Tempospiel des Meisters überfordert HSC

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Das HSC-Lazarett wächst wieder: Adnan Harmandic musste in Mannheim nach 13 Minuten aufgrund von Adduktorenproblemen raus. Foto: Iris Bilek
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Hier geht's lang: Philipp Barsties gibt seinem Mannschaftskollegen Markus Hagelin Anweisungen.
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Die Coburger Handballer waren bei der 20:33-Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen erwartungsgemäß ohne Chance. Der HSC hatte Probleme mit dem Abwehrbollwerk

Es war von vornherein nicht zu erwarten, dass der HSC 2000 Coburg bei den Rhein-Neckar Löwen Zählbares würde mitnehmen können. Doch besonders mit den beiden ersten Viertelstunden der Halbzeiten konnte Trainer Jan Gorr nicht zufrieden sein. Damit legte der Gastgeber den Grundstein für den am Ende deutlichen 33:20-Erfolg. "Wir haben ein eigenes Gegenstoßspiel nur punktuell durchgesetzt und uns im Positionsangriff gegen das Abwehrbollwerk schwer getan, weil uns die Durchschlagskraft im Rückraum gefehlt hat", analysierte Coburgs Trainer Jan Gorr die Gründe für die klare Niederlage.


Löwen schonen Leistungsträger

Durch diese steht der Gegner als Titelverteidiger nun auch da wo sie am Ende der Saison stehen wollen - an der Tabellenspitze. Für die Coburger lief die Partie auch verletzungstechnisch wieder einmal so, wie sie es von der Saison her kennen. Durch die Ausfälle von Stefan Lex und Florian Billek, der immer noch an einer Bauchmuskelzerrung laboriert, war Gorr gezwungen mit den verbleibenden beiden Linkshändern Lukas Wucherpfennig und Girts Lilienfelds durchzuspielen. Hinzu kam, dass Adnan Harmandic nach 13 Minuten mit Adduktorenproblemen auch noch ausschied. Die "Löwen" konnten es sich leisten Gudjon Valur Sigurdsson und Patrick Groetzki zu schonen.

In der riesigen 15 000 Zuschauer fassenden SAP-Arena sah es gar nicht danach aus, als ob wirklich 7235 Zuschauer die Partie verfolgen würden. Fehlwurf Nico Büdel, Fehlwurf Andy Schmid - so begann das ungleiche Duell, bei dem der "Underdog" aus Coburg sogar in Führung ging. "Kiwi" holte einen Strafwurf, Steffen Coßbau traf. Fast vier Minuten dauerte es bis der Meister warmgelaufen war und traf, zwei Minuten später, mit einem abgefälschten Ball. Dann ging er los, der Hochgeschwindigkeits-Handball der Gastgeber: Der erste Konter rollte auf das HSC-Gehäuse zu. Auf der Gegenseite fand Romas Kirveliavicius nicht nur einmal in Guardiola einen optimal auf den HSC-Goalgetter der letzten Woche eingestellten Gegenspieler. Fünf Treffer in Serie gelangen den Gastgebern, ehe Gorr seine Mannen zur Auszeit rief - nicht einmal neun Minuten waren da gespielt.

Immer wieder zwang die dynamische Löwen-Abwehr die Coburger ins Zeitspiel. Es dauerte fast 14 Minuten, bis Kirveliavicius endlich am Abwehr-Block vorbeikam und aus dem Feld für die Coburger traf. Auf der anderen Seite bekam die Coburger Abwehr Ekdahl du Rietz nicht unter Kontrolle. Immer wieder setzte sich der Halblinke der Löwen durch, blockte hinten zusammen mit Pekeler und Guardiola die Bälle. Unter Druck gesetzt, fabrizierte der HSC vorne auch drei Ballverluste in Serie. Da ließ sich der Gastgeber nicht lange bitten, zog auf 11:4 (17.) weg. Jetzt stabilisierte sich Coburg etwas, spielte auch selbst schnell nach vorne. Dadurch wurde das Spiel ausgeglichener, sehr zum Leidwesen von Löwen-Trainer Jacobsen, der sich beim ruhigen HSC-Spielaufbau oft schneller den "Zeitspielarm" gewünscht hätte. Die Coburger hatten zu diesem Zeitpunkt den Sieben-Tore-Rückstand auf fünf Treffer verkürzt und waren beim 15:11 (27.) weiter näher gekommen. Dabei waren sie sogar in Unterzahl erfolgreich. Till Riehn traf von der linken Außenposition, schön freigespielt von Nico Büdel. Allerdings stellten die Gastgeber bis kurz nach der Pausen den Sieben-Tore-Abstand wieder her.

