Zwei Vereine und ihr gemeinsames Ziel: Das Jugendorchester und der Musikverein demonstrieren mit ihrem Gemeinschaftskonzert in der Franz-Goebel-Halle, wie sich Qualitätsanspruch und Breitenwirkung verbinden können.
Rot ist die Farbe dieses Abends. Rot sind die Westen des Jugendorchesters Rödental. Rot sind die Westen des Musikvereins Rödental. Rot sind die Shirts der vielen Helfer hinter den Kulissen, die das Publikum in der zum Konzertsaal verwandelten Franz-Goebel-Halle kulinarisch rundum versorgen. Bunte vokale Klangfarben bringt dann im Finale noch der Coburger Chor "Unerhört" ins Programm.
Ernst Mosch und Ennio Morricone Kunst als Gemeinschaftserlebnis - beim traditionellen Weihnachtskonzert des Jugendorchesters und des Musikvereins wird aus diesem hehren Anliegen ehrgeiziger Kulturpolitiker klangvolle Wirklichkeit.
Was haben Ernst Mosch und Ennio Morricone miteinander zu tun? Scheinbar gar nichts. Scheinbar - dann an diesem Abend passen Klänge aus dem Egerland und die unverwechselbar markanten Filmmelodien von Maestro Morricone ganz selbstverständlich zusammen.
Stilistische Vielfalt Wenn das Jugendorchester und der Musikverein Rödental zu ihrem gemeinsamen Weihnachtskonzert in die bestens besuchte Franz-Goebel-Halle bitten, fügt sich harmonisch zusammen, was nur auf den flüchtigen ersten Blick gar nicht recht zusammen gehören will. Beethovens "Ode an die Freude" in einer Instrumentalfassung zum Auftakt, Edward Elgars "Pomp and Circumstance" zum Abschluss - und dazwischen reichlich Platz für eine stilistische Vielfalt, die dennoch nie in Gefahr gerät, zur bunten Beliebigkeit zu werden.
Die Schöne und das Biest Denn der gemeinsame Nenner, der Ausschnitte aus Alan Menkens Filmmusik "Die Schöne und das Biest", ein melodienreiches Beatles-Medley und den "Kaiser-Walzer" von Johann Strauß verbindet, ist die pure Begeisterung der Interpreten für die
Musik, kombiniert mit Disziplin und großem Engagement.
Ein musikalischer Lebenslauf in Rödental Die Dramaturgie des Abends zeigt, wie ein musikalischer Lebenslauf in Rödental idealtypisch verlaufen kann - vom Vororchester über das Jugendorchester bis zum Musikverein, der dem Genre der symphonischen Blasmusik mit hohem Leistungsanspruch huldigt.
Anspruchsvolle Aufgaben Gerhard Eller, der seit dem vergangenen Jahr das Jugendorchester dirigiert, leitet nun auch noch das Vororchester. In diesem Klangkörper sitzen nicht nur die jüngsten Nachwuchsmusiker, sondern auch einige Eltern. Gemeinsam demonstrieren sie ihre Musizierfreude und den Ehrgeiz, anspruchsvolle Aufgaben wie Ausschnitte aus der Filmmusik zu "Die Schöne und das Biest" zu meistern.
Im schönen Böhmerwald Gerhard Eller, der erst im vergangenen Jahr als Dirigent debütierte, hat sich auf diesem Gebiet inzwischen intensiv fortgebildet und kann mit dem Jugendorchester nun Rubato-Wirkungen wie in dem Walzer "Im schönen Böhmerwald" effektvoll ausreizen. Dabei gelingen ihm und seinem Jugendorchester ein Arrangement von Vivaldis "Winter" ebenso überzeugend wie das Medley "Moment for Morricone".
"Ich war noch niemals in New York" Und bei der mit ausdauerndem Beifall herbei geklatschten Zugabe erleben die Zuhörer noch eine Hommage an den kurz vor Weihnachten verstorbenen Komponisten und Entertainer Udo Jürgens: "Ich war noch niemals in New York".
Hohes künstlerisches Niveau Der gewichtige dritte Teil
des ausgedehnten Konzertabends gehört dann dem Musikverein und seinem Dirigenten Daxi Pan, der zum vierten Mal beim Weihnachtskonzert am Pult steht. Ehrgeizig die Programmauswahl, sehr überzeugend die Gestaltung - so demonstriert der Musikverein sein künstlerisches Niveau, das hörbar von der sorgsamen Probenarbeit Daxi Pans profitiert. Beeindruckend, wie konzentriert und aufmerksam der Musikverein die fein differenzierten gestalterischen Vorstellungen Daxi Pans in Klang verwandelt.
Zu Höchstleistungen angespornt Verblüffend, wie überzeugend und klanglich fein abgestuft sogar ein Ausschnitt aus Sergej Prokofjews Ballettmusik "Romeo und Julia" gelingt.
Auch hier wird hörbar, wie sehr Daxi Pan - im Hauptberuf Kapellmeister am Landestheater Coburg - den Musikverein mit seinem Qualitätsanspruch beflügelt und zu Höchstleistungen anspornt.
Zum Finale singt der Chor "Unerhört" Der Abschluss wird dann zur Erinnerung an ein erfolgreiches Konzert, das der Musikverein im Sommer gemeinsam mit dem Chor "Unerhört" unter seiner Leiterin Antoinetta Bafas im Kongresshaus gegeben hat. Sänger und Instrumentalisten begeistern das Publikum mit den "Moskauer Nächten" ebenso wie mit dem Glenn-Miller-Hit "Chattanooga Choo Choo" und Elgars "Pomp and Circumstance".
Drei Zugaben Der begeistert ausdauernde Beifall wird noch mit drei Zugaben belohnt - die letzte wird traditionell gemeinsam mit dem Jugendorchester dargeboten: der "Deutschmeister"-Marsch.