Seßlachs fieberhafte Suche nach neuen Allgemeinärzten

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Wenn Ende des Jahres diese Hausarztpraxis in der Altstadt, in direkter Nachbarschaft zum Rathaus, schließt, kommt in Seßlach auf rund 4000 Einwohner nur noch ein Hausarzt, in Dietersdorf. Bisher seien alle Gespräche mit möglichen Nachfolgern gescheitert, teilte Bürgermeister Martin Mittag in der Bürgerversammlung im Siedlerheim am Mittwochabend mit. Foto: Bettina Knauth
Wenn Ende des Jahres diese Hausarztpraxis in der Altstadt, in direkter Nachbarschaft zum Rathaus, schließt, kommt in Seßlach auf rund 4000 Einwohner nur noch ein Hausarzt, in Dietersdorf. Bisher seien alle Gespräche mit möglichen Nachfolgern gescheitert, teilte Bürgermeister Martin Mittag in der Bürgerversammlung im Siedlerheim am Mittwochabend mit. Foto: Bettina Knauth
Um dem Parkchaos in der Seßlacher Altstadt ein Ende zu bereiten, plant die Verwaltung die Umsetzung des eingeschränkten Halteverbots - außerhalb der mit Parkscheibe erlaubten Frist - mittels Verkehrskontrollen umzusetzen. Das teilte Bürgermeister Martin Mittag in der Bürgerversammlung im Siedlerheim am Mittwochabend mit. Foto: Bettina Knauth
Um dem Parkchaos in der Seßlacher Altstadt ein Ende zu bereiten, plant die Verwaltung die Umsetzung des eingeschränkten Halteverbots - außerhalb der mit Parkscheibe erlaubten Frist - mittels Verkehrskontrollen umzusetzen. Das teilte Bürgermeister Martin Mittag in der Bürgerversammlung im Siedlerheim am Mittwochabend mit. Foto: Bettina Knauth
 

Von vier Allgemeinärzten bleibt ab 2017 voraussichtlich nur einer übrig. Dem Parkchaos in der Altstadt wird der Kampf angesagt.

Ab Januar werden die Seßlacher nur noch einen Hausarzt im Stadtgebiet zur Verfügung haben. Das verkündete Bürgermeister Martin Mittag (CSU) bei der ersten Bürgerversammlung im übervollen Seßlacher Siedlerheim am Mittwochabend. Falls sich nicht noch etwas tut: Derzeit führt Mittag erneut Gespräche mit potenziellen Nachfolgern für die Hausarztpraxis in der Altstadt.

Zunächst hatte Dr. Stefan Hänisch in Gemünda Ende Juli seine Praxis aufgeben. Nun geht Dr. Peter Falkenberg (Seßlach) Ende Dezember in Pension. Nachdem sich erst eine Nachfolgeregelung mit der dort ebenfalls praktizierenden Dr. Rotraut Fels in Kombination mit einem neuen Arzt abgezeichnet hatte, zerschlug sich diese mittlerweile, informierte Mittag die rund 70 anwesenden Seßlacher Bürger. Somit würde ab 2017 nur noch Dr.
Radu Craciunean in Dietersdorf zur Verfügung stehen, der schon jetzt keine zusätzlichen Patienten mehr annehme. "Falls sich bis Dezember nichts tut, haben wir ab Januar keinen Doktor mehr in Seßlach und keinen in Gemünda", sagte der Rathauschef.


Rein statistisch nicht unterversorgt

Trotzdem gelte die Region - rein statistisch - für die Kassenärztliche Vereinigung (KV) nicht als unterversorgt. Derzeit verhandelt Mittag mit zwei Interessenten, die vorübergehend die bestehende Arztpraxis am Marktplatz übernehmen könnten. Langfristig denkt der Stadtrat über einen Neubau am Ortsausgang Richtung Hattersdorf nach. Mittag: "Da die ärztliche Versorgung zwar ein Standortfaktor, aber keine hoheitliche Aufgabe der Kommunen ist, laufen wir Gefahr, dass uns der Haushalt nicht genehmigt wird, falls wir hier ins Blaue investieren." Mindestens zwei Nachfolger seien vonnöten, um die drei weggefallenen Ärzte zu kompensieren.

