Zum 200. Geburtstag gönnt sich die Hochschule Coburg einen opulenten Festakt mit Theater, Musik, Debatten und Gratulanten. Als Geschenk gibt es einen neuen Absolventenpreis für Bauingenieure. Der nächste große Wunsch: Die Hochschule würde gerne Doktortitel vergeben dürfen.
Der Minister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sparte nicht mit Komplimenten: Ludwig Spaenle (CSU) lobte die weitsichtige Planung der Verantwortlichen, den "Coburger Weg", den Hochschulchor "Klangfänger" und hatte auch ein nettes Wort für Präsident Professor Michael Pötzl. Der sei, so Spaenle, "so charmant wie hartnäckig". Doch all der Charme, den Pötzl in seine Eröffnungsrede gelegt hatte, nutzte nichts. Spaenle sprach sich zwar dafür aus, dass begabten Absolventen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) der Weg zum Doktortitel erleichtert werden solle - doch konkrete Versprechen machte er nicht.
Genau das aber hatte Pötzl in netten Worten und allerhöflichst gefordert. Wer als Absolvent einer HAW den Doktortitel erwerben will, kann zwar meist noch an der Hochschule seine Doktorarbeit schreiben, doch er braucht eine Partneruniversität, um den Titel erwerben zu können. Das Promotionsrecht sei überholt, kritisierte Pötzl. "Wir wollen Chancengerechtigkeit, wo wir auf Augenhöhe mit den Universitäten forschen." Als Beispiele nannte er die Forschungsprojekte am Institut für Sensor- und Aktortechnik und den laufenden Großversuch mit dem Biodiesel R 33.
Der Weg zur Promotion müsse "gangbarer" werden, räumte Spaenle in seiner Festrede ein. Die "Technologie-Allianz Oberfranken", zu der sich die Hochschulen Coburg und Hof sowie die Universitäten Bamberg und Bayreuth zusammengeschlossen haben, könne dafür eine Plattform sein. Damit war signalisiert, dass das Problem erkannt ist, und die Festgemeinde konnte sich wieder dem Anlass zuwenden: 200 Jahre Bau-Hoch-Schule Coburg.
Praxis von Anfang an
Friedrich Streibs "Schule für bürgerliche Baukunst" hatte am 7. November 1814 ihren Betrieb aufgenommen. In Winterkursen sollten Bauhandwerker in Zeichnen, Materialkunde und Mathematik unterrichtet werden. Nach dem Tod Friedrich Streibs führte das Herzogtum die Schule ab 1852 als Herzogliche Baugewerkschule fort - für Stadtheimatpfleger Hubertus Habel das wesentliche Schicksalsjahr der Schule. 1894 erfolgte der Ausbau zur Vollschule gemäß den preußischen Richtlinien. Mit dem Anschluss Coburgs an Bayern kam die Bezeichnung Staatliche Baugewerkschule, 1927 die Staatliche Bauschule, 1933 die Höhere technische Staatslehranstalt für Hoch- und Tiefbau und 1940 schließlich der Titel Staatsbauschule. 1943 wurde der Lehrbetrieb wegen des Zweiten Weltkriegs eingestellt. 1946 machte die Staatsbauschule als erste in Bayern wieder auf.
Der Staatsvertrag von 1920 zwischen den Freistaaten Coburg und Bayern sah vor, dass alle Bildungseinrichtungen erhalten bleiben sollten. 1958 verständigten sich Bayern und die Stadt Coburg auf den Ausbau der Schule zum Polytechnikum. 1963 nahm dann das Staatliche Polytechnikum (Ingenieurschule für Bau- und Maschinenwesen) den Betrieb auf, und 1967 konnte der Neubau an der Frierich-Streib-Straße bezogen werden. 1971 wurde aus dem Polytechnikum die Fachhochschule mit sieben Fachbereichen; 2008 folgte die Umbenennung in Hochschule für angewandte Wissenschaften. Vorausgegangen war der sogenannte Bologna-Prozess mit der Einrichtung von Bachelor- und Masterstudiengängen.
Förderpreis der Bauingenieure
Das Bauwesen, die Keimzelle der Hochschule, stand zwischendurch sogar auf dem Prüfstand. Inzwischen sind die Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen Teil der Fakultät Design. Damit das Bauingenieurwesen wieder an Ansehen und Attraktivität gewinnt, stiften fünf Ingenieurgesellschaften der Region einen Förderpreis für die besten Studenten dieses Fachs, der jährlich ausgelobt werden soll. Michael Knörnschild überreichte die Stiftungsurkunde; er und die anderen Stifter sind allesamt Absolventen der Hochschule.
Was gab's noch zum Geburtstag? Moderatorin Uli Noll bat mehrere Gäste zu Talkrunden auf die Bühne. Auch da wurde der "Coburger Weg" als einzigartig und herausragend gewürdigt: Studierende sollen bewusst über die Grenzen ihres Fachs blicken und die Arbeits- und Denkweisen anderer Disziplinen kennenlernen. Darauf hatte schon Minister Spaenle abgehoben: 61 Prozent der Studierenden kommen aus Nicht-Akademikerfamilien. "Coburg hat aus dieser Not eine Tugend gemacht." Dieses Sonderprogramm wird mit sieben Millionen Euro gefördert.
Ist Coburg Hochschulstadt? Diese Frage fochten Sarah Andiel und Thore Wojke vom Debattierclub der Hochschule verbal aus. Dass am Ende Thore Wojke gewann, der doch auf "Nein" plädierte, erklärte dieser so: Den meisten Beifall gebe es immer für Polemik und Beleidigungen.
Zum Abschluss übernahm das Landestheater mit Szenen aus "King Arthur" die Bühne. Das sanierungsbedürftige Landestheater fällt auch in Spaenles Zuständigkeitsbereich. Der applaudierte am Ende stehend mit allen anderen Gästen.