Sagenweg Meeder: Lange Berge und alte Geschichten

2 Min
In der Gemeinde Meeder steht die Figur "die drei Raben". Was es mit den Vögeln und der hölzernen Kanone auf sich hat, wird auf der beistehenden Infotafel erklärt. Die Station ist eine von derzeit neun Stationen des Sagenwegs, der durch einige Ortsteile der Gemeinde verläuft. Jutta Rudel
In der Gemeinde Meeder steht die Figur "die drei Raben". Was es mit den Vögeln und der hölzernen Kanone auf sich hat, wird auf der beistehenden Infotafel erklärt. Die Station ist eine von derzeit neun Stationen des Sagenwegs, der durch einige Ortsteile der Gemeinde verläuft.  Jutta Rudel
Der Totengräber bei Ottowind. Rudel
Der Totengräber bei Ottowind. Rudel
 
Die Figur "Elsbeth" in Moggenbrunn. Rudel
Die Figur "Elsbeth" in Moggenbrunn. Rudel
 
Der kopflose "Seereiter" thront nahe der Alexandrinenhütte bei Mirsdorf. Rudel
Der kopflose "Seereiter" thront nahe der Alexandrinenhütte bei Mirsdorf. Rudel
 

Über viele Ortsteile der Gemeinde Meeder erstreckt sich der Sagenweg. Das Netz aus Figuren und Sagen soll sich über die Gemeindegrenzen hinweg ausbreiten - vielleicht sogar bis nach Untersiemau.

Im Coburger Land kursieren viele Mythen. Kennen Sie zum Beispiel die Sage vom Seereiter oder vom Totengräber? Oder wissen Sie, was es mit den drei Raben von Meeder auf sich hat, die auch im Stadtwappen von Kronach auftauchen? "Damit diese alten Geschichten nicht in Vergessenheit geraten, haben wir den Sagenweg geschaffen", erzählt Bernd Höfer (CSU/LV), Bürgermeister der Gemeinde Meeder.

Authentische Orte gewählt

Bisher stehen neun Infotafeln mit entsprechenden Holzfiguren im Gemeindegebiet verstreut. Die Sage des kopflosen Seereiters wird sogar in drei Stationen aufgegriffen. "Der Seereiter soll zur Mitternachtszeit ruhelos über die Langen Berge reiten", erzählt Höfer.

So soll es sich bei dem Reiter um den Kemmater Hans Eytel handeln, der wegen der Ermordung seines einzigen Sohnes am 26. April 1600 auf dem Coburger Marktplatz enthauptet wurde. Er wollte sein Geschlecht aussterben lassen, nachdem er erfuhr, dass seine Nichte starb, als sie das uneheliche Kind seines Sohnes zur Welt brachte. "Er hat im ehemaligen Wasserschloss in Moggenbrunn gelebt", weiß Bernd Höfer. Deshalb steht am Schloss eine Figur der schwangeren Nichte und nahe der Alexandrinenhütte wacht ein hölzerner kopfloser Reiter über die Langen Berge - der Kopf ist übrigens nahe der A73 bei Moggenbrunn zu finden.

"Die heimatlichen Geschichten sollen nicht trocken in einem Buch stehen, sondern an authentischen Orten erlebbar sein", sagt der Bürgermeister. Kinder sollen mit Neugierde ihre Wurzeln und ihre Heimat kennenlernen. Und die Erwachsenen sollen, so Höfer, über die Geschichten nachdenken und von den Sagen etwas lernen. Die Geschichte vom Totengräber vertritt zum Beispiel den Grundsatz "Ehre die Toten".

Bernd Höfer steht nicht ohne Grund mit voller Begeisterung hinter dem Projekt: "Ich bin selbst in Ottobrunn groß geworden und mit den Geschichten aufgewachsen", erzählt er. "Die gruselige Sage vom rastlosen Seereiter wurde uns Kindern vielleicht auch so gerne erzählt, damit wir früh nach Hause gegangen sind", sagt er und lacht.

Es war aber nicht seine Idee, einen Sagenweg in der Gemeinde zu schaffen. Das Projekt wurde schon vor mehr als zehn Jahren in der Anna-B.-Eckstein-Schule in Meeder geplant, allerdings nie umgesetzt. "Ich als Bürgermeister habe mir das Ziel gesetzt, unsere Heimat zu zeigen und diese Geschichten lebendig zu halten. Deshalb wollte ich das Projekt unbedingt realisieren."

Und das Vorhaben kommt seinen Aussagen nach sehr gut bei den Bürgern an: Zum Großteil kann das Projekt mit Spendengeldern aus der Bevölkerung finanziert werden. Die Holzfiguren stammen von einem Künstler, der sich selbst im Verborgenen halten möchte. Der Auftrag läuft offiziell über eine Holzschmiede in Meeder. Dort entstehen dieses Jahr zwei weitere Holzfiguren - um welche Figuren und dazugehörigen Sagen es sich handelt, "das soll eine Überraschung werden".

Fortlaufendes Projekt

"Es gibt unglaublich viele Sagen in Meeder und in den Nachbarkommunen", weiß der Bürgermeister. Deshalb, und weil der Zuspruch aus der Bevölkerung so groß ist, sollen jährlich zwei Bausteine hinzukommen. "Es ist ein Projekt, welches weiterwachsen wird", sagt Bernd Höfer zuversichtlich. Der Sagenweg ist daher genau genommen keine Wanderroute, sondern er "erstreckt sich durch immer mehr hinzukommende Abzweigungen wie ein Spinnennetz" über die Ortsteile.

Wie groß das Netz wird, das stehe noch nicht fest. Wenn es nach Höfer geht, dann soll der Sagenweg weit über die Gemeindegrenzen fortgeführt werden. "Vielleicht gelingt bald eine Vernetzung bis nach Untersiemau", sagt er. Denn mit Bürgermeister Rolf Rosenbauer steht Höfer derzeit in Kontakt, um ein ähnliches Projekt zu planen.

Damit Höfers Wunsch auch in Erfüllung geht, hat er sich ein großes Ziel gesetzt: "Das Projekt wird Schritt für Schritt wachsen, bis alle Sagen abgearbeitet sind."