Bayerns Finanzminister Markus Söder war eigentlich wegen eines geodätischen Referenzpunkts gekommen. Aber er brachte auch etwas mit.
Finanzminister Markus Söder beherrscht auch Diplomatensprache. Zum Beispiel, wenn es um die Finanzierung des Coburger Landestheaters geht. "Wir werden weitere Entwicklungen wohlwollend begleiten. Wenn wir Konzertsäle in München gestalten können, darf das Landestheater nicht außen vor bleiben." Das klingt nett, aber nicht verbindlich: "Wir sind bereit, über alles zu reden. Aber worüber, das kann man jetzt noch nicht sagen", antwortete er am Freitag in Coburg auf die Frage, ob der Freistaat einen höheren Anteil für die Betriebskosten zahlen werde. Nur in einem wurde der Minister deutlich: Bei den Betriebskosten werde der Freistaat dann auch über mögliche Reduzierungen reden.
In diesem Jahr wird die Stadt dem Landestheater 7,1 Millionen Euro zuschießen. Der Zuschuss des Freistaats beträgt 5,5 Millionen. Großzügiger zeigte sich der Freistaat bislang bei Investitionsmaßnahmen: Da übernahm er regelmäßig 75 Prozent der Kosten, und das ist auch für die anstehende Sanierung des Großen Hauses zugesagt. Auch die Interimsspielstätte finanziert der Freistaat mit, allerdings nur bis zu fünf Millionen Euro.
Geld verteilen als Strategie
"Wer jeden Tag einen Förderbescheid überreicht, ist noch lange kein Stratege", hatte erst vor wenigen Monaten Ministerpräsident Horst Seehofer in Richtung Söder geraunzt. Der zeigt sich davon nicht sonderlich beeindruckt: "Förderbescheide verteilen ist Teil der Strategie", sagte er am Freitag in Coburg. Es gelte, "die ländlichen Regionen zu beschleunigen, die Metropolen zu entschleunigen". Deshalb gebe es mehr Geld für die Kommunen - und am Freitag sogar für Coburg.
Beim Termin am Goldbergsee, wo der neu geschaffene geodätische Referenzpunkt vorgestellt wurde (siehe unten), holte Söder zwei Förderbescheide hervor, die er Coburgs Zweiter Bürgermeisterin Birgit Weber überreichte: Für die Dreifachturnhalle an der Karchestraße wurden im ersten Schritt 450 000 Euro bewilligt, für die Sanierung der Heiligkreuz-Schule 200 000 Euro. Insgesamt werde die Fördersumme für beide Projekte zusammen 980 000 Euro betragen, versprach Söder.
Der Finanzminister habe die "Vollbremsung der Regierung von Oberfranken aufgelöst", zeigte sich der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach erfreut. Denn einige Jahre lang hatte Coburg bei Schulbaumaßnahmen keine staatlichen Hilfen erhalten mit der Begründung, die Stadt habe selbst genug Geld. Dass Söder fast nebenbei ankündigte, dass der Freistaat wegen der "Konnexität" auch neuerliche Schulumbauten finanzieren werde, sollte das neunjährige Gymnasium wieder eingeführt werden, dürften Michelbach und Weber aufmerksam registriert haben.
Michelbach hatte als Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion (MU) Bayern Söder nach Coburg gelotst, da an diesem Wochenende der 40-köpfige MU-Landesvorstand in Coburg tagt. Doch Söder traf nicht nur die Mittelständler: Michelbach hatte auch ein kurzes Gespräch mit Vertretern der Regiomed-Geschäftsführung arrangiert. Schließlich gebe es ja Überlegungen, auf dem ehemaligen BGS-Gelände einen neuen "Medizincampus" zu bauen, sagte Michelbach. "Wir wollen dafür einen größeren Ansatz auf den Weg bringen."
Auch in Sachen Wohnungsbauförderung erbat Michelbach die Hilfe des Ministers: Die gemeinnützige und stadteigene Wohnbau Coburg soll 200 Wohnungen bauen, doch sie erhält keine Zuschüsse. Diese sollen nur direkt an die Kommunen ausbezahlt werden. Michelbach bat Söder, das zu ändern.
Dem Staatsministerium für Finanzen, Heimat, Landesentwicklung und digitale Infrastruktur sind auch die Vermessungsämter unterstellt. Die nennen sich inzwischen "Ämter für Digitalisierung, Breitband und Vermessung". Als solche geben sie Karten heraus, haben aber inzwischen auch mit dem Bayernatlas eine Karten-App fürs Smartphone entwickelt. Nun stellen sie in jedem Landkreis einen geodätischen Referenzpunkt auf. Im Falle Coburg handelt es sich dabei um eine Betonstele am Goldbergsee, auf der eine Stahlplatte die GPS-Daten ebenjenes Punktes verkündet (50 Grad16,8914' nördliche Breite, 10 Grad55,9711' östliche Länge, 300,3 Meter über Normalnull).
Wer mit GPS unterwegs ist, sei es beim Wandern, Radfahren oder Geo-Caching, kann hier abgleichen, wie genau sein GPS arbeitet. Das Handy von Thomas Hegen, dem Leiter des Coburger ADBV, lag rund zehn Meter daneben. "Aber das ist für Handys normal." Ganz genaue GPS-Geräte, wie sie die Vermesser benutzen, kosten rund 14 000 Euro. Ein solches hatte Hegen natürlich auch dabei.
Günstiger war da schon die Betonstele: Die hatten angehende Mauerer in der Berufsschule entworfen, geschalt, gegossen, aufgestellt und das Pflaster darum herum verlegt.