Das große Problem im bisherigen Saisonverlauf ist die Offensive. 33 Prozent Feldwurfquote ist der schwächste Wert in der ProB ...
Dass die Wurfquoten so schlecht sind, überrascht die Coaches sehr, denn im Training treffen die Jungs wie die Weltmeister. Das Problem ist, dass die Spieler in den Spielen oft vor Situationen gestellt werden, in denen sie keine Lösungen finden und dann zum Schluss Würfe unter Zeitdruck nehmen müssen, die einfach schwierig sind. Da die Trainer der Meinung sind, dass das Spiel schon im Aufbau krankt, haben wir jetzt noch mal eine Ergänzung vorgesehen. Wir werden in den nächsten Tagen einen US-Amerikaner auf der Point-Guard-Position vorstellen, der Struktur in die Mannschaft bringt, die wir momentan vielleicht noch nicht haben.
Dann müsste wiederum US-Center Jason Penn auf der Tribüne Platz nehmen, weil ja ab dieser Saison nur noch ein Nicht-EU-Ausländer auf dem Spielberichtsbogen (Anm. d. Red.: 2017/18 waren es zwei) stehen darf. Was halten Sie von dieser Neuregelung?
Für mich ist das eine falsche Entscheidung, ich sehe das sehr kritisch. Man wird besser durch Wettbewerb und nicht durch Schonung. Man sieht das bei anderen Sportarten - dort, wo Wettbewerb herrscht, müssen auch die deutschen Nachwuchsspieler mehr tun, um nach vorne zu kommen. Wenn sie dazu bereit sind, schaffen sie es, wenn sie es nicht sind, schaffen sie es eben nicht. So sehe ich viele deutsche Spieler in der ProB mit guten Verträgen, die nicht so leistungsbereit sind, wie sie eigentlich sein sollten.
Vor knapp einem Jahr musste Aufstiegstrainer Simon Bertram nach einer Niederlagenserie seinen Hut nehmen. Wie groß ist die Rückendeckung für den aktuellen Coach Ulf Schabacker?
Ulf Schabacker ist gesetzt, er hat den sichersten Trainerjob in Oberfranken - lieber schicke ich die den einen oder anderen Spieler weg. An Ulf Schabacker liegt es definitiv nicht, er hat schon Tausend Mal bewiesen, dass er ein guter Trainer ist. Es gibt Trainer, die mit einer gewissen Systematik irgendwann am Ende sind. Andrea Trinchieri (Anm. d. Red.: Trainer bei Brose Bamberg von 2014 bis 2018) war ein Musterbeispiel. Die Art mit den Spielern umzugehen, war irgendwann verschlissen. Und dann gibt es Trainer, die taktisch oder in der Trainingsarbeit limitiert sind. Das trifft nicht auf Ulf Schabacker zu. Er ist zwar sehr emotional, geht aber mit den Spielern gut um und jeder bekommt immer wieder seine Chancen bei ihm. Sein Training ist unheimlich intensiv und gut, viele Spieler sagen, so intensiv hätten sie noch nie trainiert.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Zuschauerzuspruch bei den Heimspielen (Anm. d. Red.: knapp 600 Zuschauer im Schnitt)?
Mit den Zuschauerzahlen sind wir momentan nicht zufrieden. Das liegt natürlich auch an der letzten Saison, als die Mannschaft wenig überzeugend gespielt hat. Das Team muss erst das Vertrauen der Zuschauer erwerben, dabei war das Heimspiel gegen Schwenningen auch nicht gerade förderlich. Das Spiel gegen Elchingen dagegen schon, aber jetzt gab es leider wieder den Rückschlag in Ulm. Gegen Erfurt mit Wolfgang Heyder (Anm. d. Red.: Gesellschafter bei den Basketball Löwen Erfurt) steht jetzt ein Derby an, in dem beide Seiten mit dem Rücken zur Wand stehen, da hoffe ich natürlich auf die Unterstützung von vielen Zuschauern.
Was kann der Verein - abseits des sportlichen Erfolgs - noch tun, um mehr Zuschauer in die Arena zu locken?
Wir haben natürlich mit dem HSC einen sehr starken Lokalrivalen, der dieses Jahr einen attraktiven Handball spielt. Und die Leute haben natürlich auch nicht unendlich viel Zeit. Wir müssen sportlich in die Spur kommen und versuchen, an die Schulen und zu Unternehmen zu gehen und die jungen Menschen davon zu überzeugen, dass Basketball auch toll anzuschauen ist. "Jo" Wunder hat ein Schulkonzept mit dem Stadtjugendring entwickelt, das von der Stadt und dem Freistaat Bayern gefördert wird. Wir sind an sechs Schulen, machen dort Schulprogramme und versuchen dort, Basketball zu etablieren. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, den einen oder anderen als Nachwuchsspieler für uns gewinnen zu können.
Sie kommen ursprünglich ja aus dem Handballbereich. Wann entstand Ihre Begeisterung zum Basketball?
Ich bin seit fünf, sechs Jahren regelmäßig bei den Basketballspielen in Bamberg, seit drei Jahren verfolge ich das ziemlich intensiv. Basketball gefällt mir, weil der Sport athletisch ist und der Ball sehr schnell bewegt wird. Handball ist mir inzwischen zu physisch geworden und es gibt zu viele Spielunterbrechungen. Basketball ist flüssiger und aus meiner Sicht deshalb schöner anzuschauen.
Sie tauschen sich regelmäßig mit Michael Stoschek aus, der seit Jahren versucht, dass der Basketball in Deutschland in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen wird. Wo steht die Sportart Ihrer Meinung nach?
Dass sich ein solch erfolgreicher Unternehmer wie Michael Stoschek für den Basketball interessiert und engagiert, ist unglaublich wertvoll. Mit dem Eintritt der Bayern-Basketballer hat das Thema noch mal an Dynamik gewonnen. Die Zuschauerzahlen in der Basketball-Bundesliga sind quasi identisch mit denen der Handball-Bundesliga, in der 2. Liga sind die Zahlen im Basketball sogar besser. Bei den Budgets haben die Basketballer die Handballer schon längst überholt. Was die Wirtschaftlichkeit und die Zuschauerzahlen betrifft, braucht sich der Basketball also nicht zu verstecken. Wo der Handball sicher noch Vorteile hat, ist in der Breite: Es gibt viel mehr junge Handballspieler als Basketballspieler. Die Jugendarbeit ist viel breiter aufgestellt, da müssen der Basketball-Verband und die Vereine noch viel tun.
Am Samstag steht das wichtige Heimspiel gegen die Basketball Löwen Erfurt, die noch kein Spiel gewonnen haben, an. Wie geht es aus?
Es sind natürlich alle heiß auf dieses Derby. Ulf Schabacker und Wolfgang Heyder (Anm. d. Red.: Gesellschafter der Basketball Löwen) kennen sich ja bereits seit Jahrzehnten, Dino Dizdarevic und David Taylor haben letztes Jahr zusammen in Gotha in der Bundesliga gespielt - es gibt sehr enge Verflechtungen. Ich bin gespannt, wie das auf dem Feld ausgehen wird. Wir sollten gewinnen, vor allem weil wir zu Hause spielen.