Bei den Konzerten auf Schloss Rosenau begegnen sich Musik und Geschichte. Das Bamberger Streichquartett kombiniert dabei unter dem Etikett "Kronjuwelen der Klassik" Boccherini mit Haydn und Beethoven. "Wäre ich nicht, was ich bin, hätte ich hier mein wirkliches Zuhause", sagte Queen Victoria über Schloss Rosenau.
Am Zauber dieses Ortes kaum wohl niemand vorbei - musisch veranlagte Naturen erst recht nicht. Rosenau - schon der Name klingt wie Musik. Ort der Sehnsucht für Großbritanniens Königin Victoria war Schloss Rosenau, das im 19. Jahrhunderts seinen neugotischen Anstrich erhielt. Schloss Rosenau: Heimat des künstlerisch gestimmten Coburger Prinzen Albert - und seit nunmehr 22 Jahren der kostbare Rahmen einer von der Stadt Rödental veranstalteten Kammermusikreihe im Marmorsaal.
Gastspiele des Bamberger Streichquartetts garantieren in diesem Rahmen stets großen Besucherandrang - auch zum Auftakt der diesjährigen Saison. "Es ist wunderbar, hier musizieren zu dürfen", schwärmt der Cellist Karlheinz Busch, der auch an diesem Abend durch das Programm führt als Moderator und begeistert-begeisternder Musik-Erklärer.
Busch ist fasziniert vom Zusammenklang aus Musik und Ambiente, wie er bei den Konzerten im Marmorsaal entstehen kann.
"Kronjuwelen der Klassik" - unter diesem Etikett musiziert das an diesem Abend in leicht veränderter Besetzung agierende Quartett (Michaela Reichel Silva ersetzte kurzfristig den dienstlich verhinderten Geiger Andreas Lucke) Werke von Boccherini, Haydn und Beethoven. Bei aller Nähe der Entstehungszeit zeigen die drei ausgewählten Werke höchst individuelle kompositorische Handschriften.
Anmut und Wohlklang Scheinbar ähnliche äußere Bedingungen können zu gänzlich unterschiedlichen künstlerischen Ergebnissen führen. Das beweist das Schaffen von Luigi Boccherini und Joseph Haydn, die in der 2. Hälfte des 18.
Jahrhunderts lange Jahre für adelige Brotgeber komponierten - Boccherini in Madrid, Haydn in Eisenstadt.
Boccherini entwickelte dabei einen Stil, der von melodischer Gefälligkeit, von Anmut, Galanterie und dem Streben nach Wohlklang geprägt ist und sich kaum zu kümmern scheint um das Wirken der Wiener Klassiker. Haydn aber nutzte die lange Abgeschiedenheit auf Schloss Esterhaza zu immer neuen kompositorischen Experimenten und dazu, seinen Kompositionsstil immer weiter zu verfeinern.
Feierliches Adagio Melodisch gefällig, charmant und eingängig - so klingt Boccherinis 1795 entstandenes C-Dur-Quartett op. 52/1 im Marmorsaal von Schloss Rosenau.
Das Bamberger Streichquartett folgt dabei genießerisch dem melodischen Reiz dieser sanften Musik mit weit ausschwingenden gesanglichen Bögen, überlässt sich schwelgerisch und klangselig dem weichen Fluss dieser Komposition.
Fein verästelt dagegen das späte G-Dur-Quartett op. 77/1 von Haydn. Mit sensiblem Gespür für den inneren Reichtum dieser Partitur entfaltet das Bamberger Streichquartett dieses Werk - besonders das feierliche, nuancenreich im Ausdruck differenzierte Adagio.
Fast zeitgleich mit Haydns Abschied von der Gattung Streichquartett 1799 entstand Beethovens erster Quartett-Zyklus op. 18 in Wien. Das als Nummer eins veröffentliche F-Dur-Werk ist mit seinem expressiven Gestus der Prototyp einer neuen Art von Kammermusik, die ganz ausdrücklich nicht mehr als kunstvolle Unterhaltung verstanden werden soll, sondern die Zuhörer mit der Unmittelbarkeit des Ausdrucks packen will.
Und genau so interpretiert das Bamberger Streichquartett dieses Werk - mit intensivem Nachdruck, großer Geste und kraftvoller Tongebung.
Bachs "Air" für Gerhard Preß Entsprechend ausdauernd ist der Beifall im ausverkauften Marmorsaal. Die Zugabe wird dann zum persönlichen Dank an Rödentals Bürgermeister Gerhard Preß am Vorabend seines offiziellen Abschieds aus dem Amt als Stadtoberhaupt - Bachs "Air" aus der 3. Orchestersuite als klingender Gruß an Bach-Fan Preß.
Diese Interpreten musizieren in diesem Jahr im Marmorsaal So geht's weiter Am 11.
Mai gibt es ein Wiederhören mit dem "Trio con brio". Franziska Dürr (Viola), Christina Singer (Flöte) und Andrea Förderreuther (Gitarre) präsentieren Werke von Georges Bizet, Isaac Albeniz, Astor Piazzolla und anderen. Aleksandra und Alexander Grychtolik gastieren am 21. September im Marmorsaal. Den Abschluss gestaltet Veronika Ponzer am 29. September. Die Konzerte im Marmorsaal finden jeweils Sonntag statt (Beginn: 19.30 Uhr).
Karten im Vorverkauf gibt es unter der Rufnummer 09563/9615. Restkarten an der Abendkasse.