Wie der Kantor der Frauenkirche Dresden die fränkisch-thüringische Orgellandschaft erkundet. Den Auftakt gestaltet er in Ahorn.
Ungewöhnlich viele Autos mit Kennzeichen aus Thüringen parken an diesem Nachmittag vor der Schlosskirche Ahorn und in einigen Nebenstraßen. Der Grund dafür sitzt oben auf der Orgelbank: Matthias Grünert. Der Kantor der Frauenkirche Dresden beginnt seine diesjährige fränkisch-thüringische Orgelfahrt an der kleinen, 2011 sorgsam restaurierten barocken Hofmann-Orgel.
Erinnerung an die Studienzeit
Die Schlosskirche Ahorn mit ihren Emporen steht erstmals auf dem Tourprogramm von Grünerts Orgelfahrt. Dennoch ist das Konzert in Ahorn für Grünert eine Reise zurück in seine Studienzeit. 1994 oder 1995, ganz genau weiß er das schon nicht mehr, war er hier einmal zu Gast im Rahmen der damaligen "Musiktage in oberfränkischen Kirchen."
Der in Nürnberg geborene Frauenkirchen-Kantor ist ein Kirchenmusiker mit schier sportlichem Ehrgeiz. 20 Konzerte an fünf Tagen umfasst sein Plan für diese Orgelfahrt.
Kein Stück wiederholt sich
Wie viele Stücke er auf dieser Tournee zwischen Ahorn und Kronach, Coburg und Neustadt, Vierzehnheiligen und Eisenach er insgesamt spielt, weiß Grünert gar nicht. Sicher ist für ihn nur: "Kein Stück wiederholt sich." Denn sein Ziel für diese Orgelfahrt ist klar: eine möglichst große Vielfalt an Repertoire und Orgeln zum Klingen zu bringen.
Dabei soll, so Grünerts Anliegen, der jeweilige Charakter der Orgel möglichst gut zum Tragen kommen. Der Kontrast zwischen den Instrumenten und den entsprechend ausgewählten Werken ist jedenfalls enorm schon auf den ersten beiden Stationen. Für die einmanualige Hofmann-Orgel in Ahorn hat Grünert kleine, spielerisch anmutende Stücke ausgewählt, die er mit hörbarer Freude an scheinbar müheloser Virtuosität gerne mit flotter Tempowahl und Elan interpretiert.
Ein Allabreve von Johann Sebastian passt ebenso gut zum Ahorner Instrument wie fünf Flötenuhrstücke von Joseph Haydn oder die Sonata d-Moll von Georg Andreas Sorge. Lautmalerisch verspielt erklingt "Le coucou" (Der Kuckuck) von Louis-Claude Daquin.
Alle diese Stücke nutzt Grünert mit feinem Gespür für Klangfarben dazu, die reizvollen einzelnen Register der Hofmann-Orgel einzusetzen.
Symphonischer Anspruch
Von den zarten, transparenten Klänge der Schlosskirche wechselt er dann in der sehr gut besuchten Morizkirche mit ihrer großen Schuke-Orgel ins symphonische Format. César Francks "Grande pièce symphonique" gibt dem Gast aus Dresden die Gelegenheit, sein Gespür für die große Form zu demonstrieren.
Mit weitem Atem spielt er die Kontraste zwischen lyrisch zarten und wuchtig-orchestralen Passagen aus und wird von den Zuhörern mit reichlich Applaus belohnt.
Der Abschluss des ersten Konzerttages ist dann Neustadt und seiner Stadtkirche St. Georg vorbehalten mit Werken zwischen Barock und Romantik von Händel bis Mendelssohn und Tschaikowsky.
Rund um die fränkisch-thüringische Orgelfahrt
Orgelfahrt Bei Matthias Grünerts fränkisch-thüringischer Orgelfahrt sind bis Sonntag zahlreiche weitere Konzerte vorgesehen - darunter am Freitag (15 Uhr) in der Basilika Vierzehnheiligen. Weitere Infos online unter www.orgelfahrt.de
Matthias Grünert wurde 1973 in Nürnberg geboren. Er studierte Kirchenmusik, Gesang und Konzertfach Orgel in Bayreuth und in Lübeck. Im Jahr 2004 wurde er als erster Kantor der Dresdner Frauenkirche berufen.
Ausblick Für das nächste Jahr plant Matthias Grünert bereits weitere Orgelfahrten, darunter vom 23. bis 25. Februar 2018 eine Konzertfolge unter dem Motto "Heimspiel in Franken".