Das Landestheater komplett an den Güterbahnhof verlagern? Der OB schweigt noch. Dafür wird Michael Stoschek (Brose, Globe Coburg GmbH) sehr deutlich.
Die Wählergemeinschaft Pro Coburg (WPC) hat vorgeschlagen, auf die Ausbaumaßnahmen im Zusammenhang mit der Sanierung des Landestheaters zu verzichten. Stattdessen solle der Betrieb dauerhaft an den Güterbahnhof verlagert werden. Dort soll die Interimsspielstätte entstehen, die das Theater während der Sanierungszeit nutzt. Danach soll der Kultur-Rundbau ("Globe") anderen Zwecken dienen. So ist es beschlossen.
Was den Antrag der WPC angeht, hielt sich Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) am Donnerstag noch zurück: Erst am heutigen Freitag soll es eine Stellungnahme geben. Denn Tessmer neigt nicht zu Schnellschüssen. Große Betriebsamkeit hat der Antrag der Wählergemeinschaft Pro Coburg am Donnerstag jedoch ausgelöst. Am Nachmittag saßen Tessmer, Theaterintendant Bernhard Loges und Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming zusammen.
Sie verständigten sich darauf, dass sie den Antrag der WPC noch nicht kommentieren. Fritz Frömming wies lediglich darauf hin, dass das Landestheater an das geplante Globe am Güterbahnhof nur die Anforderungen einer Interimsspielstätte stelle - also eben kein dem Landestheater gleichwertiges Haus erwarte.
Eindeutig äußerte sich Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von Brose. Stoschek hatte maßgeblichen Anteil daran, dass nun ein Rundtheater ("Globe") am Güterbahnhof errichtet wird. Zusammen mit der HUK Coburg und Kaeser Kompressoren finanziert Brose die Planungen für das Globe.
"Ich halte den Antrag eher für einen Faschingsscherz", erklärte Stoschek am Donnerstag. "Weder ist das Globe-Gebäude für einen dauerhaften Dreispartenbetrieb geeignet, noch wird Coburg sicher nicht im Ernst seine wichtigste Kultureinrichtung infrage stellen. Vielleicht schlagen die Freien Wähler (so hieß die Wählergemeinschaft Pro Coburg früher) noch vor, aus Kostengründen die Ehrenburg abzureißen. Das wäre preisgünstiger zu machen als bei der Veste. Schade, dass der Antrag zu spät vor der Narrhalla-Sitzung kam, um noch ins Programm aufgenommen zu werden!"
Erst vor knapp einem Jahr hatte sich entschieden, dass das Globe überhaupt gebaut wird. Über Auwi Stübbe (Coburger Designforum) und den Linken-Stadtrat René Hähnlein war das Projekt im Dezember 2017 in die Diskussion gebracht worden - als Alternative zu einer Interimsspielstätte am Anger. Nachdem sich dafür Coburger Unternehmen engagieren und der Freistaat Bayern einen Festzuschuss von zehn Millionen Euro zugesagt hatte, stimmte der Stadtrat zu. Auwi Stübbe zeigte sich am Donnerstag über den Vorschlag der WPC mehr als verwundert: "Das ist doch fast Gotteslästerung, das Landestheater in Frage zu stellen wegen des schnöden Mammons. Ein klassisches Theater ist ein innerstädtisches Ding. Das darf nicht am Rand stehen!"
Stadt-Pressesprecher David Schmitt informierte am Donnerstag außerdem darüber, dass der WPC-Antrag nicht fristgerecht eingegangen sei, um noch in der Stadtratssitzung am 24. Januar behandelt zu werden. Die Fraktion der WPC kann allerdings in der Sitzung mündlich beantragen, dass ihr Anliegen sofort behandelt wird.