So beschert der "Musizierkreis gehobener Unterhaltungsmusik" seinen zahlreichen Fans einen melodienreichen und kurzweiligen Abend und die Begegnung mit zwei temperamentvollen Gesangssolisten aus Berlin.
Konzertabende mit dem "Musizierkreis Neustadt" sind Festtage für die Operettenfans der Region. Das beweist der große Publikumsandrang beim Neujahrskonzert in der Mehrzweckhalle Heubischer Straße. Offenkundig hat sich herumgesprochen, dass die Auftritte des "Musizierkreises" ein beachtenswert hohes Niveau bieten - und das gewiss nicht nur, weil der vollständige Name des Ensembles den Zusatz "gehobene Unterhaltungsmusik" enthält. Zudem lockt das Programm mit bekannten Namen von Johann Strauß bis Ralph Benatzky.
Wunschkonzert-Qualität "Der Zigeunerbaron" von Walzerkönig Johann Strauß und "Die Zirkusprinzessin" von Emmerich Kálmán, dazu noch ein Ausschnitt aus der "Csárdásfürstin" - schon im ersten Teil hat der Abend eindeutig Wunschkonzert-Qualität. Aber nicht nur das: Unter Leitung von Norbert Luche beweist der "Musizierkreis" sein Gespür für das Genre Operette. Aufmerksam und mit großem Engagement folgt das 19-köpfige Ensemble den gestalterischen Impulsen seines Dirigenten.
Schwelgerische Klangfülle Das gilt auch für die vielen heiklen Übergänge bei Tempoveränderungen, die wichtig sind, um die Musik atmen zu lassen. Vor allem aber entfaltet der "Musizierkreis" oftmals eine geradezu schwelgerische Klangfülle, die gut ausbalanciert ist zwischen Streichern und solistischen Bläserstimmen.
Schatzwalzer begeistert Abgerundet wird der Gesamtklang durch die geschickt eingefügten Farben von Gitarre, Akkordeon und Klavier, während die Posaune die nötigen Blechbläserakzente hinzufügt. Beeindruckend, wie homogen dem "Musizierkreis" beispielsweise der Schatzwalzer aus dem "Zigeunerbaron" gelingt. Wer bisweilen Probleme mit den Widersinnigkeiten schlechter Operetten-Texte hat, ist an diesem konzertanten Operetten-Abend an der genau richtigen Adresse. Die nötige inhaltliche Orientierung zu den ausgewählten Arien und Duetten liefert Christine Luche mit ihrer ebenso informativen wie kurzweiligen Moderation.
"Zwei Märchenaugen" Bestens harmonierend präsentiert sich an diesem Abend das Solistenduo. Die Sopranistin Andrea Chudak aus Berlin, die schon vor einem Jahr an gleicher Stelle das Publikum begeisterte, zieht die Zuhörer mit ihrer stets sicher geführten, jederzeit tragfähigen Sopranstimme in Bann. Vor allem aber sorgt sie dafür, dass bei diesem Operetten-Abend niemand ein Bühnenbild vermisst.
Temperamentvolles Spiel Mit ihrem temperamentvollen Spiel lässt sie die Arien und Duette szenisch stets höchst anschaulich werden - zumal ihr Gesangspartner Fabian Martino ihr darstellerisch kaum nachsteht. Martino versorgt die Zuhörer reichlich mit tenoralem Schmelz seiner schlanken, lyrischen Stimme. Kálmáns "Zwei Märchenaugen" (aus der "Zirkusprinzessin") oder "Tanzen möchte" ich" (aus der "Csárdásfürstin") - Chudak und Martino avancieren zum Neustadter Operetten-Traumpaar.
Im weißen Rössl Im zweiten Teil, eingeleitet durch die flott musizierte Strauß-Polka "Bahn frei", beweisen Andrea Chudak und Fabian Martino dann noch, dass sie sich auch bei Eduard Künneke und Ralph Benatzky stilistisch bestens auskennen. Ausschnitte aus "Der Vetter aus Dingsda" begeistern die Zuhörer ebenso wie Melodien aus Ralph Benatzkys Singspiel-Hit "Im weißen Rössl".
Reichlich Beifall Verdientermaßen reichlich Beifall für die beiden Solisten wie für den "Musizierkreis" und seinen umsichtigen Dirigenten.