Der Hammer: Coburger feiern die 1. Liga!

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Die Medaillen für den Meister und Aufsteiger VSG Coburg/Grub nach dem letzten Saison-Spiel. Fotos: Timo Geldner
Die Medaillen für den Meister und Aufsteiger VSG Coburg/Grub nach dem letzten Saison-Spiel. Fotos: Timo Geldner
Einfallsreichtum bei den Fans.
Einfallsreichtum bei den Fans.
 
Die Fans jubelten.
Die Fans jubelten.
 
Ein Transparent sagt alles.
Ein Transparent sagt alles.
 
Jubelnde Spieler.
Jubelnde Spieler.
 
 
 
 
 
Trainer Maric gab immer noch Anweisungen an seine Spieler.
Trainer Maric gab immer noch Anweisungen an seine Spieler.
 
Laser in Grün bei der Schow.
Laser in Grün bei der Schow.
 

Die stolzer "Grünen" feiern sich und den größten Erfolg ihrer bisherigen Vereinsgeschichte pompös - und Angst vor der 1. Bundesliga hat auch niemand. Zum Abschluss der Saison gab's - vor einer Rekordkulisse - ein klares 3:0 gegen Fellbach.

Ein Traum wird war! Die Volleyballer der VSG Coburg/Grub steigen nach jahrelanger Aufbauarbeit, nach akribischen Bemühungen, nach einer fantastischen Saison in die 1. Bundesliga auf. Vor ein paar Jahren pritschte und baggerte der Klub noch in der Pestallozihalle fast vor Ausschluss der Öffentlichkeit, doch am Samstag standen zwölf "Hämmer" vor knapp 2000 begeisterten Zuschauern im Rampenlicht: Patrick Speta, Lukas Gudas, Sven Kellermann, Marcel Herrmann, Jonas Ickerott, Beni Kucera, Johannes Engel, Max Kessel, Hansi Nürnberger, Gilles Braas, Steffen Reinsch und Max Meuter.

Es war ein würdiger, ja überragender Rahmen für diese Meisterparty der "Grünen". Nicht der souveräne 3:0-Sieg gegen einen fairen Gegner aus Fellbach, sondern die Feierlichkeiten vor, während und nach dem Spiel standen im Fokus.
Mit Nebelschwaden, Blitzlichtgewitter und einer beeindruckenden Lasershow wurde den offiziell 1738 Zuschauern schon lange vor dem ersten Aufschlag eingeheizt.

So viele Fans - die zahlreichen Helfer, Betreuer und Aktiven wurden dabei nicht mitgezählt - kamen noch nie zu einem Volleyballspiel in der 2.Bundesliga. Sie erlebten ein Spektakel mit Stimmungsmusik, kleinen und überdimensionalen Plakaten, Samba-Trommeln, Konfetti-Regen und jede Menge begeisterten VSGlern - ein stolzer, aufstrebender Verein feierte sich und das Erreichte. Mit Recht.


Das dreckige Dutzend

Die Mannschaft hat in dieser Zweitligaserie Klasse und Nervenstärke bewiesen. Der Aufstieg ist absolut verdient, denn die "Schmiede", wie das "dreckige Dutzend" seit Saisonbeginn intern, aber auch auf der Homepage, auf Plakaten oder in den aufwendigen Broschüren bezeichnet wird, hat sich in den letzten Monaten enorm gesteigert und ein Niveau erreicht, wie es die kühnsten Optimisten sich nicht zu träumen wagten.

Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter und deshalb durften sich am Samstagabend in der HUK-Arena nicht nur die Spieler feiern lassen. Mit personellen Verstärkungen haben die Verantwortlichen vor einem Jahr die Weichen für diesen Höhenflug gestellt. Kontinuität prägt das gewissenhafte und stets wohl durchdachte Handeln der Macher.


Starke Brüder

Vorsitzender André Dehler und sein Bruder Michael, der an der Spitze des immer mehr an Bedeutung gewinnenden Fördervereins steht, durften sich am Samstag in ihrer Arbeit bestätigt gefühlt haben. Aber nicht nur dieses Duo steht für die rasante Entwicklung, ohne die Besessenheit, den unbändigen Fleiß und den großen Ideenreichtum der zahlreichen, ehrenamtlichen Helfer im Hintergrund, wäre das Projekt 1. Bundesliga nicht möglich gewesen. Stellvertretend muss an dieser Stelle Frank Heumann genannt werden, der mit Esprit und Mut der nicht immer unumstrittenen Öffentlichkeitsarbeit seinen Stempel aufdrückte.


