Die Coburger hatten beim 22:28 gegen den ASV Hamm-Westfalen nicht den Hauch einer Chance. Geschäftsführer Steffen Ramer: "Es war ein rabenschwarzer Tag."
"Mit diesem gelungenen Abend wird es bestimmt eine lustige Rückfahrt." Allein dieser Satz von Kay Rothenpieler, Trainer des ASV Hamm-Westfalen, sagt fast alles aus über den Auftritt des HSC 2000 Coburg am Samstagabend aus. Denn langsam, aber sicher, verliert der HSC sein Minimal-Saisonziel, Platz 4, aus den Augen. Der Kontakt zu den Aufstiegsplätzen ist völlig abgerissen und mit der am Samstag gezeigten Leistung hat der HSC dort auch nichts verloren.
Die 22:28-Niederlage gegen Hamm war deutlich, völlig verdient und hätte gefühlt noch höher ausfallen müssen. Im dritten Heimspiel in Folge blieben die Coburger ohne Sieg. Da halfen auch zahlreiche Paraden von Oliver Krechel nichts, ohne die tatsächlich eine zweistellige Niederlage gedroht hätte. Im Angriffsspiel herrschte über weite Strecken Ladehemmung. Während die Konkurrenten im oberen Tabellendrittel in den Samstagsspielen ihre Gegner in eigener Halle in Grund und Boden spielten, musste der HSC auch seinen Ausfällen Tribut zollen.
HSC 2000 Coburg -
ASV Hamm-W. 22:28 (12:14)
"13 von 16 möglichen Plätzen sind besetzt." Mit bittersüßer Miene kommentierte HSC-Trainer Jan Gorr schon vor der Partie den Ausfall von Marko Neloski. Als hätte er den Spielausgang geahnt, denn gerade im Rückraum fehlten Gorr die Alternativen. Dazu erwischte Romas Kirveliavicius einen rabenschwarzen Tag und traf bei acht Versuchen kein einziges Mal. "Ohne linken und rechten Rückraum kannst du keine Spiele gewinnen. Da erwarte ich mehr Verantwortung und das muss qualitativ besser gelöst werden", so Gorr. Doch der Coburger Trainer sieht einen Lichtstreif am Horizont, denn in spätestens sechs Wochen sollten sich die HSC-Reihen mit den derzeit Verletzten wieder füllen, was nach der Partie dringender denn je erscheint.
Nicht zum ersten Mal musste der HSC einem Rückstand in eigener Halle hinterherlaufen, hatte dies jedoch schnell egalisiert - doch das war nicht lange von Bestand. Hamm zeigte gleich, warum sie gegen Balingen und Bietigheim klar gewannen. Die Gäste agierten variantenreich, mit enormem Tempo und mit unglaublich viel Übersicht im Angriff. Blind war das Verständnis des Rückraums mit dem bulligen Kreisläufer Jan Brosch, der in der Abwehr zusammen mit Markus Fuchs einen hervorragenden Mittelblock stellte.
Im Vergleich dazu wirkte das Ganze beim HSC alles andere als dynamisch: Über den gesamten Spielverlauf fast statisch, hinzu kamen Fehler und Ballverluste, das Auslassen von klaren Chancen, was sich nach 19 Minuten auch im Vier-Tore-Rückstand ausdrückte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der HSC meilenweit von den guten und erfolgreichen Auftritten gegen Balingen und Bietigheim entfernt, Hamm war in allen Belangen überlegen. Höchste Zeit für Gorr zur Auszeit zu rufen.
Petr Linhart verletzt sich am Knie
Aber Coburg schaffte es auch danach nicht, den Abwehrriegel der Gäste zu knacken, die sich aber oft nur durch den Kreis zu helfen wussten, mit der Konsequenz von sechs Strafwürfen im ersten Durchgang.
Eine erneute Schrecksekunde gab es nach 23 Minuten, als Petr Linhart nach einem Zusammenprall mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb, sich das Knie hielt und nicht mehr zurückkehrte. Mit einem Zwischenspurt kam der HSC auf zwei Treffer heran, mehr war aus der ersten Halbzeit nicht mehr herauszuholen. "Die erben heute keinen Blumentopf", waren zur Pause noch die harmloseren Kommentare der enttäuschten Coburger Fans.
