Wie der Sänger Dirk Mestmacher und der Autor Stefan Kunzke dem Publikum in der Coburger Reithalle zwei inspirierende Stunden bescheren.
Der Lärm der banalen Wirklichkeit bleibt draußen vor der schweren Holztür der Coburger Reithalle. Die wichtigtuerischen Schlagzeilen der vermeintlich großen Welt - für zwei kurze und doch inhaltsreiche Stunden haben sie Pause. Denn drinnen, auf der Studiobühne des Landestheaters, bescheren der Sänger Dirk Mestmacher und der Autor Stefan Kunzke ihrem aufmerksamen Publikum einen Abend voller stiller Poesie in Musik und Literatur.
Fiktion und Wirklichkeit
Momente der Nachdenklichkeit, die nur kurz gestört werden durch ein unsensibel bimmelndes Smartphone, das partout keine Ruhe will - ein ungeplanter Zwischenruf, der dennoch wie bestellt scheint für den zunächst etwas ungewohnt, ein wenig sperrig klingenden Titel des sorgfältig komponierten Abends: "Vielfältigkeitsirritationen".
Denn Mestmacher und Kunzke laden ihre Zuhörer ein, nach innen zu hören, nachzudenken über Lüge und Wahrheit, Fiktion und Wirklichkeit.
Stefan Kunzkes Texte sinnieren über die scheinbar unauflösbaren Widersprüche einer Welt, die dem Profit huldigt und dabei dennoch sich sehnt nach dem reinen Gewissen. Mit feinem Sinn für klug platzierte Pointen holt Kunzke schreibend und lesend die Welt der verlogenen Politik dann doch in die Reithalle - freilich poetisch verwandelt und unmissverständlich in der ablehnenden Haltung gegen jede Art von Borniertheit.
Skizzen und Miniaturen
So werden Kunzkes Skizzen und poetische Miniaturen zugleich zu dezidiert politischen Texten, die immer wieder zum Nachdenken auffordern. Die passenden Lieder und Chansons dazu singt Dirk Mestmacher mit pointierter Diktion und schlankem, hell timbriertem Tenor - von der längst zur Volksweise gewordenen Melodie "In einem kühlen Grunde" bis zu Reinhard Meys "Über den Wolken".
Einhelliger Beifall für einen leisen Abend mit reichlich Stoff zum Nachdenken.
