Schlossplatzfest Coburg - Corona ist nicht das einzige Problem

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Seit 1985 wird - jeweils am dritten Juli-Wochenende - das Schlossplatzfest gefeiert. 2020 musste es erstmals ausfallen - und auch 2021 wird es nicht stattfinden.
Seit 1985 wird - jeweils am dritten Juli-Wochenende - das Schlossplatzfest gefeiert. 2020 musste es erstmals ausfallen - und auch 2021 wird es nicht stattfinden.
Foto: CT-Archiv/ Val Thoermer

Wie schon im Vorjahr muss das Schlossplatzfest in Coburg auch 2021 ausfallen - doch selbst für eine Zeit nach Corona ist noch vieles unklar.

Die Veranstalter haben am Donnerstag erklärt, dass es auch in diesem Jahr kein Schlossplatzfest in Coburg geben wird.

Die Erklärung der Absage finden Sie hier

Dazu eine kommentierende Betrachtung von unserem Redaktionsmitglied Oliver Schmidt:

Wohlwissend, dass die Corona-Krise etliche sehr viel schlimmere Auswirkungen hat: Die erneute Absage des Coburger Schlossplatzfests ist schade. Gleichwohl haben die Veranstalter die einzig richtige Entscheidung getroffen. Mag sein, dass im Juli wieder Veranstaltungen - unter welchen Sicherheitsvorgaben auch immer - möglich sind. Doch zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich das eben nicht 100-prozentig sagen. Aber genau zum jetzigen Zeitpunkt müsste mit den Vorbereitungen für "Nordbayerns größte Gourmet-Party" begonnen werden.

Für die komplizierte Lage, in der sich nicht nur die Veranstalter des Schlossplatzfests, sondern die gesamte Gastro- und Kulturbranche befinden, steht Marcus Geuss sozusagen sinnbildlich. In "normalen" Zeiten ist er als Zauberer und Bauchredner "Marcelini" unterwegs. Doch sämtliche Auftritte sind ihm weggebrochen. Auch seine Aufgabe als künstlerischer Leiter des Schlossplatzfests kann er heuer - ebenso wie 2020 - nicht wahrnehmen. Längst hat er aus der Not eine Tugend gemacht: Marcus Geuss arbeitet als Helfer im Impfzentrum in Witzmannsberg. Wunderbar! Trotzdem wünschen wir ihm (und uns!), dass er sich 2022 wieder um die Showbühne auf dem Schlossplatz kümmern kann.

Corona ist allerdings nicht das einzige Problem, das die Veranstalter des Schlossplatzfests bedrückt. Da wäre zum einen die geplante Sanierung des Landestheaters. Sie wird mehrere Jahre lang dafür sorgen, dass ein Drittel des Schlossplatzes zum Baustellengelände wird. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man beim Rückblick auf ein Pressegespräch, das im Juli 2019, stattfand, fast lachen. Damals sagten die Veranstalter, dass das Schlossplatzfest in seiner jetzigen Form "nur noch bis 2021" wirklich gesichert sei - denn ab Mitte 2022 solle ja die Theater-Sanierung beginnen.

Dieser Zeitplan dürfte sich nur geringfügig verschieben. Das Globe am Güterbahnhof wird als Ersatz-Spielstätte ab der Saison 2022/2023 fertig sein. Weil am Theater-Gebäude aber zunächst Voruntersuchungen nötig sind, wird es mit größeren Bautätigkeiten wohl bis zum Frühjahr 2023 dauern. Sprich: Im Juli 2022 müsste ein Schlossplatzfest noch ungehindert möglich sein. Knifflig wird es erst ab 2023.

Doch selbst wenn 2022 der Schlossplatz zur Verfügung steht, Corona überstanden ist sowie Marcus Geuss wieder Zeit hat, ein Showprogramm zu erstellen: Es gibt noch ein weiteres Problem...

Zur Erinnerung: Beim 2019er Schlossplatzfest kümmerten sich fünf Gastronomen um die Bewirtung. Neu dabei waren das "Brauhaus zu Coburg" und das "Wohnzimmer" - dazu kam das bewährte Trio aus Café Schubart, "Barcelona" sowie "Goldene Traube". Das Hotel "Goldene Traube" gehörte damals zwar schon zur Dormero-Kette, doch die ehemaligen Inhaber Barbara und Bernd Glauben hatten sich für "ihr" Schlossplatzfest noch einmal bereit erklärt, beim "Traube"-Zelt mitzuhelfen. Das war insofern eine gute Fügung, weil das "Traube"-Zelt als Herzstück des Schlossplatzfests gilt.

Ob es auch 2022 zu einer Tandemlösung Dormero/Glauben kommt, ist fraglich. Im Dormero-Hotel "Goldene Traube" gibt es - unabhängig von Corona - aktuell gar keine Gastronomie mehr. Wenn dies mittelfristig so bleibt, würde sich eine Beteiligung am Schlossplatzfest sowieso erübrigen. Deshalb die Frage: Lässt sich diese Lücke schließen? Eine OP am Herzen, ausgerechnet jetzt.

Alle Hotel- und Gastronomiebetriebe sind durch Corona in eine riesige Krise geraten. Sobald wieder Öffnungen möglich sind, steht eine unfassbar schwierige Wiederaufbauarbeit an. Da dürfte es nicht leicht sein, einen Gastronomen zu finden, der sich neben dem Pflichtprogramm auch noch als "Kür" erstmals am Schlossplatzfest beteiligt - vor allem, wenn ab 2023 gleich wieder mit Einschränkungen zu rechnen ist.

Übrigens: Als wir im Tageblatt im Juli 2019 das Schlossplatzfest ankündigten, endete der Text mit einem Aufruf: "Genießen wir das Schlossplatzfest, so lange es noch geht!" Hoffentlich haben das seinerzeit viele beherzigt.