Mit einer Galavorstellung schlägt Coburg vor 1100 Zuschauern in der HUK-Arena Science City Jena II mit 112:66 und steht nun als ProB-Aufsteiger fest.
Der zweite Aufstieg des BBC Coburg hintereinander ist in trockenen Tüchern. Nach dem deutlichen 112:66-Heimerfolg (56:29) gegen Science City Jena II ist der Mannschaft von Trainer Simon Bertram die Meisterschaft in der 1. Basketball-Regionalliga Südost und der damit verbundene Aufstieg in die ProB nicht mehr zu nehmen.
Die ganze Spannung, die nicht zuletzt durch die unklaren Verhältnisse um die "Hackeraffäre" entstanden war, fiel mit dem Ertönen der Schlusssirene sichtlich von der Mannschaft und den Verantwortlichen ab. Die BBC-Spieler tanzten ausgelassen im Mittelkreis, die 1100 Anhänger begleiteten dies gesanglich mit "Oh wie ist das schön". Bei der "Humba" brachen schließlich alle Dämme: Daniel Stawowski eröffnete die feuchtfröhliche Feier mit der ersten Bierdusche.
Hörnlein: "Das ist ein Statement"
Doch Simon Bertram wurde von seinen Spielern nicht nur mit Gerstensaft, sondern auch mit Lob überschüttet. "Der Coach hat sich über das Jahr wahnsinnig entwickelt, er hat seine Aufgabe super gemacht. Jetzt ist er ein Meistercoach", sagte Aufbauspieler Kevin Eichelsdörfer. Sichtlich stolz zeigte sich auch BBC-Vorsitzender Jack Hörnlein: "In sechs Jahren von der Bezirksliga in die 2. Bundesliga - das hat uns keiner vorgemacht und wird uns so schnell wohl keiner nachmachen. Es fühlt sich wirklich fantastisch an, jetzt in der ProB zu spielen. Das ist ein Statement."
Ein Statement auf dem Parkett setzte am Samstagabend vor allem der Coburger Kalifornier, Jordan Burris: 40 Punkte, 10 Rebounds und ein unglaublicher Effektivitätswert von 43 standen am Ende auf dem Spielberichtsbogen.
BBC Coburg gegen Science City Jena II 112:66 (56:29)
Die Coburger, die krankheitsbedingt auf Kapitän Andreas Albus und Jonny Tritscher verzichten mussten, begannen in den ersten Minuten noch nervös. Zwar versuchten Fabian Franke & Co. in der Offensive ihre körperlichen Vorteile gegen die kleine Formation der Gäste auszuspielen, blieben allerdings beim Abschluss in der Zone mehrmals glücklos. Jena führte nach vier Minuten mit 8:7 und blieb durch einige Unkonzentriertheiten in der BBC-Defensive zumindest nach den ersten zehn Minuten auf Tuchfühlung (25:20).
Im zweiten Abschnitt erhöhten die Coburger die Intensität an beiden Enden des Spielfelds und ließ keine Zweifel mehr aufkommen, dass sie das Parkett als Meister verlassen werden. Obwohl die Jenaer ihrerseits mit ihrer Ganzfeld-Pressverteidigung versuchten, Ballgewinne zu erzwingen, waren es in dieser Phase vor allem die Coburger, die Bälle klauten und das Spiel vorne schnell machten. Die BBC-Schützen liefen heiß und verwandelten alleine im zweiten Viertel sechs Dreipunktewürfe (insgesamt 14 bei 29 Versuchen). Mit seinem zweiten irren Dreier innerhalb weniger Sekunden brachte Burris die HUK-Arena nach 16 Minuten zum ersten Mal richtig zum Kochen (46:26).
Jordan Burris trifft acht Dreier
Die tapfer kämpfenden Jenaer konnten einem in diesen Minuten schon fast leidtun. Der Tabellensechste mühte sich nach Kräften, musste aber anerkennen, dass Coburg nicht erst in der nächsten Saison in einer anderen Liga spielt.
