-Folk, Geigen-Pathetik und flottem Pop, zwischen Witzeleien und frontaler Publikumsanima tion liefern er und seine Band eingängige Glaubensbekenntnisse: Die Sonne geht auf. Er glaubt an Wunder. Er glaubt an Dich. Solange, bis auch du glaubst: Hier spricht Dein Herz. - Ist doch gut so. Ist doch schön. Bitteschön.
Dafür zerblasen tags drauf LaBrassBanda vom ersten Takt an alles, was ihnen in die Mundstücke von Trompeten, Tuba und Posaune kommt. Sie jagen Traditionelles wie Neues durch ihren Bayern-Techno, durch ihren bayerischen Gypsy Brass. Bandleader Stefan Dettl, selbst hupfend und springend und dabei virtuos Trompete spielend oder superschnell singend, bringt die Leute dazu, alle Coolness fahren zu lassen. Die Körpertherapie führt in den Hardcore-Freestyle, sowohl beim Publikum, als auch bei den Musikern selbst, von denen dabei allerdings nichts weniger als technische Virtuosität verlangt wird.
Nach ihrem gar nicht gesunden Hype mit dem European Song Contest haben sich LaBrass Banda - schon zum dritten Mal in Tambach, davor auch schon im Coburger Rosengarten - wieder auf ihren eigentlichen Anspruch (auch als studierte Musiker) besonnen. In der Lautstärke zurückgenommen, dafür bei allem Wahnsinnstempo wieder klar und sauber ausgeführt und überlegt komponiert, musikalisch eben sehr interessant in der ihnen eigenen verrückten Art - so jubeln La BrassBanda den begeisterten Massen Soul, Jazz oder traditionelle Volksmusik -Stücklein unter.
Übrigens jetzt ohne den Irrsinns-Tubaprofessor Andreas Hofmeir; der war mittlerweile zweimal solo in Coburg, eher auf klassischen, aber auch auf kabarettistischen Pfaden. So kann's gehen. Mit LaBrassBanda. Mit dem Tambacher Sommer.
Und nochmal übrigens: Herzige Pädagogen, die LaBrass Banda sind, nehmen immer mal ein paar Studenten ins Vorprogramm. So bekam man am Samstag eine dreiviertel Stunde klassischen, klaren, feinen, harten, sauberen Rock von Ludwig Two zu hören. Die Buben tauchen bestimmt auch wieder auf.