Nicht zu viel Respekt zeigen und das Spiel genießen: Das ist die Marschroute von Trainer Jan Gorr für das Gastspiel des HSC in Flensburg am Mittwochabend.
Auf der Homepage der SG Flensburg-Handewitt ist vom "Antipoden-Duell" die Rede und wahrlich, der HSC 2000 Coburg als Tabellenschlusslicht ist so etwas wie der "kleine Fisch" auf der "Speisekarte" des Spitzenreiters, die in diesen Wochen reichlich bestückt ist. Magdeburg, Brest (Achtelfinale Champions League), jetzt der HSC, das Rückspiel gegen Brest und dann das Halbfinale im Final Four um den DHB-Pokal gegen die Rhein-Neckar Löwen und dann womöglich das Endspiel gegen den THW Kiel, der das zweite Halbfinale gegen Leipzig bestreitet. Danach geht's für die Flensburger zu den Füchsen Berlin. Trotzdem wollen sich die Coburger am Mittwochabend (Anwurf um 19 Uhr) nicht so einfach mit einem "Happs" vom Champions-League-Sieger des Jahres 2014 verspeisen lassen.
"Wir wollen das Spiel genießen, nicht zu viel Respekt zeigen, forsch und frech auftreten." Das hat Coburgs Trainer Jan Gorr seiner Mannschaft mit auf die 670 Kilometer lange Reise an die dänische Grenze mit auf den Weg gegeben, die der HSC-Tross bereits am Dienstagnachmittag angetreten ist. Gorr spricht von einem der genialsten Spiele der Saison. "Die Flens-Arena bürgt für eine ganz besondere Atmosphäre und nicht zuletzt erwartet uns dort die aktuell stärkste deutsche Handballmannschaft." Wer die Partie in Brest gesehen hat, weiß, wovon Gorr spricht. Denn nicht zuletzt die dort gezeigten Kempa-Tricks quer über den gegnerischen Wurfkreis unterstreichen die Aussage von Gorr.
SG-Abwehrchef Karlsson fällt aus
Der SG wird wohl ihr Abwehrchef Tobias Karlsson fehlen. Der erlitt am Sonntag in der Champions-League-Partie in Weißrussland eine Gehirnerschütterung. "Karlsson ist eine Institution, viel mehr an Erfahrung geht in einer Abwehr nicht mehr. Aber sie werden ihre breite Personaldecke nutzen", so Gorr. Genauso wie sie die strapaziöse Reise nach Brest bis zum heutigen Abend wohl einigermaßen verdaut haben werden. "Es wird sich zeigen, ob wir daraus einen kleinen Vorteil haben", zweifelt Gorr daran, dass der Gegner sich davon allzu sehr beeindrucken lässt. Denn die Flensburger wollen ihre blütenweiße Heimweste und damit die Tabellenspitze verteidigen. Nur einmal wurden sie im bisherigen Saisonverlauf bezwungen: beim 23:24 in Kiel. Zwei Unentschieden gab es in Melsungen (24:24) und zuletzt mit dem 26:26 beim SC Magdeburg.
Der Coburger Trainer rechnet sogar damit, dass die SG versuchen könnte auf echte Torjagd zu gehen. Noch liegen sie einen Minuszähler und 67 Tore vor dem größten Widersacher, den Rhein-Neckar Löwen. Doch die Erinnerung an die Spielzeit 2013/2014, als zwei Tore über den Titel entschieden, ist noch frisch. "Wir brauchen uns nichts vorzumachen, das könnte durchaus so kommen. Bereits im Hinspiel bei uns haben sie die Partie mit unheimlich viel Tempo gestaltet und wir konnten nur bedingt dagegenhalten und verloren so mit 24:35", rechnet Gorr damit, dass die Flensburger nicht locker lassen werden.
Flensburg ist neuer Rekordhalter
Den Rekord des höchsten Auswärtssieges in der Bundesliga aller Zeiten halten die Flensburger seit vier Wochen. Am 1. März gewannen sie beim TSV GWD Minden mit 41:17. Die höchsten Heimsiege gehen derzeit auf das Konto des HSV Hamburg (44:17 gegen den Wilhelmshavener HV und 43:16 gegen den Stralsunder HV). Doch insgesamt hat der HSC 2000 Coburg in dieser Erstligasaison einfach zu gut mitgehalten, dass ihnen an der Flensburger Förde Ähnliches passieren könnte. Für die Begegnung gibt es nur noch wenige Stehplatzkarten, die Flens-Arena dürfte mit 6 300 Besuchern also ausverkauft sein.
Mittwoch, 19 Uhr: SG Flensburg-Handewitt - HSC 2000 Coburg
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel; Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm, Sebastian Weber, Steffen Coßbau, Florian Billek, Till Riehn, Nico Büdel, Adnan Harmandic, Girts Lilienfelds, Romas Kirveliavicius
Trainer: Jan Gorr
Es fehlt: Stefan Lex
SG Flensburg-Handewitt: Matthias Andersson, Kevin Moeller; Tobias Karlsson (?), Andreas Eggert, Holger Glandorf, Thomas Mogensen, Lasse Svan, Hampus Wanne, Petar Djordjic, Johan Jakobsson, Anders Zachariassen, Jacob Heinl, Henrik Toft Hansen, Jim Gottfridsson, Rasmus Lauge, Mark Bult, Kentin Mahe
Trainer: Lubomir Vranjes
SR: Ramesh Thiyagarajah/Suresh Thiyagarajah
Spielaufsicht: Uwe Stemberg