Bei baulichen Arbeiten im Rahmen der Dorferneuerung für Rossach (Landkreis Coburg) laufen auf Hochtouren. Ende des Jahres soll alles fertig sein.
Jetzt hätte man ja denken können, dass die ungewohnt frostige Witterung der vergangenen Wochen den Fortgang der Bauarbeiten in der Rossacher Ortsmitte gebremst hätte. Aber Stefan Fischer, der für den Verband für ländliche Entwicklung die Bauaufsicht in
Rossach hat, winkt beim Wetter-Thema gelassen ab und erklärt: "Es war zwar kalt, aber trocken. Das hat die Arbeiten nicht behindert." Wenn, dann waren es die auf Straßenbaustellen klassischen Fälle, die bremsten: Rohre und Leitungen, von denen niemand wusste und die auch nicht in den Plänen standen. Aber das kennt man ja.
Die komplizierteste Phase der Baustelle dürften die Rossacher und der Verband für ländliche Entwicklung jetzt fast überstanden haben, der Rückbau der alten Bundesstraße ist nahezu abgeschlossen - mit auch nicht ganz überraschenden Problemen. "Wir haben teerhaltiges Material im Untergrund gefunden", berichtet Uwe Vollmuth vom Verband für ländliche Entwicklung (VLE). Dieses musste ausgebaut und gesondert entsorgt werden - bei Mehrkosten von mindestens 100 000 Euro. Diese Art von Sondermüll ist bei Arbeiten im Tiefbau keine Seltenheit. "Gerade bei Straßen aus den 50er Jahren, aus der Zeit danach dürfte es diese Probleme eigentlich nicht mehr geben", erklärt Vollmuth.
Für Berge an teerhaltigem Material galten strenge Kriterien. Der Boden wurde untersucht und hätte nur bei einer sehr geringen Belastung wieder eingebaut werden dürfen. Uwe Vollmuth erklärt die Vorschriften einfach: "Der Zustand des Bodens darf sich auf keinen Fall verschlechtern." Im Falle von Rossach hieß dies, dass der größte Teil abtransportiert und einer Deponie entsorgt werden musste.
Wenn auch der Zustand der seit gut 14 Tagen wieder laufenden Baustelle derzeit noch nicht auf das Ende der Dorferneuerung schließen lässt, so sind die Erwartungen der Rossacher hoch. Gerhard Kanzler ist einer der Vertreter der Rossacher in der Teilnehmergemeinschaft und hat dabei insbesondere die "alte B 4" im Blick: "Da war uns wichtig, dass sie keine Rennstrecke durch den Ort mehr ist." Das war mit die wichtigste Forderung an die Neugestaltung der Ortsmitte. Beim Blick in die Pläne ist Bürgermeister Udo Siegel (CSU) gespannt, wie sich nach Abschluss der Bauarbeiten die neue/alte Dorfmittelpunkt präsentieren wird. Der Platz vor dem bereits sanierten Kelterhaus wird nämlich komplett neu gestaltet. Der alte "i-Punkt" wird verschwinden, mehrere Sitzgelegenheiten und eine Wasserfläche kommen neu dazu. Von den Gesprächen darüber erzählt der Bürgermeister lachend: "Vom ursprünglich geplanten Toskana-Flair haben wir uns verabschiedet." Aber schön, da ist sich Udo Siegel sicher, wird der neue Treffpunkt so oder so.
Für 1,8 Millionen Euro (die neue Dorfbeleuchtung nicht mit eingerechnet) wird im Rahmen der Dorferneuerung der alte Rossacher Ortskern neu gestaltet: die Coburger Straße von Höhe der Feuerwehr Richtung Ortsausgang, das Umfeld der Kirche, die Schustergasse und Teile des Hirtenbergs. Der vordere Abschnitt der Coburger Straße in Richtung Großheirath fällt nicht mehr in die Dorferneuerung. "Der Bereich der Kreisstraße darf nicht gefördert werden", erklärt der Bürgermeister, der diese Vorschrift sichtlich ein bisschen bedauert.
Ein bisschen Geduld ist von den Rossachern noch gefragt. "Das ganze Jahr", schätzt Stefan Fischer, "werden wir schon noch brauchen." Uwe Vollmuth ist optimistisch, dass der Zeitplan eingehalten wird. Das liegt, betont der Fachmann für Planung und Entwicklung beim VLE, auch an der Baufirma. "Gute Arbeit, gutes Tempo", attestiert Vollmuth dem Team auf der Baustelle. Nach Einschätzung der Fachleute wird es dabei vermutlich auch Bauphasen geben, in denen es mit der Erreichbarkeit des Dorfladens mal schwierig werden könnte. Aber Gerhard Kanzler bringt die Langzeitbaustelle samt ihrer Unannehmlichkeiten nicht aus der Ruhe: "Das haben wir vorher gewusst." Und der Bürgermeister ergänzt ihn schnell: "Es war ja auch so gewollt."