Es sei "absolut nicht in seinem Interesse, den Prozess der Annäherung zwischen ihm und dem Stadtrat zu stoppen", betont Michael Stoschek. Deshalb nimmt er beleidigende Äußerungen über die Coburger SPD zurück.
Michael Stoschek reagiert manchmal etwas emotional. Das räumt er selbst ein - in einer Presseerklärung, die am Mittwoch von der Brose-Pressestelle versandt wurde: "Die in meinem Schreiben an Herrn Frey vom 13. Januar 2015 gebrauchten Formulierungen auf Seite 2 bezüglich einer Verbindung zwischen der NSDAP und der SPD bedaure ich sehr. Sie sind nur durch meine emotionale Reaktion auf die nicht berechtigten Vorwürfe gegenüber meinem Großvater zu erklären."
Stoschek hatte sich, um es banal zu sagen, sehr über einen Leserbrief geärgert, der an ebenjenem 13. Januar im Tageblatt erschienen war. Darin hatte Edmund Frey aus Coburg sich vehement dagegen ausgesprochen, eine Straße in Coburg nach Max Brose zu benennen, Gründer des gleichnamigen Automobilzuliefererunternehmens und Großvater von Michael Stoschek. Das Unternehmen Brose habe vom Nationalsozialismus profitiert, Max Brose selbst sei ein Mitläufer gewesen, heißt es sinngemäß in jenem Schreiben.
Das Thema Max-Brose-Straße hatte im Sommer den Stadtrat 2004 beschäftigt. Damals scheiterte der Antrag knapp in nichtöffentlicher Sitzung. Stoschek fasste das so auf, dass seinem Großvater eine ihm gebührende Ehrung verweigert werde, weil in der damaligen Diskussion auch die Frage nach Max Broses Vergangenheit gestellt wurde.
Eine Folge: Brose sponsorte ab Ende 2004 keine Coburger Einrichtungen und Vereine mehr. Noch heute erhalten Bittsteller entsprechende Briefe, in denen auch deutlich wird, dass Michael Stoschek selbst sich von der Coburger SPD diffamiert sieht, weil er im Kommunalwahlkampf 2008 die CSU-Kandidatin gegen den amtierenden Oberbürgermeister Norbert Kastner unterstützte. Das hatte vor fast zwei Wochen die Süddeutsche Zeitung (München) in einer Glosse aufgegriffen und nannte Brose einen "beleidigten Weltkonzern".
Nazi-Vergleich So wurde das Thema in Coburg wieder aktuell, und damit eine lange Geschichte gegenseitiger Missverständnisse, um es vorsichtig auszudrücken. Stoschek forderte eine einstimmige Entschuldigung vom Stadtrat als Wiedergutmachung, und Freys Leserbrief brachte den Unternehmer so in Rage, dass er Frey persönlich schrieb. In dem zweiseitigen Papier ging Stoschek auch auf die Coburger SPD ein und rückte sie in die Nähe der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP): "Mein Eindruck ist, dass nach Kriegsende zwar das ,N‘ aus der Parteibezeichnung entfernt wurde, die Coburger Bevölkerung und die hiesige SPD viele ideologische Grundsätze der vorangegangenen Arbeiterpartei übernommen haben. Vermutlich ist es kein Zufall, dass die Mehrheit der Coburger Bevölkerung, die sich so begeistert nationalsozialistisch engagiert hat, sich nach Kriegsende wieder in der SPD gefunden hat."
Starke Worte, die ihren Weg bis in die SPD und zum Tageblatt fanden. Die Coburger SPD werde nicht darauf reagieren, sagt deren Vorsitzender Stefan Sauerteig. Auch Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der am Samstag ein langes Gespräch mit Stoschek hatte und von dem Brief gewusst haben dürfte, hält sich bedeckt. "Schon Herzog Johann Casimir wusste: ,Fried ernährt, Unfried verzehrt‘. Wir hatten ein konstruktives Gespräch, und ich bin jetzt dabei, einen Weg zu finden." Mehr sagt Tessmer nicht, vermittelt aber den Eindruck, dass Stoschek auch ihm gegenüber seine Äußerungen bedauert hat.
Das tue er, betont der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung in seiner gestern versandten Erklärung: Er habe sich am Mittwochvormittag mit Edmund Frey getroffen und ausgesprochen. Auch mit OB Tessmer werde Stoschek sich noch einmal in Verbindung setzen, "da es absolut nicht in seinem Interesse ist, den Prozess der Annäherung zwischen ihm und dem Stadtrat zu stoppen", wie Brose-Sprecherin Stefanie Reuter mitteilt. Die Annäherung könnte in einem neuen Anlauf bestehen, die Von-Schultes- in Max-Brose-Straße umzubenennen. Tessmer hält das offenbar für vorstellbar. Er sieht sich unter Erfolgsdruck: "Die Coburger Bevölkerung erwartet von mir, dass ich das Problem löse."