Einzig der US-Amerikaner Vincent Garrett wehrte sich auf Gästeseite gegen die drohende Klatsche. Mit 30 Punkten und 18 Rebounds legte das Kraftpaket zwar Fabelzahlen auf, tat seiner Mannschaft mit einer teils fragwürdigen Wurfauswahl und vielen Turnovers aber nicht nur Gutes. Beim 56:29-Halbzeitstand war die Entscheidung zugunsten des BBC bereits gefallen. Nachdem Center Stawowski aufgrund früher Foulbelastung in der ersten Hälfte kaum zum Zug kam, gehörten ihm mit vier Punkten in Folge ganz klar die Anfangsminuten des dritten Viertels. Da auch Burris "Punktehunger" noch lange nicht gestillt war, baute der BBC seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Mit seinem achten Dreier an diesem Abend schraubte der Kalifornier den Vorsprung nach 28 Minuten erstmals auf die 40-Punkte-Marke (81:41).
Erst als die erste Fünf der Coburger im letzten Viertel ihre wohlverdiente Ruhepause bekam, geriet der Offensiv-Motor der Gastgeber etwas in Stocken. So konnten die Thüringer zumindest das 4. Viertel mit einigen leichten Punkten nach Ballverlusten der Coburger im Spielaufbau ausgeglichen gestalten.
Beim Stand von 98:58 schnappte sich Burris den Ball unter dem eigenen Korb, spazierte durch die Jenaer Defensive und markierte die magische 100 drei Minuten vor Spielende mit einer netten Flugeinlage, bei der er sogar noch gefoult wurde. Der Beginn der BBC-Party, die in zwei Wochen beim Heimspiel gegen Oberhaching ihre Fortsetzung findet. Bobby Fischer verspricht eine Reihe von Überraschungen: "Wir möchten es spektakulär haben und werden es richtig krachen lassen."
Die Statistik
BBC Coburg: Burris (40 Punkte, 10 Rebounds) , Franke (19, 12 Rebounds, 5 Assists), Walde (18, 6 Assists), Molosciakas ( 11), Eichelsdörfer (8), Stawowski (6, 8 Rebounds), Gligorovic (5), Turan (3), Wyczisk(2).
Science City Jena II: Garrett (30, 18 Rebounds), Morschhäuser (8), K. Glück (6), Rahn (5), Shusel (4), Lange (4), Heber (3), Holthaus (3), Kadasi (2), G. Glück (1).
Stimmen zum Aufstieg
Jack Hörnlein (Vorsitzender BBC Coburg): "Der Coach und Matthias Haufer, der sportliche Leiter, haben das Team toll zusammengestellt. Wir konnten immer nachlegen - wenn mal Leistungsträger verletzt waren, konnten andere in die Bresche springen. Die tiefe Bank und das große Talent in der Mannschaft haben den Ausschlag zur Meisterschaft gegeben. Wir freuen uns jetzt total auf die ProB. Ich denke auch, dass wir im Aufstiegsjahr in die Play-offs kommen. Wir möchten die Mannschaft möglichst zusammenhalten und vielleicht auf der einen oder anderen Position noch um einen Ticken verstärken."
Michael Stoschek: "Ich freue mich sehr, alle hier machen einen tollen Job, sowohl die Organisation als auch die Mannschaft. Mit zwei Aufstiegen in Folge hat man bereits ein Riesentempo hingelegt. ProA, also 2. Liga zu spielen, ist das Ziel. Das ist machbar, wenn sie die Begeisterung einigermaßen aufrechterhalten können. Ich wünsche mir nur eine ganz andere Zuschauerfrequenz, das hätte diese Mannschaft verdient. So ein Spiel wie heute gibt es in anderen Sportarten in dieser Halle nicht zu sehen. Es waren wunderbare Spielszenen dabei und einzelne Spieler wie Jordan Burris spielen auf Bundesliga-Niveau. Aber für mich ist gar nicht so entscheidend, in welcher Liga man spielt, sondern es ist viel entscheidender, wie unterhaltsam der Sport ist. Ich glaube, die Coburger wären wirklich gut beraten, sich das einmal anzuschauen.
Kevin Eichelsdörfer (BBC-Guard): "Die Saison hätte nicht besser laufen können. Die Mannschaft ist geil, wir verstehen uns alle, wir sind eigentlich wie eine große Familie. Ich glaube, das hat sich auch auf unser Spiel gelegt. Heute waren wir bis in die Haarspitzen motiviert, wir wollten den Titel unbedingt sicher machen."