"Was sagen denn die Krankenkassen dazu?", wollte Michael Bauer wissen. "Fahrt ins Krankenhaus!", so lautet nach Mittag der Rat der "Schreibtischtäter". Jens-Peter Scholz trat Gerüchten entgegen, Dr. Craciunean wolle sich ebenfalls anderweitig orientieren. Er habe sogar angeregt, einen zweiten Arzt mit aufzunehmen, sei aber am Widerstand der KV gescheitert.


Halteverbot beachten

"Wir müssen an der chaotischen Parksituation in der Altstadt arbeiten", sagte Mittag. Nun wird zumindest die Einfahrt zum Marktplatz markiert. Wer jedoch selber zu Farbe oder Klebestreifen greife, mache sich strafbar. Die Zustände zu verbessern, gehe nur über Kontrollen. Richtig gelesen, wiesen die Verkehrsschilder Autofahrer darauf hin, dass sie nach 19 Uhr im eingeschränkten Halteverbot parken (außer Anwohner). Zwei Stunden sollten zu jeder Uhrzeit, ohne Einschränkungen, die Obergrenze sein, regte Michael Bauer an. Waltraud Butterhof bat darum, die Fußgängerzone am Kirchplatz zu erhalten. Die Parkregelung soll nun konsequent durchgesetzt und überwacht werden. "Wir wollen lebendig bleiben und kein Museum sein": Mit diesen Worten schloss der Bürgermeister ein Verbannen der Fahrzeuge aus der Altstadt aus.


Doch nicht so schnell

Probleme bereitet der Verwaltung die mit den Breitband-ausbau beauftragte Firma. "Vor zwei Jahren habe ich euch erzählt, wir bekommen schnelles Internet", erinnerte Mittag. Bis Ende des Jahres sollte der Ausbau erfolgt sein, doch habe die Firma bisher nicht mal eine Planung vorgelegt. Nun prüft die Stadt rechtliche Schritte, falls die Förderung auf dem Spiel steht. "Ich weiß nicht, wie oft wir nachgefragt haben", zeigte sich das Stadtoberhaupt frustriert.

Verunreinigungen, die illegale Entsorgung von Hausmüll und Hundekot ärgern den Bürgermeister. "Das ist unsere Heimat, die da so aussieht", warb Mittag für mehr Sauberkeit.

Der Straßenbau wird die Bürger in nächster Zeit zu einigen Umwegen zwingen. Nach der derzeitigen Inangriffnahme des Ausbaus der B 303 zwischen Neundorf und Dietersdorf steht ab Mai 2017 die Vollsperrung bei Oberelldorf auf dem Plan. Die CO 20 in Autenhausen wird bereits saniert. "Beides wird sich teilweise überschneiden", so Mittag. Neben den Ortsdurchfahrten von Ober- und Unterelldorf stehen auch die von Heilgersdorf sowie ein Neubau der Brücke bei Schloss Wiesn an. Von den Gemeindestraßen wurde gerade die Zufahrt zur Bischwinder Kirche saniert.

Die Neuregelung des Busverkehrs hatte zuletzt für Unmut gesorgt. "Die Haltestellte in der Altstadt funktioniert nicht", stellte der Bürgermeister fest, "sie wird Mitte November wieder verschwinden." Dafür werde ab Mitte Dezember wieder die Hans-Reiser-Straße angefahren. "Mehr als Anrufen, Schreiben und Bitten ist für die Stadt beim öffentlichen Personennahverkehr nicht drin", machte das Stadtoberhaupt deutlich.

Für Seßlach wird es ein neues Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) geben, in Zuge dessen auch der Umgriff der Stadtmauer (mit Abriss der Leerstände) neugestaltet werden könnte.
Bei der anschließenden Diskussion verteidigte der Bürgermeister die neue Solarfläche gegen Kritik, sie sei zu groß und weithin sichtbestimmend. Diese Fläche sei ihm "lieber als zehn Windräder", so Mittag.


Ausbaubeiträge? Lieber nicht!

Straßenausbaubeiträge möchte der Stadtrat auch weiterhin vermeiden, "solange wir die nicht verpflichtend auferlegt bekommen", wie Mittag auf die Frage von Erwin Gradl sagte. Abgaben aller Bürger für den Straßenneubau würden höchstens für eine Straße reichen.