Der Pokalsieger lässt dem HSC 2000 Coburg nicht den Hauch einer Chance. In der Pause flogen die Kuscheltiere.
Der Präsident des Bayerischen Handballverbandes, Gerd Tschochohei, wollte für den HSC 2000 Coburg eigentlich als Glücksbringer dienen, weilte erstmals bei einem Erstligaspiel der Coburger in der Halle. "In Erlangen war ich bei der Partie gegen Melsungen, da hat es geklappt", äußerte Bayerns oberster Handball-Boss vor der Partie.
Aber schnell mussten er und die restlichen 3173 Zuschauer erkennen, dass für die Gastgeber nichts zu holen sein wird: Bereits nach 15 Minuten waren den Coburgern die Felle davongeschwommen, weil Magdeburg höchst konzentriert und zielstrebig agierte. Mehr als 20 Tore hatte der HSC in einer Halbzeit in der ersten Liga noch nie kassiert, nur ein Ball konnte in dieser von den Torhütern des HSC pariert werden. Die wurden oft auch von ihren Vorderleuten im Stich gelassen. Phasenweise spielte der SC Magdeburg Katz und Maus mit den Coburgern, so dass dessen 42:27-Sieg, gleichzeitig die höchste Erstliga-Niederlage des HSC, völlig verdient war.
SCM-Abschlussquote: 81 Prozent
"Magdeburg hat unsere Schwachstellen erkannt und ausgenutzt", musste HSC-Coach Jan Gorr nach der Partie anerkennen. Die lagen besonders im Rückzugsverhalten und auf den Außenpositionen, wo sich die HSC-Torhüter dann auch noch zigmal in der kurzen Ecke überraschen ließen. Aber selbst mit einer Top-Leistung wäre den Magdeburgern nicht beizukommen gewesen. Die hatten eine sensationelle Abschlussquote von 81 Prozent. Da musste selbst SCM-Coach Bennet Wiegert zugeben: "Das war von uns monstereffektiv."
HSC 2000 Coburg gegen
SC Magdeburg 27:42 (14:21)
Nur am Anfang herrschte Hexenkessel-Atmosphäre, in der die Coburger für ihre Tore meist hart arbeiten mussten. Anders als die Magdeburger, die überfallartig dem HSC-Gehäuse entgegenstrebten, wann auch immer sich die Gelegenheit bot. Nur die 3:2-Führung des HSC resultierte aus einem Kontertor durch Florian Billek. Ansonsten biss sich der HSC gegen die Abwehr der Gäste, bestens von van Olphen und Musa organisiert, mehr und mehr die Zähne aus. Magdeburg konnte es sich sogar leisten, den Europameister und olympischen Bronzemedaillengewinner Finn Lemke ganz auf der Bank zu lassen.
Konsequent war nach 14 Minuten daher die Auszeit von Jan Gorr. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Magdeburg einen fast fehlerfreien Tag erwischt. Deren Trefferquote betrug zu diesem Zeitpunkt unglaubliche 90 Prozent, also war tatsächlich fast jeder Wurf ein Treffer. Sie knüpften damit nahtlos an ihre sehr gute zweite Halbzeit aus der Partie gegen Kiel an.
Coburg konnte zu selten die Konter unterbinden und dem Gegner gelang fast alles. "Sehr bitter für uns. Wir waren so was von chancenlos und der Gegner schwebt auf Wolke sieben", war auch der abgemeldete Coburger Spielmacher Nico Büdel "bitter enttäuscht".
Coburg agierte oft auch zu überhastet und ungenau, suchte zu schnell den Abschluss und wurde für das Auslassen von Chancen mit dem direkten Gegenzug und ein Tor bestraft. Tolle spielerische Aktionen wie vor dem 7:12, als Harmandic am Kreis Weber mit einem No-Look-Pass bediente, oder vor dem 8:13, als Kirveliavicius nach Doppelpass mit Lilienfelds frei am Kreis war, blieben Mangelware. Jan Gorr schien nicht nur mit der Spielweise seiner Mannschaft unzufrieden, sondern war wohl erbost über die ein oder andere Entscheidung der Unparteiischen in dieser Phase, die in der SCM-Abwehr sehr viel zuließen. Im Gegensatz dazu gab es für Stefan Lex nach vier Minuten eine Zeitstrafe, obwohl der absolut passiv in der Abwehr stand. Doch immer wieder hatte es Magdeburg viel zu einfach, zu Torerfolgen zu kommen.
In der Pause flogen, in Kooperation mit der Coburger Tafel, dann Kuscheltiere für bedürftige Kinder aufs Spielfeld, die säckeweise eingesammelt wurden. Aber ein Kuschelkurs wurde von Magdeburg auch nach der Pause nicht gefahren - die machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten.
Siebenmeter zweimal vergeben
Da passte es gleich nach Wiederanpfiff ins Bild, dass Steffen Coßbau mit einer doppelten Siebenmeter-Chance an Green im Magdeburger Tor scheiterte. Nachdem Green den Ball pariert hatte, ließen die SR den Strafwurf erneut ausführen, da ein Magdeburger Spieler zu früh in den Wurfkreis gelaufen war. Doch auch in der Wiederholung blieb Green Sieger. Das war der Startschuss für seine Mannschaft, den Vorsprung auf ein Dutzend Tore auszubauen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ging es für die Coburger nur noch darum, Schadensbegrenzung zu betreiben. Magdeburg blieb bei seiner Spieldynamik auf hohem Niveau. Für das an diesem Tag fehlerbehaftete Spiel der Coburger gab es überhaupt keine Zugriffsmöglichkeit.
Die Statistik
HSC 2000 Coburg gegen SC Magdeburg 27:42 (14:21)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (10 Gegentore, 0 Paraden), Oliver Krechel (32 Gegentore, 6 Paraden); Philipp Barsties (1), Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm (2), Sebastian Weber (6), Stefan Lex (1), Steffen Coßbau, Florian Billek (6/2), Till Riehn, Nico Büdel (3), Adnan Harmandic (2), Girts Lilienfelds (1), Romas Kirveliavicius (5) -
Trainer: Jan Gorr
SC Magdeburg: Jannick Green Krejberg (22 Gegentore, 14 Paraden), Dario Quenstedt (5 Gegentore, 3 Paraden); Zeljko Musa (6), Matthias Musche (9), Fabian van Olphen (1), Jacob Bagerstedt (3), Daniel Petterson (3), Mads Christiansen (2), Christian O'Sullivan (1), Marko Bezjak (3), Robert Weber (10/4), Michael Damgaard (3), Nemanja Zelenovic (1), Finn Lemke -
Trainer: B. Wiegert
SR: Christian vom Dorf / - Fabian vom Dorf -
Spielaufsicht: Lars Schaller -
Zuschauer: 3174 -
Strafminuten: 2 (Lex) - 2 (Christiansen) -
Siebenmeter: 3/2 - 4/4 -
Beste Spieler: S. Weber - Weber, Musche, van Olphen, Musa
Ein standesgemäßes Ergebnis. Hut ab...