4. Predigt
Thema ist der Galaterbrief, in dem Paulus sagt, dass zwischen Christen keine Unterschiede bestehen, "denn ihr alle seid einer in Christus Jesus". Der Pfarrer fordert auf, selbst darüber nachzudenken: Was bedeutet diese Gleichheit? Ist nur die Gemeinde gemeint, oder sind alle erlöst? Die Kirche müsse sich der Gegenwart stellen, fordert er: den Problemen im Innern und dem gesellschaftlichen Wandel außerhalb. Einziges Manko: Die Kirche hallt stark; akustisch war die beeindruckende Predigt schwer zu verstehen. Deshalb gibt es einige der Predigten zum Nachlesen.
5. Kommunion
Der Pfarrer variiert die üblichen Gebete während der Wandlung: Die Worte wirken persönlicher, zuwandter, zeitgemäßer. Die Formel "durch ihn und ihm und in ihm" spricht die gesamte Gemeinde mit - ungewöhnlich. Die Kommunion wird in zwei Bereichen als Wandelkommunion verteilt: Den vorderen Teil des Kirchenschiffs übernimmt der Pfarrer, den hinteren die beiden Helfer. Erst nachdem die Kommunion an die Gemeinde verteilt ist, erhalten Pfarrer, liturgische Helfer und Ministranten das Abendmahl.
6. Segen
Vor dem Segen erfolgen Danksagungen für die Hilfe beim Fronleichnamsfest und Einladungen zu bevorstehenden Veranstaltungen. Der Segen wird ergänzt um den Wunsch "bleibt in Gottes Frieden", abweichend von der üblichen Formel "gehet hin in Frieden". Der Auszug erfolgt nicht durch den Seiteneingang, sondern in die Sakristei.
7. Ambiente
Nur ein kleines Standkreuz im Altarraum, der Fuß mit Blumen geschmückt, gotische Fenster mit abstrakten Buntglasmustern: Hier soll wenig von Andacht und Kontemplation ablenken. Nachteil: Die fast schmucklose Kirche hallt stark, was bei Liedern einen beeindruckenden Effekt hat, aber die Texte teilweise schwer verständlich macht, vor allem, wenn schnell gesprochen wird.
8. Kirchenbänke
Die Kirche wurde vor einigen Jahren umfassend saniert, dabei wurde auch ein neues und durchdachtes Gestühl angeschafft. Die Bänke sind breit und haben eine Filzauflage Praktisch ist die Nische in der Rückenlehne vor einem: Dort lässt sich eine Tasche abstellen oder das Gesangbuch ablegen. Außerdem stehen leichte Klappstühle zur Verfügung, so dass man nicht unbedingt stehen muss, wenn alle Bänke besetzt sind oder man sich nicht hineindrängen will.
9. Beleuchtung
Die Kirche ist nach Osten ausgerichtet, so dass am Vormittag das Sonnenlicht durch die großen Seitenfenster fallen kann, was gelegentlich auch blendet. Die Lampen hängen auf halber Raumhöhe, so dass der obere Teil des Kirchenschiffs im Dunkeln bleibt. Die Beleuchtung insgesamt ist angenehm.
10. Sinne
Es ist die Art, wie der Pfarrer den Gottesdienst gestaltet, die einen Unterschied macht. Er sucht die persönliche Ansprache, will Brücken bauen, spricht die Zuhörer als "Geschwister" an, nicht als "Gemeinde". Fürs Vaterunser versammeln sich neben dem Pfarrer, den Lektoren und den Messdienern auch die Kinder um den Alter und halten sich an den Händen, symbolisch für alle im Raum, verbunden im Glauben. Hier wird Kirche und Gottesdienst gelebt, nicht das Ritual um des Rituals willen vollzogen.
Warum ein Gottesdiensttest?
Wir wollen mit unserem Gottesdienst-Test die Kirchen ein wenig mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Unter Kirchgängern, Geistlichen und Lesern soll eine Diskussion darüber entstehen, was einen guten Gottesdienst ausmacht. Dieses in der Regel sonntägliche Treffen hat für evangelische wie katholische Christen bis heute eine große Bedeutung als lebender Ausdruck des Christseins. Wir haben uns für eine Bewertung nach objektiven Kriterien theologische Hilfe geholt bei den Professoren Martin Stuflesser (Würzburg), er ist auch Berater der deutschen Bischofskonferenz, und Martin Nicol (Erlangen), der mit seinem Buch "Weg im Geheimnis" ein Plädoyer für den evangelischen Gottesdienst abgibt. Ergänzt werden objektive Kriterien um die subjektiven Eindrücke, die unsere Kollegen gewonnen haben.
Alle Berichte unserer Serie finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Gottesdiensttest. Dort finden Sie auch ausführliche Infos.