Stadt Coburg schließt Schlachthof

1 Min
Am Freitag wird hier zum - vorerst - letzten Mal geschlachtet. Danach wird der Coburger Schlachthof für zwei Wochen geschlossen. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de
Am Freitag wird hier zum - vorerst - letzten Mal geschlachtet. Danach wird der Coburger Schlachthof für zwei Wochen geschlossen.  Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de
Bei der Pressekonferenz am Donnerstag im Rathaus: Oberbürgermeister Norbert Kastner (rechts) und Stadtkämmerer Wilhelm Austen. Fotos: Oliver Schmidt
Bei der Pressekonferenz am Donnerstag im Rathaus: Oberbürgermeister Norbert Kastner (rechts) und Stadtkämmerer Wilhelm Austen. Fotos: Oliver Schmidt
 
Das Medieninteresse an der Pressekonferenz war groß.
Das Medieninteresse an der Pressekonferenz war groß.
 
 

Für zunächst zwei Wochen werden in dem städtischen Betrieb die Arbeiten ruhen. Die Zeit soll genutzt werden, die vielen Vorwürfe zu klären. Am Donnerstag hatte die Staatsanwaltschaft neue Ermittlungsergebnisse präsentiert.

Der Coburger Schlachthof wird "vorübergehend für zwei Wochen" geschlossen. Diese Entscheidung hat Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) am Donnerstag mitgeteilt. Dies sei notwendig, so erklärte das Stadtoberhaupt, um eine "sachliche Aufklärung " zu gewährleisten. Denn seit mittlerweile knapp zwei Wochen werden im Zusammenhang mit dem von der Stadt Coburg betriebenen Schlachthof immer neue Vorwürfe laut.

Ausgelöst wurde die Entscheidung durch eine Erklärung, die kurz zuvor der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis abgegeben hatte. Nach den bisherigen Ermittlungen, so Lohneis, ist derzeit davon auszugehen, dass in der Zeit bis Februar 2013 aus dem Coburger Schlachthof heraus "nicht verkehrsfähiges Rindfleisch", sogenanntes "K3-Fleisch" verkauft wurde. Dies ist zwar gegenüber den allerersten Vorwürfen eine kleine zeitliche Korrektur - doch eine Straftat bleibt es allemal.

Abnehmer des minderwertigen Fleischs waren laut Lohneis "kleinere Metzgerei- und Gastronomiebetriebe". Und: Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen sei der Verkauf "ausschließlich" vom Zerlegungsbetrieb der Firma Dellert erfolgt. Die Firma Dellert, die ihren Sitz in Burgpreppach (Landkreis Hassberge) hat, ist der größte Mieter im Coburger Schlachthof. Mit ihm ist die vorübergehende Schließung gestern auch als erstes besprochen worden. "Wir kommen mit unserer Entscheidung sogar einem Wunsch von Herrn Dellert entgegen", berichtete Kastner und stellte klar: Im Visier der Ermittlungen stehe die "Firma Dellert" als solches; zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keinerlei Tatvorwürfe an einzelne Personen. Und auch Firmenchef Ludwig Dellert sei interessiert an einer schnellen Aufklärung.

Norbert Kastner nannte die vorübergehende Schließung auch "eine Verschnaufpause". Denn bei allen Beteiligten - sowohl in der Stadtverwaltung als auch im Schlachthof - würden "die Nerven blank liegen". Deshalb habe er, Kastner, auch aus Gründen der Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter diese "Notbremse" ziehen müssen. "Der öffentliche Druck wurde ja immer größer."

Ins Rollen gebracht hatte den Coburger Fleischskandal vor zwei Wochen das BR-Magazin "Quer". Es berichtete, dass Schlachtabfälle vom Coburger Schlachthof wieder in den Verkauf gebracht worden sind - und zwar ganz systematisch und auch schon seit längerer Zeit. Die gestrige Erklärung der Staatsanwaltschaft beinhaltet zwar die Feststellung, dass es seit Februar 2013 wohl zu keinen Verstößen mehr gekommen ist. "Aber es stellt sich die Frage, wie zuverlässig unser größter Vertragspartner am Schlachthof ist", erklärte Kastner.

Dass der Coburger Schlachthof nach der vorübergehenden Schließung seinen Betrieb wieder aufnimmt, hält der Oberbürgermeister für "sehr wahrscheinlich". Allerdings schränkte er ein: "Es sei denn, es erreichen uns neue Hiobsbotschaften."