Die Schwesternschaft Coburg vom Bayerischen Roten Kreuz - Marienhaus hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt.
"SW
Coburg" lautet die Kurzbezeichnung für die Schwesternschaft Coburg vom Bayerischen Roten Kreuz - Marienhaus. Der eingetragene Veren hat am 31. Januar beim Amtsgericht Coburg wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt. Dies teilte die PR-Agentur der SW Coburg am Mittwoch mit.
Das Amtsgericht hat den Coburger Fachanwalt für Insolvenzrecht, Klaus-Christof Ehrlicher von der Kanzlei Linse & Ehrlicher, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Die SW Coburg bietet in Coburg und der Region soziale Dienstleistungen in den Bereichen Seniorenpflege und Betreuung, Aus- und Weiterbildungsangebote im Bereich Altenpflege sowie der Pflegepersonalgestellung, dem größten Geschäftsbereich an. Der Verein betreibt mit dem Seniorenwohnzentrum der Rotkreuz-Schwesternschaft eine eigene Altenpflegeeinrichtung sowie zwei Berufsfachschulen für Altenpflege und Altenpflegehilfe. Darüber hinaus sind die Beschäftigten über die Mitgliedergestellung in Einrichtungen wie z. B. bei Kliniken und medizinischen Einrichtungen in der Region, tätig.
Entwarnung für Bewohner im Seniorenwohnzentrum
"Die Betreuung und Pflege der rund 100 Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenwohnzentrums laufen unverändert weiter", versicherte die Schwesternschaft am Mittwoch. Alle Bewohner, Senioren und Pflegebedürftigen "werden weiter betreut und versorgt, wie sie es mit der gewohnten Qualität, Zuverlässigkeit und persönlicher Zuwendung von den Rotkreuz-Schwestern gewohnt sind", heißt es in der Mitteilung. "Wir wollen, dass sich unsere Bewohner in unserer Einrichtung wohlfühlen und möchten ihnen eine gute Lebensqualität im Alter bieten. Dabei denken wir auch an die Angehörigen und Betreuer, damit sie beruhigt wissen, dass die uns anvertrauten Menschen in guten Händen sind", erklärte Barbara Ocker, Oberin und Vorsitzende des Vereins der Rotkreuz-Schwesternschaft in Coburg.
Lehrbetrieb in Berufsfachschulen läuft weiter
Auch der Unterricht für die Auszubildenden in den Ausbildungseinrichtungen der Schwesternschaft läuft weiter. Die Schülerinnen und Schüler sollen ganz normal ihre Ausbildung fortsetzen, bei der sie in unterschiedlichen Pflegeberufen wie etwa zum staatlich anerkannten Altenpfleger oder Pflegefachhelfer sowie zum Gesundheits- und Krankenpfleger ausgebildet werden. "Bei dem derzeitigen hohen Fachkräftemangel sind die Absolventen der Berufsfachschulen der SW Coburg sehr begehrt", heißt es in der Mitteilung.
Vorläufiger Insolvenzverwalter sucht Lösungen
Der vorläufige Insolvenzverwalter wird sich nun umgehend um das Insolvenzgeld für die rund 390 Mitglieder, Angestellten und Auszubildenden der SW Coburg kümmern und sich mit der Bundesagentur für Arbeit in Verbindung setzen. "Mein erklärtes Ziel als vorläufiger Insolvenzverwalter ist es, alles zu unternehmen, um den Geschäftsbetrieb des Vereins zu stabilisieren und tragfähige Lösungen zu finden", betont Rechtsanwalt Ehrlicher. Der vorläufige Insolvenzverwalter verschafft sich derzeit mit seinem Team ein umfassendes Bild über die wirtschaftliche Situation und hat die Mitglieder, die Angestellten und Auszubildenden des Vereins über die weiteren Schritte informiert. In den nächsten Tagen und Wochen wird er mit allen Beteiligten, wie etwa den Gestellungspartnern Gespräche führen, um Handlungsoptionen für eine Lösung sowie eine Sicherung der Arbeitsplätze zu erzielen.
Krise durch massive Abwerbung von Personal
Hauptgestellungspartner des Vereins ist das Klinikum Coburg. Es hatte allen 540 Mitgliedern der SW Coburg, die dort tätig waren, zum 1. Januar 2017 eine Festanstellung angeboten, die von den meisten dort beschäftigten Mitgliedern auch angenommen wurde. "Von einem Monat zum nächsten wechselten damit rund 500 der zuvor rund 940 Mitglieder den Arbeitgeber", erklärt die Schwesternschaft. "In Folge dessen fehlten der SW Coburg seit Januar 2017 die Einnahmen aus dem Gestellungsentgelt und die Mitgliedsbeiträge von mehr als der Hälfte der vorherigen Mitglieder. Damit brach eine wesentliche Säule der Finanzierung des Vereins und seiner Einrichtungen in kurzer Zeit weg."
Informationen unserer Redaktion zufolge hatte aber die Oberin Barbara Ocker alle wechselwilligen Beschäftigten kurz vor Weihnachten dazu aufgefordert, aus der Schwesternschaft auszutreten.
Auf jeden Fall stand die Schwesternschaft vor Liquiditätsproblemen. Nach außen sichtbar wurde das, als die Schwesternschaft ihre Immobilie, das Marienhaus, zum Verkauf anbot. Die Anzeige, die auch im Coburger Tageblatt erschien, wurde mit dem Versuch einer "Marktansprach" begründet. Den Vorwurf, er habe die Mitarbeiter der Schwesternschaft abgeworden und damit die Liquiditätsprobleme verursacht, weist der Hauptgeschäftsführer von Regiomed, Joachim Bovelet, entschieden zurück. Regiomed habe lange versucht, der Schwesternschaft unter die Arme zu greifen. Gescheitert sei das daran, dass eine Liquiditätsberechnung vorgelegt wurde, "die nicht nachvollziehbar war".