Schwere Schäden im Landkreis Coburg

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Baumaschinen stehen tief im Wasser - fast überall im Landkreis das gleiche Bild.
Baumaschinen stehen tief im Wasser - fast überall im Landkreis das gleiche Bild.
B. Köhler, M. Stelzner, Wildpark Tambach, S Bastian, O. Schmidt
Überall brach sich das Wasser Bahn
Überall brach sich das Wasser Bahn
 
Eine Wasserfläche: der Wildpark Tambach
Eine Wasserfläche: der Wildpark Tambach
 
Land unter im Weichengereuth
Land unter im Weichengereuth
 
Die Gullys spuckten das Wasser aus
Die Gullys spuckten das Wasser aus
 
Feuerwehren im Dauereinsatz
Feuerwehren im Dauereinsatz
 
Nasse Füße...
Nasse Füße...
 

55 Liter pro Quadratmeter in neun Stunden - die Wassermassen, die am Freitag gefallen sind, richteten im Landkreis erhebliche Schäden an. Wieder schwer getroffen: der Wildpark Tambach.

Wenn man im Itzgrund lebt, dann hat man mit Hochwasserereignissen so seine Erfahrung. "Aber so viel Wasser mit solcher Gewalt", das sagte Claudia Ehrlinger aus Lahm, "habe ich noch nie gesehen". Als die Kommandantin der örtlichen Feuerwehr die Situation zusammenfasste, wer die Regenfront schon gut drei Stunden durch - aber immer noch jede Menge zu tun für die vielen Helfer. Lahm hatte was von einem Katastrophengebiet: vollgelaufene Keller, die überschwemmte Baustelle am Wasserspielplatz, ausgelaufenes Heizöl und jede Menge sonstiger Probleme.

Mindestens 70 Einsätze

Es war viel los an diesem verregneten Freitagvormittag im Coburger Land. Stressige Stunden auch für Frank Gallinsky. Der Schichtleiter bei der Integrierten Leitstelle in Ebersdorf (ILS) konnte auf Tageblatt-Nachfrage zwar nur eine vorläufige Bilanz ziehen. Aber auch die verdeutlichte die Dynamik der Situation. "Wenn's langt, dann kommen wir auf mindestens 70 Einsätze", sagte Gallinsky. Betroffen war hauptsächlich die Itzgrund-Achse von Lahm über Niederfüllbach bis nach Ahorn. Personenschäden gab es nach aktueller Informationslage der ILS nicht, aber jede Menge überfluteter Straßen, weil Bäche und Teiche über die Ufer getreten waren. Vollgelaufene Keller waren die zwangsläufige Folge. Um all die Notrufe abzuarbeiten, stockte die Integrierte Leitstelle ihr Personal im Laufe des Vormittags massiv auf: Neben den sechs Disponenten der regulären Schicht saßen sechs weitere Helfer aus der Unterstützungsgruppe an den Telefonen.

Verkeiltes Treibholz

Auch im Lahm brauchte das knappe Dutzend der örtlichen Helfer Unterstützung. Die Feuerwehr aus Kaltenbrunn half mit, das THW aus Coburg rückte an und kümmerte sich um den Durchlass für den Eggenbach unter der Bundesstraße 4. Dort hatte sich Treibholz verkeilt und das sonst gemächlich fließende Bächlein drohte, sich gefährlich hoch aufzustauen. Claudia Ehrlinger beschrieb die schlimmste Phase kurz vor Mittag mit dramatischen Worten: "Bei uns war die Hölle los." Per Sirene alarmiert wurden die Aktiven der Lahmer Feuerwehr bereits um 10.40 Uhr.

Besonders vom Hochwasser des Eggenbachs betroffen war die Baustelle für den Wasserspielplatz zwischen Lahm und Pülsdorf. Der hätte eigentlich demnächst fertiggestellt sein sollen, jetzt kann die Baufirma mehr oder weniger wieder von vorne anfangen. Die Wassermassen aus dem Pülsdorfer Dorfteich und dem Bach entwickelten einen derart hohen Druck, dass ein Toilettenhäuschen und sogar ein schwerer Baustellencontainer davongeschwemmt werden. "Nur gut, dass der Container an einem Baum hängen geblieben ist", berichtete die Kommandantin. So hielt sich der Schaden in Grenzen. Die aus Baunach (Landkreis Bamberg) stammende Baufirma konnte am frühen Nachmittag alles wieder zurück an Ort und Stelle schieben.

55 Liter

Bei 55 Litern Niederschlag binnen neun Stunden zwischen 2 und 11 Uhr (gemessen an der agrarmeteorologischen Wetterstation in Birkenmoor, Gemeinde Meeder) waren sämtliche baulichen Einrichtung zur Entwässerung überfordert. Deshalb mussten zahlreiche Straßen gesperrt werden. Davon betroffen waren nach Angaben des Coburger Landratsamtes unter anderem die Kreisstraßen CO 1 (Lahm-Hemmendorf), CO 4 (Meeder-Wiesenfeld), CO 4 (Wiesenfeld-Weidach), CO 9 (Bischwind-Heilgersdorf), CO 12 (Rossacher Kreisel), CO 18 (Mährenhausen-Sülzfeld) und CO 22 (Merkendorf). Abgelaufen ist das Wasser über die Itz in Richtung Süden. Da kam jede Menge zusammen, wie man aus dem Werten am Pegel in der Schenkenau (Gemeinde Itzgrund) erkennen konnte: Flossen früh um 5.30 Uhr rund 5500 Liter pro Sekunde die Itz hinab, so waren es zehn Stunden später knapp über 56000. Also mehr als zehn Mal so viel. Aber wenigstens mit fallender Tendenz.

Schon wieder Tambach!

Auch der Wildpark Tambach war wieder schwer von den Wassermassen betroffen. Nach Betreiberangaben noch schwerer als bereits vor zwei Wochen, als zwei Jungtiere ertranken, ein Sikahirsch und ein Mufflon Die Böden, die von dmals noch feucht gewesen seien, hätten das Wasser nicht aufnehmen können, der Park sei komplett überflutet.

Nach ersten Erkenntnissen seien aber dieses Mal keine Tiere zu schaden gekommen. Betreiberin Anette Gräfin zu Ortenburg: "Wir konnten am Vormittag die Tiere in Sicherheit bringen. Aber so schlimm waren die Überschwemmungen noch nie." Der Wildpark bittet Freiwillige, jetzt bein den Aufräumarbeiten zu helfen. Bedingung sei, dass die Helfer Schaufeln, Rechen, festes Schuhwerk und handwerkliches Geschick mitbrächten. Wer helfen wolle, könne sich heute morgen zwischen 8 und 9 Uhr am Wildpark einfinden.

Nicht nur der Tierpark, auch die Gemeinden Weitramsdorf und Neundorf waren großflächig überschwemmt.