Wie die Coburger Sommeroperette ihr Publikum mit der Gastspiel-Produktion "Blues Brothers in Prison" lautstark und witzig unterhält.
Die Verwandlung der Waldbühne Heldritt gelingt mit verblüffend einfachen Mitteln. Für die Coburger Sommeroperette wird aus dem Freilicht-Theater im Grünen ein graues Gefängnis mit Häftlingen in orangefarbenen Sträflingsanzügen. Im Hintergrund eine Wand in Beton-Optik mit Stacheldraht-Krone, zwei fahrbare Käfig-Konstruktionen auf der Bühne, dazu die siebenköpfige Band im Orchesterpavillon mit Gitter-Anmutung - mehr ist nicht nötig, um "Blues Brothers"-Atmosphäre nach Heldritt zu bringen.
Autor Thomas Elben hat dazu eine ganz eigene Handlung gestrickt, die dort anfängt, wo der längst zum Kult-Objekt für Cineasten gewordene Film anfängt - im Gefängnis. Und zum Auftakt gibt es per Lautsprecher-Durchsage von Gast-Star Ron Williams als Gefängnisdirektor eine charmante Begrüßung: "Willkommen in meinem Knast."
Viele Original-Hits
Unterhaltsame Theaterabende brauchen nicht unbedingt eine schlüssige Handlung. Thomas Elben beweist es mit seiner Version der "Blues Brothers", die er eine "Musical Comedy" getauft und mit dem Titel "Blues Brothers in Prison" versehen hat. Denn das Textbuch beschränkt sich bewusst darauf, möglichst viele Musizieranlässe zu liefern und vertraut vor allem auf den Wiedererkennungswert, den viele jener Hits bieten, die schon im originalen Film von John Landis enthalten sind.
Thomas Elbens Fassung, im vergangenen Jahr bei den Burgfestspielen Alzenau uraufgeführt, ist der durchweg sehr spielfreudig agierenden Darstellerregie buchstäblich auf den Leib geschrieben. Das gilt für Thomas Gerber und Karsten Kenzel als Elwood und Jake Blues, für Ben Schobel als Anwalt Bernie Sline und für Dorothee Streicher als Wärterin Nancy Charles.
Vielseitiger Stargast
Vor allem aber gilt dies für Stargast Ron Williams, der nicht nur den Gefängnisdirektor Otis J. Charles, sondern auch noch als Hausmeiser und Gefängnisarzt seine darstellerische und als Ray Charles und Cab Calloway seine musikalische Vielseitigkeit beweist.
Die Solistenschar wird zudem bestens ergänzt durch den Chor der Coburger Sommeroperette, der nahtlos integriert ist in die Szenen und mit großem Engagement und der notwendigen Präzision ein wichtigen Teil zum Gelingen des Abends beiträgt.
In der Regie von Ulrich Cyran hat diese Fassung der "Blues Brothers" im ersten Teil bei Tageslicht durchaus noch gewisse Längen, obwohl das Publikum schon beim ersten Titel fleißig mitklatscht. Nicht jede Pointe zündet sofort, nicht jeder Witz erntet lautstarken Beifall.
Gespür für Personenführung
Doch nach der Pause nimmt der Abend spürbar an Fahrt und Intensität auf. Dann entfaltet auch die Musik mit vielen der aus dem Film bestens bekannten Stücke ihr Hit-Potenzial. Die siebenköpfige Band (Leitung: Christoph Gerz), die oben über der Szene im Orchesterpavillon Platz genommen hat, liefert den ebenso lautstarken wie stilsicher musizierten Sound.
Regisseur Ulrich Cyran, der sich bislang vor allem mit Schauspiel-Inszenierungen profilierte, beweist in Heldritt, dass es auch im Musical-Bereich gutes Gespür für präzise Personenführung hat. Er weiß, wo szenische Belebung notwendig ist, aber auch, wo zuviel äußere Aktion nur Unruhe produzieren würde.
Witzige Choreografie
Dazu belebt die witzige und einfallsreiche Choreografie von Ben Schobel immer wieder die Szene, unterstützt von der effektvollen Ausstattung von Matthias Winkler (Bühnenbild) und Nolie Verdier (Kostüme). Am Ende gibt es reichlichen und bemerkenswert ausdauernden Beifall. Der per Wettervorhersage angedrohte Gewitterregen setzt erst bei der Zugabe so richtig ein.
Rund um die "Blues Brothers" in Heldritt
Kultur-Tipp "The Blues Brothers in: Prison" - Eine Musical-Comedy von Thomas Elben, 11. August, 19.30 Uhr, 12., 13. August, 14 und 19.30 Uhr, 16., 17., 18. August, 19.30 Uhr, 19. August, 14 und 19.30 Uhr, 20. August, 18 Uhr - Waldbühne Heldritt
Produktions-Team Ulrich Cyran (Regie), Ben Schobel (Choreografie), musikalische Leitung: Christoph Gerz (in Zusammenarbeit mit den Alzenauer Burgfestspielen)
Altstadt-Serenade Dienstag, 15. August, 20.30 Uhr, Schlossplatz Bad Rodach
Unterstützer Niederfüllbacher Stiftung, Landkreis Coburg, Sparkasse Coburg-Lichtenfels, VR Bank Coburg, SÜC
Geschichte Die "Sommeroperette" ist ein eingetragener Verein, gegründet am 22. April 1994, und veranstaltet jedes Jahr im Hochsommer auf der Waldbühne in Heldritt eine Reihe von Aufführungen einer beliebten Operette oder eines bekannten Musicals sowie eine "Matinée". Außerdem gehört die "Altstadt-Serenade" in Bad Rodach zum Programm. Als Nachfolger des 2007 verstorbenen Gründers der "Sommeroperette", Klaus Lapins, ist Adelheid Frankenberger Vorsitzende und seit 2008 für die Produktionsleitung zuständig.
Vorverkauf Tourismus Coburg, Herrngasse 4, Coburg (Tel. 09561/89-8043), Shoes & More Appis (Tel. 09564/4489, Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr).
Infos online unter www.coburger-sommeroperette.de