Die Kontaktstelle Selbsthilfe der Stadt Coburg feiert ihr 30-jähriges Bestehen.
Die Kontaktstelle Selbsthilfe der Stadt
Coburg ist seit Oktober
1987 eine städtische Einrichtung mit dem Ziel, ein
selbsthilfefreundliches Klima zu schaffen. "Mit dieser Anlaufstelle soll
es den Menschen erleichtert werden, sich in Selbsthilfegruppen
zusammenzufinden und Probleme selbst in die Hand zu nehmen." Am
vergangenen Samstag feierte die Kontaktstelle ihr 30-jähriges Bestehen.
Scherzhaft sprechen Coburger Insider auch gerne vom "Sabinenbüro", denn
hinter der Kontaktstelle verbergen sich gleich drei engagierte
Mitarbeiterinnen mit dem Vornamen Sabine: Sabine Feuerbach-Heim, Sabine Doerenkamp-Steiner und neu Sabine Scheidig. Das 30-jährige Bestehen ist demnächst auch mit
einem Umzug in neue Räume verbunden. Die Kontaktstelle wird nämlich
künftig im Bürglaßschlösschen zu finden sein.
Experten und Berater
Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) ist stolz auf die Erfolgsgeschichte
der Kontaktstelle in Coburg. Aus dem Gedanken einer Hilfe zur
Selbsthilfe sei eine Bewegung geworden. Nowak erinnerte an die rund
130 Selbsthilfegruppen, die es in Coburg gebe. "Menschen mit ihren
besonderen Lebenssituationen tauschen sich aus, stützen sich
gegenseitig oder können einfach auch nur mal reden." Nowak spannte
aber auch einen Bogen von den drei Sabinen zur großen Zahl der
ehrenamtlich Mitarbeitenden in den Gruppen. "Sie, liebe Ehrenamtliche,
sind die Experten und Gesprächspartner für neu von einer Krankheit
Betroffene, Sie sind Berater und diejenigen, die Schwierigkeiten
nachvollziehen können."
Sabine Feuerbach-Heim gestand, dass sie mit ihrer Kollegin
Doerenkamp-Steiner in den ersten Jahren quasi als Einzelkämpferinnen-Duo
viele "Klinken putzen" mussten. "Wir können auf viele Höhepunkte, aber
auch auf einige wenige Rückschläge in der Selbsthilfearbeit
zurückblicken." Ein großer Aufgabenschwerpunkt sei der demografische
Wandel, der große Veränderungen im Gesundheitswesen und damit auch in
der Selbsthilfeunterstützung mit sich bringe. Eine neue Herausforderung
sei auch die Präsenz in den Medien und eben auch in den sozialen Netzwerken.
Feuerbach-Heim sagte weiter: "Auch die Zunahme der seelischen und
sozialen Probleme stellt eine nicht zu vernachlässigende Herausforderung
dar." Doerenkamp-Steiner erinnerte an die Bereiche Asylberatung und
Migration. "Menschen mit Migrationshintergrund haben ein grundsätzlich
anderes Verständnis von Gesundheit und Erkrankungen. Da herrsche oft
eine kulturell bedingte Scheu, über private und intime Problemlagen zu
erzählen. Noch eine Aufgabe sei das Projekt "selbsthilfefreundliches
Klinikum".
"Coburg steht vorne, was die Selbsthilfe betrifft", lobte Theresia
Keidel, Geschäftsführerin der Selbsthilfe-Koordination Bayern (SEKO) die
in Coburg geleistete Pionierarbeit. Klaus Fuchs, Vertreter der
Krankenkassen im Selbsthilfebeirat, stellte die Kontinuität der Coburger
Selbsthilfe heraus. "Ihr bringt diese Arbeit in die richtige Bahn."
Coburg habe einen der ersten Selbsthilfepools, der die Finanzierung
erleichtere.
Einige Selbsthilfegruppen machten im Rahmen einer Ausstellung von
Kunstobjekten die Idee der Selbsthilfe deutlich. Die SHG Schmerz hatte
ein symbolisches Labor aufgebaut, das deutlich machte, wie aus den
Zutaten, Offenheit, Mut, Verschwiegenheit und einer Gemeinschaft von
Gleichgesinnten ein Selbsthilfeelixier hergestellt werden könnte. Ein
großes Brett mit Nägeln und Bindfäden stand für das Knüpfen eines
Netzwerkes. Musik gab es von Erik Konietzko und den "Vocalieschen".