Über viele Ortsteile der Gemeinde Meeder erstreckt sich der Sagenweg. Das Netz aus Figuren und Sagen soll sich über die Gemeindegrenzen hinweg ausbreiten - vielleicht sogar bis nach Untersiemau.
Im Coburger Land kursieren viele Mythen. Kennen Sie zum Beispiel die Sage vom Seereiter oder vom Totengräber? Oder wissen Sie, was es mit den drei Raben von Meeder auf sich hat, die auch im Stadtwappen von Kronach auftauchen? "Damit diese alten Geschichten nicht in Vergessenheit geraten, haben wir den Sagenweg geschaffen", erzählt Bernd Höfer (CSU/LV), Bürgermeister der Gemeinde Meeder.
Authentische Orte gewählt
Bisher stehen neun Infotafeln mit entsprechenden Holzfiguren im Gemeindegebiet verstreut. Die Sage des kopflosen Seereiters wird sogar in drei Stationen aufgegriffen. "Der Seereiter soll zur Mitternachtszeit ruhelos über die Langen Berge reiten", erzählt Höfer.
So soll es sich bei dem Reiter um den Kemmater Hans Eytel handeln, der wegen der Ermordung seines einzigen Sohnes am 26. April 1600 auf dem Coburger Marktplatz enthauptet wurde. Er wollte sein Geschlecht aussterben lassen, nachdem er erfuhr, dass seine Nichte starb, als sie das uneheliche Kind seines Sohnes zur Welt brachte. "Er hat im ehemaligen Wasserschloss in Moggenbrunn gelebt", weiß Bernd Höfer. Deshalb steht am Schloss eine Figur der schwangeren Nichte und nahe der Alexandrinenhütte wacht ein hölzerner kopfloser Reiter über die Langen Berge - der Kopf ist übrigens nahe der A73 bei Moggenbrunn zu finden.
"Die heimatlichen Geschichten sollen nicht trocken in einem Buch stehen, sondern an authentischen Orten erlebbar sein", sagt der Bürgermeister. Kinder sollen mit Neugierde ihre Wurzeln und ihre Heimat kennenlernen. Und die Erwachsenen sollen, so Höfer, über die Geschichten nachdenken und von den Sagen etwas lernen. Die Geschichte vom Totengräber vertritt zum Beispiel den Grundsatz "Ehre die Toten".
Bernd Höfer steht nicht ohne Grund mit voller Begeisterung hinter dem Projekt: "Ich bin selbst in Ottobrunn groß geworden und mit den Geschichten aufgewachsen", erzählt er. "Die gruselige Sage vom rastlosen Seereiter wurde uns Kindern vielleicht auch so gerne erzählt, damit wir früh nach Hause gegangen sind", sagt er und lacht.
Es war aber nicht seine Idee, einen Sagenweg in der Gemeinde zu schaffen. Das Projekt wurde schon vor mehr als zehn Jahren in der Anna-B.-Eckstein-Schule in Meeder geplant, allerdings nie umgesetzt. "Ich als Bürgermeister habe mir das Ziel gesetzt, unsere Heimat zu zeigen und diese Geschichten lebendig zu halten. Deshalb wollte ich das Projekt unbedingt realisieren."
Und das Vorhaben kommt seinen Aussagen nach sehr gut bei den Bürgern an: Zum Großteil kann das Projekt mit Spendengeldern aus der Bevölkerung finanziert werden. Die Holzfiguren stammen von einem Künstler, der sich selbst im Verborgenen halten möchte. Der Auftrag läuft offiziell über eine Holzschmiede in Meeder. Dort entstehen dieses Jahr zwei weitere Holzfiguren - um welche Figuren und dazugehörigen Sagen es sich handelt, "das soll eine Überraschung werden".