Stromtrassen im Coburger Land: P 44 bleibt Teil der Planungen

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In diesem Bereich könnte die Trasse P 44 gebaut werden.Grafik: Carolin Höfler
In diesem Bereich könnte die Trasse P 44 gebaut werden.Grafik: Carolin Höfler
Bürgermeister Markus Mönch
Bürgermeister Markus Mönch
 

Die Netzbetreiber bleiben bei ihrem Vorschlag, eine weitere Stromtrasse durch das Coburger Land zu bauen.

Als mit seiner Gemeinde von den Plänen für die Stromtrasse P 44 mod. betroffener Bürgermeister hat es sich Markus Mönch (parteilos) schon so gedacht: "Es geht wieder von vorne los!" Was die Gegner weiterer Stromtrassen durch das Coburger Land befürchtet haben, ist seit gestern Realität: Die beiden Stromtrassen P 44 und P 44 mod. sind auch im zweiten Entwurf Bestandteil des Netzentwicklungsplans geblieben. Dies hat der Netzbetreiber Tennet offiziell bestätigt.


Mit der aktuellen Version des Netzentwicklungsplans ist jetzt klar, dass die Einwendungen der Bürger, Behörden und Gemeinden des Coburger Landes im Rahmen des Konsultationsverfahrens nichts gebracht haben. Wie es in der Tennet-Pressemitteilung von gestern heißt, sind zum Netzentwicklungsplan insgesamt 15 636 Stellungnahmen eingeangen.

Wie viele davon aus dem Coburger Land und zu den umstrittenen Trassen P 44/P 44 mod.
teilt Tennet nicht mit. Tageblatt-Informationen sollen sich aber etwa ein Drittel aller aus ganz Deutschland eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen kritisch mit den beiden Trassenvarianten zwischen Schalkau und dem inzwischen stillgelegten Kernkraftwerk bei Grafenrheinfeld auseinandergesetzt haben.


Sollte der Netzentwicklungsplan von der Bundesnetzagentur genehmigt werden, ist für Markus Mönch klar: "Einen Tod müssen wir sterben." Denn aus dem Plan (und auch den Stellungnahmen der Netzbetreiber) geht klar hervor, dass eine Variante zwischen Schalkau und Grafenrheinfeld gebaut wird. Die vom Coburger Landrat Michael Busch (SPD) immer wieder ins Spiel gebrachte Verlegung des Start-Punktes bei Schalkau hat nach Ansicht von Tennet kaum Chancen. Markus Lieberknecht, Pressesprecher des in Bayreuth ansässigen Netzbetreibers, erklärt: "In Schalkau kommen vier Systeme an, zwei führen auf der neu gebauten Höchstspannungsleitung durch das Coburger Land weiter nach Redwitz." Da sei es schon so etwas wie ein "technischer Zwangspunkt", von Schalkau aus zu starten. Warum gleich vier Systeme in Schalkau ankommen, liegt nach Lieberknechts Informationen an den Vorgaben, die der dort zuständige Netzbetreiber 50Hertz bekommen hat: "Ziel war es , den Rennsteig nicht mit zwei Trassen zu überqueren."


Im Gespräch mit dem Tageblatt macht Lieberknecht aber auch deutlich, dass aus Sicht von Tennet ein Neu- oder Ersatzbau für die just in Dienst gestellte Trasse zwischen Schalkau und Redwitz (P 44 mod.) "sehr schwierig" wäre. Es gebe jede Menge technische Nachteile, auch auf große Akzeptanz der Bevölkerung brauche man da nicht hoffen. Ob und wo im Coburger Land eine weitere Stromtrasse gebaut wird? Auf diese Frage kann auch Lieberknecht nur den Schultern zucken und sagen: "Am Ende entscheidet dies die Bundesnetzagentur." Da stimmt Lieberknecht auch Markus Mönch zu: "Die Musik wird beim Bund gemacht." Und zwar bis zur Entscheidung im Herbst.


Deshalb gibt der Weidhäuser Bürgermeister auch nicht mehr viel auf all die energischen Statements, die zuletzt von Mitgliedern der bayerischen Staatsregierung gegen die Trasse P 44 kamen. "Damit wurde die Bevölkerung ein bisschen ruhig gehalten, mehr nicht", ärgert sich der Weidhäuser Bürgermeister. Entscheidend sei, was auf dem Papier stehe: Und da habe sich, Kritik aus München hin oder her, beim Netzentwicklungsplan rein gar nichts getan. Was etwas verwundert: Die über 5500 Einwendungen zu P 44 und P 44 mod. haben nicht dazu geführt, dass für die Fortschreibung des Netzentwicklungsplanes neue Berechnungen stattgefunden haben. Es sei nicht genug Zeit dafür da gewesen, heißt die Begründung von Tennet.


Gleichstrom ist vom Tisch

Wenigstens eine erfreuliche Nachricht bringt der Blick auf den Netzentwicklungsplan für die Menschen im Coburger Land: Sie werden mit größter Wahrscheinlichkeit vom Bau einer (im Vergleich zu P 44 noch dramatischeren) Gleichstromtrasse verschont. Das Großprojekt unter dem neuen Titel DC 51/DC 61 wird von Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) nach Landshut in Niederbayern führen. Wäre die Leitung, wie ursprünglich geplant, von Wolmirstedt bis ins schwäbische Gundremmingen gegangen, hätte sie den Landkreis Coburg in Nord-Süd-Richtung durchschnitten.