Misslungener Start des HSC 2000 Coburg in die neue Zweitliga-Saison: Das Gorr-Team verliert mit 22:25 beim VfL Lübeck-Schwartau.
Erst wurden vier Tore aufgeholt, dann eine Vier-Tore-Führung verspielt: Das Auftaktmatch der Zweitliga-Saison war für den HSC 2000 Coburg ein Wechselbad der Gefühle - mit schlechtem Ausgang für den Bundesliga-Absteiger.
Dabei sah es nach schwachem Start richtig gut aus. Sechs Minuten blieb der HSC vor der Pause ohne Gegentreffer, erhöhte nach der Pause den Vorsprung sogar auf vier Tore. Coburg schien die Partie im Griff zu haben. Doch drei Dinge drehten die Partie abermals. Drei mal scheiterte Petr Linhart an Dennis Klockmann im Lübecker Tor, drei Mal verlor ein übermotivierter Romas Kirveliavicius den Ball und dann zog VfL-Trainer Torge Greve die richtige Taktikkarte und brachte den siebten Feldspieler. Darauf hatte Coburg keine Antwort parat. "Normalerweise fallen dann die Tore von außen oder über den Kreis, aber wir haben die Treffer aus dem Rückraum kassiert", gab Gorr zu Protokoll. "Dabei hatten wir im Sechs gegen Sechs alles gut im Griff." Danach aber brachen in der Deckung die Dämme. Wobei auch anzuerkennen ist, dass Lübeck das richtig gut gespielt haben.
VfL Lübeck-Schwartau -
HSC Coburg 25:22 (12:14)Die Beteiligten konnten es wohl nicht erwarten, der Saisonauftakt wurde eine Minute vor der eigentlichen Anwurfzeit angepfiffen. Drei Minuten später lag der HSC mit 0:3 in Rückstand, auch weil Dennis Klockmann die ersten beiden Würfe des HSC von Tobias Varvne und Felix Sproß entschärfte. Nach viereinhalb Minuten war es Florian Billek, der dafür sorgte, dass sich das Dutzend Coburger Fans setzen durfte. Jetzt schien der HSC endlich im Spiel - doch bis zur ersten Führung sollte es noch etwas dauern. Das lag vor allem an der bestens organisierten VfL-Deckung. Diese konnte den sehenswerten Kempa-Treffer von Billek, aufgelegt von Stefan Lex zum 3:3, dann aber doch nicht verhindern.
Schwerstarbeit für Kreisläufer
Auf der anderen Seite hatte Podpolinski viel Freiraum und wenig später viel Glück, als er Tobias Varvne bei einer Abwehraktion ins Gesicht traf und es nur eine Zeitstrafe gab. Mit elf Toren nach zwölf Minuten war es weniger ein Spiel der Abwehrreihen, auch wenn auf beiden Seiten hart zugepackt wurde. Den ersten leichten HSC-Ballverlust schlossen die Gastgeber mit dem ersten Konter des Spiel zum 9:6 ab, gingen wenig später erstmals mit vier Toren in Führung. Zu oft probierten die HSCler das Spiel über ihre Kreisläufer. Darauf hatte sich Lübeck eingestellt, massierte die Deckung im Zentrum, so dass dort kaum Platz war. Beide Teams brachten in Unterzahl den siebten Feldspieler. Auch Gorr, der so die Zeitstrafe von Philipp Barsties überbrückte.
Die Coburger Kreisläufer hatten Schwerstarbeit zu verrichten und trotzdem gelangen ihnen herrliche Tore, so wie Dominic Kelm zum 9:11 aus Coburger Sicht, der dabei noch ungestraft in der Luft einen Schubser mitbekam und recht unsanft auf den Boden knallte.
Billek auffälligster HSC-Akteur
Doch dem HSC fehlte gegen die weiter sehr gute Lübecker Deckung der letzte Punch, um endlich auszugleichen oder gar in Führung zu gehen. Doch der Endspurt im ersten Durchgang gehörte dann doch den Coburgern und insbesondere dem sicheren Siebenmeterwerfer Florian Billek, der auffälligster HSC-Akteur war. Den Gastgebern ging kurz vor der Pause die Puste aus. Hinten konnten sie die Lücken nicht mehr so konsequent dichtmachen wie über weite Strecken der ersten Halbzeit, und vorne taten sie sich schwerer, sich gegen eine besser stehende HSC-Deckung durchzusetzen. Das nutzte das Team von Jan Gorr zu vier Toren in Folge. Zweieinhalb Minuten vor dem Abpfiff war die erste HSC-Führung geschafft, die sie bis zum Pausenpfiff noch erhöhten.
Insgesamt blieb der VfL acht Minuten ohne Tor Es war nun viel Unruhe auf beiden Seiten im Spiel, Coburg fabrizierte drei Ballverluste in Folge, auf der anderen Seite traf Martin Waschul völlig frei nur den Pfosten. So behauptete der HSC seine Drei-Tore-Führung und hätte diese erstmals auf vier ausbauen können, doch Billek scheiterte zu erstmals beim Strafwurf. Herausgeholt hatte den Siebenmeter Petr Linhart, der kompromisslos in die Abwehr ging. Wenig später die gleiche Szene, wieder Strafwurf: Diesmal netzte Billek zur 17:13-Führung ein.
