HSC schlägt Bietigheim: 60 Minuten den Kopf oben behalten

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Tobias Varvne war in seinem Offensivdrang auch von zwei Bietigheimern nicht zu stoppen. Fotos: Timo Geldner
Tobias Varvne war in seinem Offensivdrang auch von zwei Bietigheimern nicht zu stoppen.  Fotos: Timo Geldner
Youngster Benedikt Kellner erzielte zwei Treffer und bekam nach dem Spiel ein Sonderlob vom Trainer
Youngster Benedikt Kellner erzielte zwei Treffer und bekam nach dem Spiel ein Sonderlob vom Trainer
 
Daumen hoch: Romas Kirveliavicius (l.) feuert seine Teamkollegen an
Daumen hoch: Romas Kirveliavicius (l.) feuert seine Teamkollegen an
 

In einer temporeichen Partie mit vielen Höhen und Tiefen setzt sich der HSC Coburg in seinem ersten Heimspiel mit 33:27 gegen die SG BBM Bietigheim durch.

Unter den Augen des einstigen Fanlieblings Stefan Linsmeier, der 46 Spiele für den HSC 2000 Coburg absolviert hat ("Ich war schon lange nicht mehr in der Halle, endlich hatte ich dafür wieder einmal die Zeit"), war vor lediglich 1976 Zuschauern in der HUK-Arena eine Steigerung auf den Rückraumpositionen einer der Schlüssel für den am Ende fast zu deutlichen 33:27-Erfolg über die SG BBM Bietigheim. Denn die Gäste hatten die Coburger in einem Spiel mit hohem Tempo über die gesamte Spielzeit voll gefordert und immer wieder aufgezeigt, dass die Mannschaft von Jan Gorr noch einige Defizite hat. "Das war auch unserer Angespanntheit nach der Niederlage in Lübeck geschuldet und einem Gegner, der vieles clever gelöst hat. Das hat bei uns zu einigen Zu-viel-Wollen-Fehlern geführt", so Gorr nach der Partie.


Coburg war nie im Rückstand

Doch die Defizite wurden mit einem enormen Kampfgeist und einem einmal mehr bestens aufgelegten Florian Billek, der ebenso wie Tobias Varvne zweistellig traf, wettgemacht. Die Richtung zum Sieg wies allerdings Jan Kulhanek mit wichtigen Paraden in den entscheidenden Phasen des Spiels. Wie schon in Lübeck zeigte sich, dass sich Kapitän Till Riehn in seiner neuen, alten Rolle im Zentrum sichtlich wohl fühlt und ebenfalls seinen Beitrag für einen erfolgreichen Heimauftakt leistete.

"Von den Vorzeichen mit der Niederlage in Lübeck war es schwer, aber diesmal haben wir über 60 Minuten den Kopf oben behalten", war der Spielführer mit der Leistung des Teams zufrieden, auch wenn er noch Luft nach oben sieht. Zu keinem Zeitpunkt lag Coburg in Rückstand. Trotzdem befand auch HSC-Abwehrspieler Philipp Barsties "Diese Partie hat mehrere Hoch und Tiefs gehabt, es ging oft hin und her."

HSC 2000 Coburg -

SG Bietigheim 33:27 (17:14)

Ohne Jakob Knauer, der mit der 2. Mannschaft nach Erlangen gereist war und ohne Kreisläufer Sebastian Weber, der an einem Virusinfekt laboriert, musste Coburg in sein erstes Zweitliga-Heimspiel starten. Also einmal mehr eine personell veränderte Situation für Coach Gorr. Doch wenn der gegnerische Trainer Hartmut Mayerhoffer bereits nach knapp drei Minuten zur Auszeitkarte greift, zeigt dies, dass Coburg diesmal zu Beginn alles anders gemacht und vor allem besser als noch in der Vorwoche gemacht hat, als der HSC lange einem Rückstand hinterherlief.


SG-Abwehr bereitet Probleme

4:1 stand es zu diesem Zeitpunkt für die Gastgeber, die da schon mehr Konter gelaufen hatten als im gesamten Spiel der Vorwoche. Aber danach dauerte es gerade einmal gute zwei Minuten und Bietigheim hatte alles zurechtgerückt. Das sollte sich im Spielverlauf noch mehrmals wiederholen. Mit einer äußerst aggressiven, nicht selten ungestraft, immer wieder offensiv operierenden Abwehr, zwang die SG die Coburger zu Fehlern.
Es entwickelte sich ein enges, in Wellen verlaufendes Spiel, mit dem zentralen Element Gerdas Babarskas auf Bietigheimer Seite, der auf seiner linken Rückraumposition nicht nur die Bälle verteilte, sondern auch einen gewaltigen Zug Richtung Tor entwickelte. Doch die HSCler standen dem nicht nach und Florian Billek wurde gefeiert, als er einen "Kempa" von Stefan Lex zum 10:9 abschloss.