Dokumentation: Die fraglichen Briefpassagen und Stoscheks Erklärung Reaktion Zitat aus dem Brief von Michael Stoschek an Edmund Frey: "Mein Eindruck ist, dass nach Kriegsende zwar das ,N‘ aus der Parteibezeichnung entfernt wurde, die Coburger Bevölkerung und die hiesige SPD viele ideologische Grundsätze der vorangegangenen Arbeiterpartei übernommen haben. Vermutlich ist es kein Zufall, dass die Mehrheit der Coburger Bevölkerung, die sich so begeistert nationalsozialistisch engagiert hat, sich nach Kriegsende wieder in der SPD gefunden hat. (...) Übrigens arbeite ich außerhalb Coburgs mit einer Reihe von Sozialdemokraten ausgesprochen konstruktiv und vertrauensvoll zusammen und nur in der Stadt Coburg scheint die Entwicklung bei Teilen der SPD und insbesondere bei lhnen (Anmerkung: gemeint ist Edmund Frey) auf dem Niveau des Klassenkampfes stehen geblieben zu sein. Zum Glück wird dieses ,Auslaufmodell‘ endlich sein."
Bedauern Am Mittwoch veröffentlichte Stoschek folgende Erklärung: "Ich hatte heute Vormittag auf meine Initiative hin erstmalig ein mehr als zweistündiges sehr offenes und konstruktives Gespräch mit Herrn Frey. Wir haben vereinbart, unseren Gedankenaustausch künftig fortzusetzen, allerdings nur persönlich und ohne Öffentlichkeit.
Die in meinem Schreiben an Herrn Frey vom 13. Januar 2015 gebrauchten Formulierungen auf Seite 2 bezüglich einer Verbindung zwischen der NSDAP und der SPD bedaure ich sehr. Sie sind nur durch meine emotionale Reaktion auf die nicht berechtigten Vorwürfe gegenüber meinem Großvater zu erklären. Auch darüber bin ich mir mit Herrn Frey einig."
...vor solch einer Reaktion des Herrn Stoschek! Der man hat ein Rückgrat und nicht nur eine Wirbelsäule. Welch Anderer, vor allem im politischen Bereich, hat die Größe, einen Fehlerderart zuzugeben und aus der Welt zu schaffen?
Nur eine Brose-Straße zu benennen, greift m.E. zu kurz und ist zu unpersönlich. Max Brose soll geehrt werden, er hat in Coburg gewirkt, gelegt und ist hier bestattet. Damit er Name Von-Schultes erhalten bleibt und die Bamberger Straße unangetastet, kann man eine neue Straße nach ihm benennen und alles wäre gut.
... unseeligen Gezerre ein Ende zu setzen, wäre es doch sicher möglich, die "Bamberger Straße" in "Brose-Straße" umzubenennen? "Die "Von Schultes-Straße" bliebe erhalten und der Namensgeber weiterhin geehrt, die Firma Brose an der eigenen Straße ansässig und den Bambergern ist es wohl sowas von egal, ob Coburg eine nach ihrer Stadt benannten Straße hat oder nicht.
Und zweitens:
Mir als Bamberger ist es überhaupt nicht egal, dass es bitte so bleibt.
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"Die in meinem Schreiben an Herrn Frey vom 13. Januar 2015 gebrauchten Formulierungen auf Seite 2 bezüglich einer Verbindung zwischen der NSDAP und der SPD bedaure ich sehr. Sie sind nur durch meine emotionale Reaktion auf die nicht berechtigten Vorwürfe gegenüber meinem Großvater zu erklären."
Diese Aussage, die in "INFRANKEN.DE" steht, ist ja wohl die Wucht.
Ein CHEF, INHABER, GESCHÄFTSFÜHRER, VORSTANDSVORSITZENDER oder was immer er auch sein mag, einer solchen WELTFIRMA, der solche Aussagen macht, ist ja wohl völlig unglaubwürdig.
Jetzt würde mich mal interessieren, welche Aussagen oder Taten ein Herr M.S. noch aus "emozionaler Sicht" gemacht oder vollbracht hat, weil es nicht nach seinem Kopf geht. Wir (und der eine oder andere seiner Angestellten und Arbeiter) konnten ja in den letzten Jahren genug Beispiele ERLEBEN,bei denen man sich fragen muss, wie (und warum) emozional war das denn?
Denn:
recht_isses