Ein sicheres Polster? Weit gefehlt, denn der HSC Coburg fing an, anstatt Chancen zu kreieren, den überhasteten Abschluss zu suchen - der Anfang vom bitteren Ende. Zudem schickte Greve den siebten Feldspieler aufs Feld und knackte damit die Coburger Abwehr, auch wenn sein Team zunächst ein "Empty-Net-Goal" durch den Coburger Torhüter Oliver Krechel zum 14:18 hinnehmen musste. Die Maßnahmen hatten am Ende doch Erfolg, eben auch weil die Coburger nun ihre Würfe nicht mehr im VfL-Tor unterbrachten. Gorr nahm Linhart wieder vom Feld, Lex kam zurück und auch Romas Kirveliavicius stand erstmals auf der Platte.
Leichtfertige Ballverluste
Doch als 13 Minuten vor dem Abpfiff der Anschlusstreffer fiel, sah Gorr die Zeit für eine Auszeit gekommen, auch weil "Kiwi" zuvor den Ball mehrmals leichtfertig verschenkt hatte. Aus dem Spiel heraus blieb Coburg zwischen der 33. und 52. Spielminute ohne Treffer, zwischen der 53. und 58. Minute gänzlich ohne Torerfolg. Da nützte es auch nichts, dass Krechel zwei Mal in kurzer Folge gegen Schult parieren konnte.
Diesmal gab es seinem Team keinen Schub. Nach dem Ausgleich zum 18:18 war es erneut ein Strafwurf des zuvor selbst gefoulten Florian Billek, der für die erneute Führung sorgte (53. Minute). Im Gegensatz zum ersten Durchgang ist den Coburgern aber die Puste ausgegangen, sie hatten keine Antworten parat. Da half auch ein Torwartwechsel zu Jan Kulhanek nicht mehr. Noch eine Stunde nach dem Abpfiff waren aus der Hansehalle Jubelgesänge zu hören. Einmal mehr hat sich dieser Schauplatz für den HSC zur "Hansehölle" entpuppt.
Stimmen zum Spiel:
HSC-Trainer Jan Gorr: "Wir haben in der zweiten Halbzeit unseren Pfad verlassen, uns nicht mehr geduldig die Chancen herausgespielt. So wie uns die Aufholjagd gelungen ist, so hatte ich mir vorgestellt, dass das unser Weg bis zum Schluss ist. Beim 14:17 waren wir zu inkonsequent und das hat sich zum Schluss gerächt. Aber künftig darf im Rückraum nicht alles an Till Riehn und Tobi Varvne hängen, wir brauchen auch die einfachen Tore von Kiwi."
VfL-Trainer Torge Greve: "Coburg war vor der Pause hocheffizient und hatte sich in der Abwehr nach und nach gesteigert. Als sie etwas kopflos wurden, haben wir das genutzt. Die Fans haben uns gepusht, wir gute Situationen herausgespielt und hatten auch das Glück auf unserer Seite."
HSC-Kapitän Till Riehn: "Als Fehlstart würde ich es jetzt nicht bezeichnen, wir haben ein Spiel verloren, das ist ärgerlich. Bad Schwartau hat auch letztes Jahr eine gute Rolle gespielt. Bei uns haben nicht alle ihr Level erreicht und im linken Rückraum fehlen uns die leichten Tore."
VfL Lübeck-Schwartau - HSC 2000 Coburg 25:22 (12:14)HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel (1); Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß (1), Dominic Kelm (2), Petr Linhart, Sebastian Weber (2), Stefan Lex (3), Benedikt Kellner, Florian Billek (11/6), Till Riehn (2), Jakob Knauer, Tobias Varvne, Romas Kirveliavicius
Trainer: Jan Gorr
VfL Lübeck-Schwartau: Marino Mallwitz, Dennis Klockmann; Thees Glabisch (2), Oliver Milde (1), Julian Lauenroth (3), Toni Podpolinski (4), Steffen Köhler (2), Fynn Ranke, Bruno Zimmermann (1), Martin Waschul (1), Jan Schult (6), Sebastian Damm, Tim Claasen (4/3), Christoph Schlichtling, Jasper Bruhn, Antonio Metzner (1)
Trainer: Torge GreveSR: Robert Schulze/Tobias Tönnies
Spielfilm: 3:0 (4.), 3:2 (7.), 3:3 (9.), 5:3 (10.), 6:4 (12.), 6:5 (13.), 7:6 (14.), 9:6 (16.), 10:6 (17.), 11:7 (19.), 11:9 (21.), 11:10 (23.), 12:11 (25.), 12:12 (27.), 12:14 - 12:15 (31.), 13:15 (32.), 13:16 (35.), 13:17 (39.), 15:18 (45.), 17:18 (47.), 18:18 (52.), 18:19 (53.), 19:20 (54.), 23:20 (58.), 23:21 (59.), 25:22.
Zuschauer: 1704
Strafminuten: 8 (Podpolinski, Damm, Ranke, Köhler) - 4 (Billek, Barsties)
Siebenmeter: 3/3 - 6/7 (Billek scheitert an Klockmann)
Beste Spieler: Klockmann, Schult - Billek, Lex