Königliches Ambiente und dazu "Kaiserwetter im April": Der erste verkaufsoffene Sonntag des Jahres lockte Tausende Besucher nach Coburg.
Es war alles angerichtet für ein "royal shopping". Auch das Wetter machte diesem besonderen Motto des ersten verkaufsoffenen Sonntags des Jahres (mit Brunnenmarkt und Automeile) alle Ehre - man könnte fast schon von "Kaiserwetter im April" sprechen!
In den Tagen zuvor hatte vor allem der als "Sprayer von Coburg" bekannte Alex ganze Arbeit geleistet: In den Gassen rund um den Marktplatz hing er zig Krönchen-Girlanden auf. Insgesamt mehr als hundert in Gold besprühte Kronen sollen nun bis zum Herbst darauf aufmerksam machen, dass in Coburg ein royales Jubiläumsjahr begangen wird, nämlich die 200. Geburtstage von Prinz Albert und Queen Victoria.
Feuerwehr und Aperol Spritz in Coburg
Apropos Albert: Rund um sein Denkmal auf dem Coburger Marktplatz war am Sonntag jede Menge los. Eine Gärtnerei bot farbenfrohe Blumen an, Autohäuser präsentierten neue Modelle, ein Fahrradhändler zeigte umweltfreundliche Alternativen zum Auto auf, die Feuerwehr lud derweil zum Probesitzen in einem ganz großen Fahrzeug ein - und drum herum ließen sich die Menschen in den Cafés das Bier, den Aperol Spritz oder den Cappuccino schmecken.
Besondere Extra-Mülltonnen
Vor den Eisdielen der Stadt bildeten sich lange Schlangen, und am Albertsplatz wurde die Wassersaison eröffnet: Viele Kinder rannten vergnügt durch die Fontänen des Brunnens - und wer von einem Wasserstrahl erwischt wurde, konnte sich ja in der Sonne trocknen.
Eine schöne Idee hatte der Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb (CEB): Beim "Tag der offenen Tür" von SÜC und CEB im vergangenen Jahr durften Kinder weiße Mülltonnen bemalen - das machte Spaß, doch bis heute gab es noch keine richtige Verwendung für die Tonnen. Nun wurden sie zum verkaufsoffenen Sonntag in die Innenstadt gebracht, um dort für mehr Sauberkeit sowie zusätzliche Farbtupfer zu sorgen.
Bei strahlendem Wetter war der "verkaufsoffene Sonntag" ein großer Erfolg - so heißt es. Das ist aus der Sicht der coburger Geschäftswelt sicherlich richtig dargestellt, wenngleich ich mich doch fragen muß, was tausende von Menschen bei dem schönen Wetter in ihrer Freizeit dazu treibt, anstatt in die Natur hinauszugehen dem Kommerzgelüst zu frönen, eben jenem, welchem sie auch an jedem beliebigen Werktag nachgehen könnten. Ich will mich hierzu aber nicht weiter einlassen, denn es ist schließlich jedermanns gutes Recht in seiner Freizeit das zu tun, was ihm beliebt. Was mir aber doch gleichwohl Anlass zum Nachdenken gibt, ist der "royale" Bezug, den dieser außerplanmäßige Handelstag hatte. Überall Kronen und Krönchen, überall der Bezug zu Albert und Victoria und dabei leben wir doch in einer Republik. Wenn ich mir diese royale Präsenz und Akzeptanz in Coburg und bei seinen Bürgern so betrachte, dann mag man es wirklich glauben, daß die guten Coburger auch heute noch im Herzen wahre Monarchisten sind und den republikanischen Geist nur oberflächlich adaptiert haben. Gewiß: Albert war Coburger und meinethalben mag auch an ihn erinnert werden, aber es wäre doch schön, wenn auch andere - nicht royale - gebürtige Coburger zu einer entsprechenden Ehrung und Wertschätzung kämen - Anna B. Eckstein zum Beispiel. Leider ist dieser Wunsch in einer Stadt mit einer offenbar immer noch halbroyalen Gesinnung wohl nicht erfüllbar.