Ros vergrößert sich in Coburg - die Hintergründe

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Ros-Geschäftsführer Steffen Tetzlaff vor der neu erworbenen Halle. Die Max-Carl-KG hat bis 2017 Zeit, auszuziehen, dann kann Ros umbauen und seine Coburger Produktionsstätte hierher verlagern. Foto: Matthias Rotter
Ros-Geschäftsführer Steffen Tetzlaff vor der neu erworbenen Halle. Die Max-Carl-KG hat bis 2017 Zeit, auszuziehen, dann kann Ros umbauen und seine Coburger Produktionsstätte hierher verlagern. Foto: Matthias Rotter
Eberhard Ros und Steffen Tetzlaff.
Eberhard Ros und Steffen Tetzlaff.
 
Das alte Werksgelände ist zu eng und zu verschachtelt.
Das alte Werksgelände ist zu eng und zu verschachtelt.
 
Das Max-Carl-Gelände ist für Lkw nur über den früheren Güterbahnhof zu erreichen.
Das Max-Carl-Gelände ist für Lkw nur über den früheren Güterbahnhof zu erreichen.
 

Das Traditionsunternehmen hat das Gelände erworben, auf dem sich (noch) die Firma Max Carl befindet. Innerhalb der nächsten drei Jahre soll der Coburger Betrieb komplett auf den neuen Standort verlagert werden. Die Max-Carl-KG sucht derweil selbst ein neues Gelände, weil sie sich vergrößern will.

Im Prinzip saß die Firma Ros schon auf gepackten Koffern. Denn das Gelände an der Bamberger Straße ist für die 1926 gegründete Firma inzwischen zu klein. Deshalb suchte sie schon seit 2007 nach einem neuen Standort, berichtete Gesellschafter Eberhard Ros gestern. Die Wirtschaftskrise 2008 traf zwar auch Ros, doch inzwischen ist das Thema Umsiedlung wieder akut.

In Coburg fand sich zunächst keine geeignete Fläche. Auch im Landkreis in angrenzenden Gemeinden nicht. 26 Standorte habe Ros untersucht, erzählt Geschäftsführer Steffen Tetzlaff. Am Ende hätte es Redwitz werden sollen. Aber der Hersteller von Kunststoffteilen für Automobil- , Elektro- und Medizinindustrie wird nicht von der Itz an die Rodach umsiedeln. Denn Ende 2011 bot sich eine andere Option: Das Gelände, auf dem sich derzeit noch die Firma Max Carl befindet.


Die sucht nämlich ebenfalls einen neuen Standort für ihren Logistikbereich, bestätigte der persönliche haftende Gesellschafter der Max-Carl-KG, Bernhard Haas, auf Anfrage. Die Bäderausstellung und das Abhollager sollen am jetzigen Standort bleiben, der Rest muss bis zum 31. März 2017 die angestammten Hallen verlassen haben. Ein Grund für den Umzug sei die Ausweitung des Geschäfts, erläutert Haas: "Wir werden wachsen und auch den Elektro- und Tiefbaugroßhandel an unseren künftigen Standort ziehen." Doch wo sich der befinden wird, ist laut Haas noch unklar. Die Suche nach einem Standort in der Nähe zu Coburg und zur Autobahn laufe noch.

Große Flächen gibt's nicht mehr

In Coburg sind die geforderten Flächen mit um die 40 000 Quadratmeter derzeit nicht zu finden, bestätigt Stephan Horn von der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Diese Erfahrung haben ja auch schon Tetzlaff und Ros gemacht. Insofern war es für sie ein Glücksfall, dass das Angebot kam, das Gelände und die Hallen der Firma Max Carl zu übernehmen. Am 1. August war der Kauf perfekt.