Fast eine Duplizität des ersten Durchgangs waren diese ersten Minuten nach Wiederanpfiff. Wieder nahm Gorr eine frühe Auszeit, erläuterte an der Seitenlinie immer wieder, wie Lücken in die Löwen-Abwehr zu reißen sind. Aus dem 15:11 wurde trotzdem ein 24:13 (42.). Wenn nicht Oliver Krechel mehrmals gut reagiert hätte, einmal sogar gegen den Konter laufenden Andy Schmid, wäre der Rückstand noch größer gewesen. Aus dem Rückraum blieb Kirveliavicius nahezu Alleinunterhalter, auch wenn selbst er häufig von Pekeler und Guardiola geblockt wurde.


Einsatzzeit für Benedikt Kellner

Die Gastgeber ließen den HSC zunächst auch lange nicht mehr so mitspielen wie noch in der zweiten Hälfte des ersten Durchgangs. Zumindest vergrößerte sich der Vorsprung nach dem 24:13 kaum noch. Oliver Krechel hatte dann beim Stand von 30:20 noch die Option, sich in die Riege der HSC-Torhüter nach Stefan Apfel und Havard Martinsen einzureihen, die ins gegnerische Tore getroffen haben. Doch sein Wurf ging knapp neben das wegen einer Zeitstrafe leere Tor des Gegners. In der Schlussphase schickte Gorr Nachwuchstalent Benedikt Kellner aufs Feld, der aber auch die Übermacht des Abwehrblockes der Rhein-Neckar Löwen zu spüren bekam. Gorr musste nach der Partie anerkennen: "Die Rhein-Neckar Löwen haben die Tabelle in das Ergebnis gepackt."



Stimmen zum Spiel:

HSC-Spieler Nico Büdel: "Wenn man zu den Rhein Neckar Löwen fährt, weiß man, dass nicht viel zu erwarten ist. Die agieren mit einemder besten Tempospiele in der Liga. Da sind wir an unsere Grenzen gestoßen."
HSC-Trainer Jan Gorr: "Einiges wollten wir besser lösen als im Hinspiel, das ist uns nicht ganz gelungen. Wir wussten um das Tempospiel als zentralen Punkt beim Gegner, konnten es aber nicht unterbinden."
HSC-Geschäftsführer Steffen Ramer: "Wir wussten ja, dass es nicht einfach wird, haben die Überlegenheit des Gegners zu spüren bekommen. Positiv muss man die Einsatzzeit von Benedikt Kellner mitnehmen."
RNL-Trainer Nikolaj Jacobsen: "Das war ein sicherer Sieg für uns. Meiner Abwehr muss ich ein Riesenlob aussprechen. Die haben 60 Minuten konzentriert gearbeitet, die Vorarbeit für Konter mit erster und zweiter Welle geleistet."
RNL-Sportleiter Oliver Roggisch: "Wir brauchen die Fans im Saisonendspurt, egal gegen welchen Gegner. Man sieht dass es den Jungs Spaß macht und dass sie den Kopf frei haben für die Liga. Jetzt hoffen wir, dass wir oben bleiben."


Rhein-Neckar Löwen - HSC 2000 Coburg 33:20 (17:11)

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel; Philipp Barsties (1), Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (3), Dominic Kelm (1), Sebastian Weber (2), Steffen Coßbau (4/4), Till Riehn (1), Nico Büdel (2), Adnan Harmandic, Girts Lilienfelds, Benedikt Kellner, Romas Kirveliavicius (6)
Trainer: Jan Gorr

Rhein-Neckar Löwen: Mikael Appelgren, Lucas Bauer; Andy Schmid (4), Dejan Manaskov (3), Rafael Baena Gonzalez (5), Marius Steinhauser (4), Mads Mensah Larsen (2), Hendrik Pekeler (1), Filip Taleski, Harald Reinkind (3), Gedeon Guardiola Villaplana (1), Alexander Petersson (2), Kim Ekdahl du Rietz (8).
Trainer: Nikolaj Jacobsen
SR: Jan Grell / Raphael Piper Aufsicht: Wolfgang Jamelle
Spielfilm: 0:1 (3.), 5:1 (9.), 5:2 (11.), 7:3 (14.), 8:4 (16.), 11:4 (17.), 11:6 (19.), 14:9 (23.), 15:10 (25.), 15:11 (27.), 17:11 (HZ), 20:13 (36.), 22:13 (38.), 24:13 (42.), 26:14 (45.), 26:16 (47.), 28:16 (50.), 29:20 (55.), 33:20.
Zuschauer: 7285
Strafminuten: 4 (Guardiola, Pekeler) - 4 (Weber, Coßbau)
Siebenmeter: 3/4 - 4/5
Beste Spieler: Guardiola, Pekeler, E. du Rietz - Kirveliavicius