Das Ziel lautete: Zehn Prozent Fahrzeitersparnis für die Stadtbusse. Dafür wurden Busse und Ampeln so umgerüstet, dass Busse meist grüne Welle haben. Autofahrer und Fußgänger müssen dagegen bisweilen länger warten.
Wenn Raimund Angermüller und seine Kollegen vom SÜC-Verkehrsbetrieb von Lisa oder Ines reden, dann meinen sie nicht neue Kolleginnen in der Fahrdienstleitung. Die Frauennamen stehen für "Lichtsignalanlage" (Lisa) und "intelligente Netzsteuerung" (Ines). Ines sorgt dafür, dass die Lisas für die Busse bevorzugt auf Grün schalten. Was vermuten lässt, dass manche Autofahrer in Coburg gern mal mit Ines ein Wörtchen reden würden.
Zum Beispiel auf der Achse Bamberger-Goethe-Löwenstraße: Hier herrscht frühmorgens relativ starker Verkehr. Die Ampeln stehen in kurzen Abständen, und an der Kreuzung mit der Mohrenstraße quert der Hauptstrang des Busverkehrs die Nord-Süd-Achse. Weil die Busse Vorrang haben, damit sie ihren Fahrplan einhalten können, kann es schon vorkommen, dass die Mohrenstraße einmal öfter Grün erhält als alle anderen Verkehrsteilnehmer.
Das heißt: Die Autofahrer in der Löwen- und der Hindenburgstraße müssen warten, bis die Busse durch sind. Die Fußgänger an der "Mohrenkreuzung" warten sogar einmal länger.
Anna überwacht die Fahrtzeiten
Anna, das Programm, mit dem die Fahrtzeiten und Ampeln überwacht werden, zeichnet das alles auf und gibt es in bunten Diagrammen wieder. Da mag es kein Trost sein, dass die Löwen- und Hindenburgstraße in den meisten Fällen so lange Grün haben wie die Mohrenstraße und die Fußgänger zusammen. Wer im Stau steht und Busse queren sieht, fühlt sich ungerecht behandelt von Ines und Lisa.
Dabei hat Ines durchaus auch das Verkehrsaufkommen im Blick. Und noch in dieser Woche soll die "dynamische Beschleunigung" aufgeschaltet werden, die den Bussen nur noch dann Vorrang gibt, wenn sie spät dran sind.
So lange sich der Bus fahrplanmäßig bewegt, muss er mit dem übrigen Verkehr mitfahren.
Doch die Fahrpläne sind enger geworden. Denn das Projekt Busbeschleunigung hatte zum Ziel, die Fahrtzeiten um zehn Prozent zu verkürzen. Wenn der Bus auf der Linie 1 von Bertelsdorf nach Niederfüllbach bisher 38 Minuten brauchte, dann sollen es in Zukunft 3,8 Minuten oder 228 Sekunden weniger sein. "Auf der Strecke passiert der Bus 18 Ampeln. Das geht", sagt Angermüller. Denn bislang hat der Bus an den Lichtsignalanlagen Zeit verloren, wenn er 20 bis 30 Sekunden warten musste.
Nicht Vorrang um jeden Preis
Das Coburger Busbeschleunigungsprojekt habe aber nicht den Vorrang für Busse um jeden Preis zum Ziel gehabt, betont Angermüller. "Wir wollen eine vernünftige Lösung und Abwägung für beide Seiten hinbekommen.
In den Spitzenzeiten kriegt der Bus an der Hälfte der Ampeln nicht sofort Grün."
In den Spitzenzeiten, sagt Angermüller, verlangen eben alle ihr Recht auf freie Fahrt. Nicht nur die Autofahrer, sondern auch die rund 2500 Schüler und Pendler, die werktäglich in der Stunde zwischen 7 und 8 Uhr in die Stadt befördert werden. Insgesamt nutzen rund 15.000 Menschen täglich den Stadtbus.
Neben den praktischen gibt es technische Einschränkungen. So sollen die Umlaufzeiten möglichst eingehalten werden sollen. Damit ist die Zeit gemeint, die es dauert, bis alle Ampeln an einer Kreuzung einmal Grün zeigten. Und wenn gerade für die Fußgänger der Weg frei ist, kann die Ampel nicht schon nach drei Sekunden wieder umspringen - eine gewisse Mindestzeit muss aus Sicherheitsgründen eingehalten werden.
Oft wird die Grünphase auf einer Spur so lange verlängert, dass der Bus durchkommt.
"Dahinter wird es dann schlagartig rot", sagt Angermüller. Die Idee, sich einfach an die Busse anzuhängen, um "grüne Welle" zu haben, führt also auch nicht immer zum Erfolg.
Das Ziel Fahrtzeitersparnis sei aus Coburger Sicht erreicht, sagen Raimund Angermüller und Kai Holland vom städtischen Ordnungsamt. Nun müssten die Daten nur noch für den Abschlussbericht aufbereitet werden. Wenn sie die zehn Prozent Fahrtzeitverkürzung nicht erreicht, muss die Stadt die Million Euro Fördermittel zurückzahlen, die sie für das Projekt Busbeschleunigung erhalten hat. Freilich gibt es Ecken, an denen die Stadt derzeit noch nichts beschleunigen kann. Beim Stichwort "Lauterer Straße" seufzt Raimund Angermüller auf: Dort und an der Rodacher Straße halten die Bahnübergänge weiterhin Autos und Busse auf.
Rund um die Busbeschleunigung