Das Grundstück bietet einige Vorteile: Ros wird auch die Hallen nutzen können; es seien lediglich einige Umbaumaßnahmen erforderlich, erläutern Tetzlaff und Eberhard Ros. Gerechnet wird mit einem Dreivierteljahr Bauzeit. Außerdem muss keinem der Mitarbeiter eine weitere Fahrt zur Arbeit zugemutet werden. Laut dem Gesellschafter und dem Geschäftsführer durchaus ein gewichtiges Argument: "Wir leben von den Fachkräften", sagt Ros, und es habe durchaus das Risiko bestanden, dass bei einem Umzug einige abgesprungen wären. Und dann wären da die Vorteile Coburgs an sich, von der guten Zusammenarbeit mit allen Ansprechpartnern am Ort bis zur Nähe zur Autobahn. "Coburg wird häufig schlechtgeredet", sagt Tetzlaff. "Das sehe ich anders." Die Verantwortlichen der Stadt hätten sich "mächtig ins Zeug gelegt". Und: In Coburg zu bleiben, entspreche auch dem großen Wunsch der Gesellschafter Peter und Manfred Ros, betont Tetzlaff.

Gleichzeitig äußerten die Ros-Führungskräfte gestern Wünsche, jetzt, da die Stadt bekanntgegeben hat, dass sie das Güterbahnhof-Gelände kauft. Denn die Straßenanbindung des künftigen Standorts ist schlecht: Die Mitarbeiter können zwar über die Wassergasse fahren, so, wie jetzt schon die Kunden und Besucher des Sanitätshandels. Doch die Laster werden noch einige Zeit mit der Zufahrt am Schlachthof vorbei und über die Holperstrecke auf dem früheren Güterbahnfhof-Gelände vorliebnehmen müssen.

Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) hat die Signale schon vernommen: Die Stadt werde in den nächsten Jahren eine Brücke über die Itz bauen, sagt er. Im Gespräch sind Verlängerungen von Karche- oder Ernst-Faber-Straße. "Der zeitliche Horizont ist bereits abgesprochen." Denn die Firma Ros wird nicht sofort umziehen können. Frühestens Ende 2014, spätestens Ende 2017. Vorbereitet wird alles schon jetzt, damit "die Planung komplett ist, wenn das Gelände frei ist", sagt Tetzlaff.

Am alten Standort wird dann nichts zurückbleiben. Was aus dem rund 11 000 Quadratmeter großen Gelände wird, sei noch offen und werde auch mit der Stadt abgestimmt, versichern Ros und Tetzlaff. Laut Stephan Horn von der Wifög sind auf dem Gelände mehrere Nutzungen denkbar: Gewerbe, Büro, Dienstleistungen oder sogar Wohnen. Nur Einzelhandel sei an dieser Stelle nicht möglich, das lasse die derzeitige Bauleitplanung der Stadt nicht zu.


Das Unternehmen Ros - Geschichte und Zahlen

Geschichte Das Familienunternehmen Ros wurde 1926 als "Presswerk Ros" durch den Ingenieur Hermann Ros gegründet. 1996 wurde das Werk im thüringischen Ummerstadt, 2007 eine weitere Produktionsstätte im nordböhmischen Most (Tschechien) eröffnet. Die rund 300 Beschäftigte zählende Ros GmbH & Co. KG mit den Werken in Coburg und Ummerstadt entwickelt und fertigt mit eigenem Werkzeugbau hochpräzise Werkzeuge für die Verarbeitung der Kunststoffe Duroplast und Thermoplast, woraus Funktions- und Sichtteile entstehen. In Coburg sind etwa 180 Mitarbeiter beschäftigt.

Standort Etwa alle zehn Jahre wurde am Coburger Werk angebaut und erweitert. Diese verschachtelte Struktur entspricht aber nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Produktionsstätte. Die 3100 Quadratmeter Platz im Produktionsbereich reichen außerdem nicht mehr aus.

Zukunft Auf dem neuen Grundstück stehen rund 42 000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Ein Teil - etwa 8000 Quadratmeter - gehören zum Güterbahnhofsgelände und sind gemietet, wobei hier eine Option zum Kauf besteht. Die Firma Ros wird die vorhandene vierschiffige Halle (rund 4200 Quadratmeter) um ein Schiff erweitern. Die Verwaltung wird über dem Abhollager des Sanitärgroßhandels untergebracht und vergrößert sich von 950 auf 1500 Quadratmeter.