Tolles Trainer-Duo

Milan Maric und Volker Pohl - ein Trainerduo, das für Insider zu den besten fünf in Deutschland zählt. Maric gelang bereits schon einmal der Aufstieg in die 1. Bundesliga, damals mit der SG Eltmann. Aber in Coburg scheinen die Voraussetzungen für eine rosige Zukunft besser zu sein.

Der Kroate genießt das uneingeschränkte Vertrauen aller. Und das war auch in schlechten Phasen so. Als seine Mannschaft im letzten Jahr sogar auf einem Abstiegsplatz stand, behielten die Entscheidungsträger Ruhe. Der damalige Teammanager Peter Pillmann, der am Samstagabend während des größten Erfolges der Vereinsgeschichte leider nicht in der Halle gesehen wurde, stärkte seinem Coach demonstrativ immer wieder den Rücken und ebnete damit den jetzigen Erfolg.

Überhaupt prägte Pillmann ganz entscheidend die Entwicklung der VSG Coburg/Grub in den letzten Jahren und sollte deshalb in diesen Tagen bei einem Gläschen Rotwein auch den letzten Frust über die plötzliche Trennung von seiner Herzensangelegenheit hinunter spülen.

Wie souverän, unspektakulär und vor allem ohne den befürchteten Qualitätsverlust die VSG den Zwist mit Pillmann und hallensprecher Klaus Köhler mitten in der Saison wegsteckte, spricht auch für das intakte Umfeld und die klasse Arbeit, die inzwischen bei den "Grünen" hinter den Kulissen geleistet wird - Respekt!

Doch nach dem Aufstieg ist bekanntlich vor der Planung für die neue Saison. Der Verein muss in den nächsten Wochen Flagge zeigen, denn die 1. Bundesliga ist sportlich ein ganz anderes Kaliber als die 2. Liga Süd. Die VSG will keine Fahrstuhlmannschaft werden, sie will im ersten Jahr den Klassenerhalt schaffen und sich dann in der deutschen Eliteliga etablieren.

Co-Trainer Pohl hat klare Vorstellungen: "Wir brauchen Verstärkung". Vier, fünf neue Spieler - natürlich mit Erstligaerfahrung - sollten es schon sein. Pohl: "Wir haben derzeit Spieler zum Probetraining eingeladen, sichten genau und werden uns dann entscheiden, wen wir holen" Das heißt aber auch: Geld muss her!

Ein Risiko - finanziell wie auch für das Klima in der Mannschaft. Denn Spieler, die jetzt zum Stamm gehören, werden die nötigen Veränderungen sicher nicht überstehen. Freiwillig verlassen wird einer der besten den Verein: Lukas Gudas, am Samstag mit tollen Aufschlägen und krachenden Schmetterschlägen der beste Spieler auf dem Parkett, wird aus familiären und beruflichen Gründen zurück in seine Heimat nach Litauen gehen und somit ein große Lücke hinterlassen. "Das ist natürlich ein wahnsinniger Qualitätsverlust für uns", weiß auch Milan Maric.

Auf die Verantwortlichen wartet also harte Arbeit. Dabei können sich die VSG-Macher jedoch der Unterstützung der VR-Bank gewiss sein. Vorstandsvorsitzender Karlheinz Kippke, der von der Größe locker mit den VSG-Riesen am Netz mithalten könnte, sowie sein Stellvertreter Wolfgang Gremmelmaier ließen es sich am Samstagabend nicht nehmen, gemeinsam mit den Siegertypen und den vielen Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und Sport auf dem Spielfeld mitzufeiern.

Beide waren voll des Lobes über die durchdachte Strategie der VSG - "Das ist der verdiente Lohn der letzten Jahre" - und versprachen, das Konzept weiter kräftig zu unterstützen: "Wir haben unser Sponsoring ganz deutlich aufgestockt", erklärten die beiden Bänker unisono.

Doch bevor bei der VSG Geld für neue Spieler ausgegeben wird und vor allem neue Pläne für die große Herausforderung 1. Liga "geschmiedet" werden, durfte am Samstag zu Recht gefeiert werden. Bis in die frühen Morgenstunden jubelten, sangen die Grünen, lagen sich bei einer Party in der Fabrik in Meeder in den Armen und ließen so manchen spektakulären Ballwechsel noch einmal Revue passieren.

Selbst die Konkurrenz aus der 2. Liga, ob Dauerrivale L.E. Leipzig oder die am Samstag überforderten Fellbacher lobten die positive Entwicklung der VSG über den grünen Klee. Wie es in der 1. Bundesliga weitergeht, bleibt nun eine spannende Frage.