Eine Führung zeigte den Besuchern, dass das Instrument voller Besonderheiten und Möglichkeiten steckt.
Ihre Wurzeln hat sie im antiken Griechenland, im Barock erlebte sie ihre große Blütezeit, und auch heute ist sie aus keinem Gottesdienst mehr wegzudenken: Die Orgel begeistert mit ihrem einzigartigen Klang schon seit Jahrtausenden. Die Ott-Orgel hat zwar nicht ganz so viele Jahre auf dem Buckel, feiert am Samstagabend jedoch einen runden Geburtstag: Schon seit stolzen 50 Jahren lauschen die Besucher der St.-Marien-Kirche in Rödental ihren Melodien.
Um den Geburtstag gebührend zu feiern, hat sich die Kirchengemeinde etwas ganz Besonderes überlegt. Bei der "Einberger Orgelnacht" darf die Ott-Orgel bei insgesamt sieben Konzerten beweisen, dass sie mehr kann als nur Kirchenlieder.
"Wolfgang Amadeus Mozart hat die Orgel nicht umsonst ,Königin der Instrumente‘ genannt", erklärt Markus Heunisch. Vor dem Konzert zeigt er Kindern bei einer Orgelführung, wie eine Orgel funktioniert. Dabei lernen nicht nur die kleinen Besucher etwas dazu, auch ihre großen Begleiter staunen darüber, welche musikalischen Möglichkeiten in der Ott-Orgel innewohnen.
"Wenn sie so Jahr für Jahr ihren Dienst tut, merkt man gar nicht, was alles in unserer Ott-Orgel steckt", sagt Pfarrer Winfried Rucker. Sie könne durchaus eine Bandbreite an Gefühlen zeigen. "In ihr steckt ganz schön viel Humor, aber auch Zorn und Herzeleid", erklärt er. Die Ott-Orgel sei im Zuge der Restauration nach Kriegsende in die St.-Marien-Kirche gekommen. "Die alte Hofmann-Orgel pfiff gewissermaßen aus dem letzten Loch, und es wäre zu aufwendig gewesen, sie noch zu reparieren", erzählt er. Deshalb habe man Paul Ott damit beauftragt, eine neue Orgel für die Kirchengemeinde anzufertigen. In den kurzen Konzerten wolle man zeigen, mit wie viel Vielfalt, Schönheit und Klangkraft Orgelmusik versehen sei.
Der erste Organist
Das erste dieser kurzen Konzerte beginnt Peter Jacobi. Er war auch der erste Organist, der die Ott-Orgel in der St.-Marien-Kirche gespielt hatte. Er erinnere sich noch immer gerne an diese Zeit zurück. "Schon am Gymnasium hatte mich die Orgel total gefesselt", erzählt er. Besonders gefalle ihm, dass man durch das Orgelspiel so viele Gefühle transportieren könne. "Ich würde mir wünschen, dass mehr Leute sich trauen würden, auf den Geschmack kommen und das Orgelspielen erlernen würden", sagt er.
Etwas Verbindendes
"Auf den ersten Blick sieht es sehr kompliziert aus, aber wer gut und gerne Klavier spielt, der wird die Herausforderung lieben", sagt Udo Knauer. Er hat bis 1985 die Ott-Orgel für die Kirchengemeinde gespielt und ist am Samstagabend beim sechsten Konzert der "Einberger Orgelnacht" wieder zu hören - diesmal aber mit seiner Tochter Katharina, die ihn mit der Geige begleitet. Als Chorleiter habe er erlebt, dass die Orgelmusik die Menschen weltweit miteinander verbindet: "Wir waren letztes Jahr in Australien und auch dort war die Orgel der Kern der Gemeinde."