Nach dem Wechsel wurden die HSC-Anhänger in ihrer Meinung bestätigt, denn neben eklatanten Fehlpässen vergaben die Coburger beste Einwurfmöglichkeiten und lagen schnell wieder mit fünf Treffern in Rückstand. Hamm spielte seine Angriffe sehr lange und geduldig aus, zeigte sich mit allen Wassern gewaschen. Selbst unter größter Bedrängnis kam der Ball noch zu Brosch am Kreis. Ganz anders die Coburger, die immer verunsicherter wurden, je länger das Spiel dauerte und die Verantwortung am liebsten zum Nebenmann weiterschoben.
Pfeifkonzert der HSC-Anhänger
"Buh"-Rufe und ein Pfeifkonzert begleiteten die Spieler zur Auszeit nach 51 Minuten bei einem Sieben-Tore-Rückstand. Zu diesem Zeitpunkt war die Partie entschieden und die ersten Fans verließen maßlos enttäuscht, teilweise richtig verärgert, die Halle, weil sich die Serie der schwachen Auftritte auf eigenem Terrain nahtlos fortsetzte und einen negativen Höhepunkt erreichte. Trotzdem hätte sich Gorr, wie er in der Pressekonferenz verlautete, für sein Team mehr Unterstützung von den Rängen gewünscht. Doch selbst in Spielerkreisen machte das Wort "Kollektivversagen" die Runde, wie Tim Pechauf in der Pressekonferenz verriet.
Spielführer Till Riehn analysierte völlig zu Recht: "Heute hat nichts geklappt, wir haben es nicht geschafft, das zu zeigen, was wir können. Wir wissen auch, wie das nach außen aussieht."
Stimmen zum Spiel
Jan Gorr (HSC-Trainer): "Wir müssen zwei Dinge unterscheiden: unsere heutige Spielleistung und unsere aktuelle Situation. Da fehlen uns fünf Spieler und dann müssen wir noch Linhart ersetzen. Das macht uns extrem angreifbar und in dieser Konstellation ist der Aufstieg für uns kein Thema, weil wir in unseren Möglichkeiten limitiert sind. Aber unser heutige Auftritt macht mich sauer, weil er einfach nur schlecht war, ohne Leistung und Emotionalität."
Kay Rothenpieler (ASV-Trainer): "Der Auftritt meiner Mannschaft war sehr souverän und seriös, sie hat sich an die Vorgaben gehalten und der Plan ist aufgegangen. Es ist wichtig gewesen, nach der Pause gleich wieder nachgelegt zu haben. "
Steffen Ramer (HSC-Geschäftsführer): "Es ist schwer nach so einem Spiel Worte zu finden. Es war ein rabenschwarzer Tag für uns. In der Abwehr haben wir keinen Ball rausblocken können, vorne sind wir nicht konsequent im Abschluss. Balingen schlagen wir mit neun, heute verlieren wir gefühlt mit neun. Da hat diesmal nichts zusammengepasst."
HSC 2000 Coburg - ASV Hamm-Westfalen 22:28 (12:14)
HSC 2000 Coburg: Patryk Foluszny (1 Gegentor/0 Paraden), Oliver Krechel (27 Gegentore, 14 Paraden); Markus Hagelin (1), Lukas Wucherpfennig (1), Felix Sproß (4), Dominic Kelm (1), Petr Linhart, Sebastian Weber (1), Stefan Lex (2), Florian Billek (9/5), Till Riehn (2), Tobias Varvne (1), Romas Kirveliavicius.
Trainer: Jan Gorr
ASV Hamm-Westfalen: Felix Storbeck (22 Gegentore, 15 Paraden), Gregor Lorger (n.e.); Lukas Blohme (4), Jan Brosch (2), Markus Fuchs (2), Fannar Fridgeirsson, Jakob Schwabe (1), Julian Krieg (6), Lars Gudat, Kim Voss-Fels (1), Vyron Papadopoulos (7/6), Vincent Saalmann, Björn Zintel (1), Julian Possehl (1), Christoph Neuhold (3)
Trainer: Kay Rothenpieler
Schiedsrichter: Michael Kilp/Christoph Maier
Spielfilm: 0:2 (3.), 2:2 (5.), 2:3 (9.), 3:3 (10.), 4:7 (15.), 5:9 (19.), 6:10 (22.), 6:11 (23.), 9:11 (26.), 11:13 (28.), 12:14 - 12:17 (36.), 13:17 (36.), 13:19 (40.), 15:19 (41.), 16:20 (42.), 16:22 (44.), 17:24 (50.), 19:24 (54.), 20:25 (55.), 20:27 (59.),
Zuschauer: 2021
Strafminuten: 4 (Hagelin, Kirveliavicius) - 4 (Schwabe, Krieg)
Siebenmeter: 5/7 (Billek scheitert zwei Mal an Storbeck) - 6/6