So klingt Wiener Musik in Neustadt

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Mit seinem Johann-Strauß-Quintett gastierte der Geiger Jiri Preisinger zum Auftakt der diesjährigen Rathauskonzerte in Neustadt.Fotos: Jochen Berger
Mit seinem Johann-Strauß-Quintett gastierte der Geiger Jiri Preisinger zum Auftakt der diesjährigen Rathauskonzerte in Neustadt.Fotos: Jochen Berger
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wie das Johann-Strauß-Quintett das Publikum bei seinem Gastspiel im Rathaussaal mit Werken von Johann Schrammel bis Johannes Brahms unterhält.

Johann Schrammel liefert das klingende Motto dieses Abends: "Wien bleibt Wien". Doch die musikalische Reise beim ersten diesjährigen Rathauskonzert in Neustadt führt nicht nur in die Metropole an der Donau, sondern erkundet auch Ungarn, Böhmen und schließlich Rumänien.


Das in der Region Coburg durch mancherlei Auftritte bestens bekannte Johann Strauß-Quintett weiß jedenfalls, wie sich eine effektvolle Vortragsfolge arrangieren lässt. Johann Strauß und Johannes Brahms, Joseph Lanner und Antonin Dvorák - diese Komponistennamen versprechen einen Abend mit ungetrübtem Melodienglück.
Zwischen Walzer-Seligkeit und flottem Polka-Schwung serviert das Johann-Strauß-Quintett dem ausdauernd applausf reudigen Publikum einen kurzweiligen Abend mit einer unbekümmert bunten Mischung, die auch einige Ausflüge in das Repertoire der Salonorchester nicht verschmäht.

Zwischen Moldau und Donau

Unter den Komponisten finden sich an diesem Abend manche, deren Lebenslauf die musikalische Vielfalt der einstigen österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie widerspiegeln. Geradezu beispielhaft: die Vita von Karel Komzák Junior, der 1850 in Prag geboren wurde und 1905 in Baden bei Wien starb. Komzák wurde schon früh von seinem Vater gefördert, studierte am Prager Konservatorium und kam über manche Stationen 1883 als Kapellmeister zum 84. Infanterie-Regiment in Wien, das unter seiner Leitung 1889 bei der Weltausstellung in Paris 1889 zur besten Militärkapelle der Welt gewählt wurde.

Musikantentum

Das Johann-Strauß-Quintett verbindet slawisches Musikantentum mit der Begeisterung für das Wiener Walzer-Idiom. Das Ensemble rekrutiert sich überwiegend aus Orchestermitgliedern der Janácek-Oper aus Brünn. An der Spitze: Jiri Preisinger, ehemaliger koordinierter Konzertmeister des Landestheaters Coburg, der seltsamerweise im Programm immer noch in dieser Funktion firmiert.

Dabei serviert Jiri Preisinger inzwischen gar manchen Ton, der in der Intonation reichlich eingetrübt ist. Das hält Preisinger freilich nicht davon ab, auch das eine oder andere kleine Solo zu riskieren. Geradezu unverwüstlich: Franz Drdlas Salonstück "Souvenir" ebenso wie Antonin Dvoráks "Humoreske". Dabei kann sich Jiri Preisinger immerhin auf seine langjährige Routine, aber eben auch auf seine anpassungsfähigen musikalischen Wegbegleiter jederzeit verlassen.

Denn sie lassen sich auch durch manche interpretatorische Freiheit Preisingers nicht aus dem Takt bringen.
Vor allem aber wissen die Mitglieder des Strauß-Quintetts ganz genau, worauf es bei einem solchen Programm ankommt - auf das Gespür für agogische Freiheiten.

Lehár als Zugabe

Die kleinen Verzögerungen im Tempo, das Auskosten schöner Stellen, aber auch das Ausreizen rhythmischer Effekte bescheren den Interpreten reichlich Beifall im fast ausverkauften Rathaussaal. Erst nach drei Zugaben ist dann endgültig Schluss, wobei das dritte Encore eine Brücke schlägt zum Spielplan des Landestheaters: "Lippen schweigen, 's flüstern Geigen" aus Franz Lehárs Meisterwerk "Die lustige Witwe".