Beim Stand von 11:10 gab es für die HSCler drei gute Möglichkeiten, den Abstand vom Anfang wieder herzustellen. Erst scheiterte Markus Hagelin, dann Florian Billek und Felix Sproß konnte wenig später einen Konter nicht erlaufen, weil der Ball zu steil kam. Diese Fehler - auch Bietigheim war alles anders als frei davon - waren dem extrem hohen Tempo geschuldet. Trotz weiterer guter Optionen dauerte es bis zum 14:11(24.), bis der HSC sich wieder etwas freispielte. Denn die gegnerische Abwehr machte das Zusammenspiel weiterhin nicht gerade einfach.
Etwas wundern musste man sich dann doch, dass es die Coburger waren, die die erste Zeitstrafe kassierten. In dieser brachte Gorr den zusätzlichen Feldspieler und die Unparteiischen die Fans gegen sich auf, als Stefan Lex, nicht zum ersten Mal, zu Boden gerissen wurde und das Spiel weiterlief. Die Gäste nutzen die Zeitstrafe, um erneut auf einen Treffer herzukommen. Immer wieder war es die Achse Barbarskas, Schäfer und Emanuel, die Dampf machte und trotzdem gingen die HSCler mit drei Toren Vorsprung in die Kabine.
Dass es nach dem Wechsel nicht schnell zum Ausgleich kam, war in erster Linie Kulhanek, der seit der 23. Minute das HSC-Tor hütete, zu verdanken. Er parierte gegen den freien Schäfer und verhinderte den Gleichstand. Die erste HSC-Überzahl, in der auch Bietigheim den zusätzlichen Feldspieler brachte, nutzte Coburg dazu, wieder den alten Abstand herzustellen. Größer wurde der Abstand aber nicht, weil Bietigheim nach schnellem Anwurf oft auf eine noch nicht ganz formierte Coburger Deckung traf.


Linhart wirft sich am Ende warm

Vorne gaben die Gorr-Schützlinge den Ball oft zu leichtfertig her. Das erinnerte stark an das Lübeck-Spiel. Doch gerade in dieser kritischen Phase, als der HSC zudem noch in Unterzahl war, war auf Kulhanek weiter Verlass. Dies war auch der Grundstein dafür, dass nach drei Viertel der Spielzeit sein Team endlich einmal auf vier Treffer davonziehen konnte. Doch die Gäste gaben sich nicht geschlagen, nutzen zwei Überzahlspiele und kamen wieder heran. Mit 26:24 ging es in die "Crunchtime", in der Petr Linhart zunächst ein für ihn befreiendes 27:24 erzielte, nachdem er kurz zuvor gescheitert war. Wenig später legte er das 28:24 nach.


Kaltschnäuzigkeit ist zurück

Eng wurde es trotzdem noch einmal, als Billek seinen zweiten Strafwurf vergab und den Gästen zwei Siebenmeter zugesprochen wurden, die sie verwandelten. Die Bietigheimer versuchten jetzt noch einmal alles, deckten offensiver, zogen einen Mann fast bis an die Mittellinie vor. Zu diesem Zeitpunkt brachte Gorr Benedikt Kellner. Der Youngster ließ einem erfolgreich verwandelten Strafwurf von Billek mit energischem Einsatz das 30:26 folgen und setzte später sogar noch den Schlusspunkt. Zwischendrin war Lukas Wucherpfennig erfolgreich, der einen Konter mit einer artistischen Pirouette abschloss.

Ein Sonderlob von Gorr gab es für Kellner: "Das war kaltschnäuzig von ihm, wie fokussiert er aufs Tor gezogen ist." Und diese Kaltschnäuzigkeit haben diesmal im Gegensatz zum Auftritt in Lübeck alle Coburger bewiesen.



Stimmen zum Spiel:

Jan Gorr (Trainer HSC): "Wir haben in unserem Spiel einige Ungenauigkeiten und überhastete Aktionen gesehen, aber wir sind bei der Stange geblieben. Das war wichtig und dadurch hat sich mein Team mit einem deutlichen Sieg belohnt."

Hartmut Mayerhoffer (SG BBM): "Nach dem anfänglichen Rückstand haben wir uns gut in die Partie gekämpft. Doch nach dem Wechsel lief es dann nicht mehr so, wie wir uns das vorgestellt hatten, wir haben da zu viele gute Chancen liegen gelassen."

Philipp Barsties (HSC-Abwehrspieler): "Die Abwehrarbeit war heute sehr schwer. Wir mussten alles geben für den Erfolg und auch aus dem letzten Spiel gelernt, dass wir mit mehr Tempo nach vorne gehen müssen."




HSC 2000 Coburg - SG BBM Bietigheim 33:27 (17:14)


HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (16 Gegentore, 8 Paraden), Oliver Krechel (11 Gegentore, 2 Paraden); Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (1), Felix Sproß, Dominic Kelm, Petr Linhart (2), Stefan Lex (3), Benedikt Kellner (2), Florian Billek (10/4), Till Riehn (4), Tobias Varvne (10), Romas Kirveliavicius (1)
Trainer: Jan Gorr
SG BBM Bietigheim: Domenico Ebner (22 Gegentore, 9 Paraden), Jürgen Müller (11 Gegentore, 2 Paraden); Robin Haller, Patrick Rentschler (3), Dominik Claus, Panagiotis Erifopoulos (2), Christian Schäfer (3), Valentin Schmidt (3), Gerdas Babarskas (6), Felix König, Paco Barthe (2), Jan Asmuth (2), Jan Doll, Max Emanuel (6), Martin Marcec
Trainer: Hartmut Mayerhoffer
SR: Julian Köppl / Denis Regner
Spielfilm: 2:0 (2.), 4:1 (3.), 4:4 (5.), 5:4 (7.), 5:5 (8.), 7:5 (10.), 8:8 (14.), 11:10 (17.), 11:11 (20.), 13:11 (23.), 14:13 (27.), 15:13 (28.), 17:14 - 17:16 (33.), 19:16 (36.), 21:20 (42.), 24:20 (46.), 25:23 (48.), 26:24 (49.), 28:24 (53.), 28:26 (55.), 30:26 (58.), 30:27 (58.), 33:27.
Zuschauer: 1976
Strafminuten: 6 (Hagelin, Barsties 4) - 4 (Schmidt, Döll)
Siebenmeter: 4/6 (Billek scheitert an Müller und trifft die Latte) - 3/4 (Schäfer scheitert an Krechel)
Beste Spieler: Riehn, Varvne, Billek - Barbarskas, Emanuel.