Victor Mansaré: Ein Franke für Guinea

2 Min
Der 31-Jährige inmitten seiner Mannschaft
Der 31-Jährige inmitten seiner Mannschaft
 
Vor dem Abflug: Mansaré zeigt stolz das Trikot.
Vor dem Abflug: Mansaré zeigt stolz das Trikot.
 
Der junge Mansaré 2011 im Trikot des HSC II Erich Bilek
Der junge Mansaré 2011 im Trikot des HSC II Erich Bilek
 

Victor Mansaré ist in Deutschland geboren, in Coburg aufgewachsen - und spielt beim Afrika-Cup das erste Mal für das Heimatland seines Großvaters.

Das Heimatland seines Großvaters kannte Victor Mansaré lange nur aus Erzählungen von Fotos. Am 11. Januar, dem Todestag seines Opas, war der 31-Jährige zum ersten Mal in Guinea. Dort, wo seine Familie ihre Wurzeln hat. Mansaré ist in Deutschland geboren, in Coburg aufgewachsen und lebt seit 2011 in München. Und er ist Handballer. Früher beim HSC Coburg in der zweiten Mannschaft aktiv, spielt er mittlerweile beim TSV Ismaning in der Landesliga. Nun stand er vor seinem ersten Länderspiel mit der guineischen Nationalmannschaft und bereitete sich auf den Afrika-Cup in Tunesien vor.

Über Facebook in die Nationalmannschaft

"Es war ein Kulturschock", sagt Mansaré über den ersten Besuch in Guinea. "Es waren sehr viele neue Eindrücke. Etwa der Lärm in der Stadt, die Tiere oder die Gerüche." Ein paar Tage verbrachten die Handballer in Guinea, ehe es nach Tunesien ging. In dem westafrikanischen Land wurde dem 31-Jährigen auch bewusst: "Viele Menschen sind sehr arm und man merkt, dass es uns in Deutschland sehr, sehr gut geht. Das erdet einen." Aber wie schafft es ein bayerischer Amateur-Handballer ohne guineischen Pass zum Afrika-Cup?

Victor Mansaré muss ausholen. 2016 stellte sich der Coburger die Frage, ob in der Heimat seines Großvaters Handball gespielt werde. Mansaré, der beruflich als selbstständiger Videojournalist arbeitet, beginnt, zu recherchieren. "Auf Facebook bin ich auf eine Seite gestoßen und habe Kontakt aufgenommen. Ich war mir aber nicht sicher, ob es wirklich die offizielle Verbandsseite war." War es: Die Verantwortlichen der Nationalmannschaft wollen sich ein Bild von Mansaré machen. Weil in der Landesliga alle Spiele gefilmt werden müssen, hat der 31-Jährige genug Material - und das überzeugt die Trainer.

Erstes Spiel für Guinea in Paris

Ende 2016 wollte die Nationalmannschaft ein Trainingslager in München absolvieren und Mansaré hätte dabei sein sollen. Das Trainingslager hat sich kurzfristig zerschlagen, aber ein Jahr später war es so weit: Der Nationaltrainer lud Mansaré zu einem Freundschaftsspiel in Paris ein. Kurz darauf gastierte die Auswahl Guineas in München, Mansaré organisierte Freundschaftsspiele gegen Ismaning und den FC Bayern, seinen früheren Verein. Offizielle Länderspiele waren das aber nicht. Die folgten im Januar 2020 beim afrikanischen Pendant zur Europameisterschaft, die fast zeitgleich stattfand.

Denn Mansaré wurde in den finalen Kader berufen und durfte dank einer Lizenz des Weltverbandes (IHF) auflaufen. "Ich habe zwei Tage vorher Bescheid bekommen und war total überrascht", rechnete der Außenspieler nicht mit einer endgültigen Nominierung. Sein Debüt feierte Mansaré gegen den sechsfachen Afrikameister Ägypten. "Das war eine echte Hausnummer. Sie haben Spieler, die in der Champions-League gespielt haben." Beim 22:39 setzte es die erwartete klare Niederlage, bei der Mansaré in der Schlussviertelstunde auf dem Feld stand.

Fünf Tore gegen Kenia

Gegen Kenia spielte Mansaré fast durch und steuerte fünf Tore zum Sieg bei. In den restlichen Partien kam der Coburger zu Kurzeinsätzen. Guinea landete beim Afrika-Cup auf einem respektablen zehnten Platz. "Es war eine riesige Sache und eine tolle Erfahrung." Das Niveau des afrikanischen Handballs sei "zwischen Oberliga und 2. Bundesliga" einzuschätzen, die guineische Nationalmannschaft habe in etwa das Level der 3. Liga. "Es spielen wirklich gute Spieler mit, einige sind in Frankreich Profis." Vergleichbar mit seinen sportlichen Erfahrungen in Deutschland sei das Drumherum aber nicht. Organisation, Zuschauerzuspruch und Stimmung könnten nicht mithalten. Auch in Sachen Disziplin gingen die Vorstellungen auseinander.

"Ich bin immer überpünktlich und habe bestimmt drei Stunden mit Warten verbracht", sagt Mansaré lachend. Und auch Strafen in die Mannschaftskasse musste nur ein Spieler nicht zahlen: Victor Mansaré. Ob weitere Einsätze im Trikot Guineas folgen, steht noch nicht fest. "Ich bin mit dem Trainer in Kontakt. Aber wir haben noch nicht darüber gesprochen, ob ich weiter nominiert werde." Lust auf mehr hätte Mansaré aber. "Ich bin ja nicht mehr der Jüngste. Aber wenn es körperlich geht, wäre ich gerne weiter dabei." Das nächste große Turnier steht für Guinea in zwei Jahren an: der Afrika-Cup in Marokko. Geht es nach Mansaré, wieder mit fränkischer Beteiligung.