Plogging - eine neue Methode Laufen zu gehen. Sie verbindet Sport mit der Umwelt. Warum Plogging nichts für fortgeschrittene Läufer ist.
Plogging? Was soll das denn schon wieder sein? Ganz einfach: Müll aufsammeln, während man joggt. Dieser Trend kommt aus Schweden. Von dort aus schwappt er langsam auf Deutschland - und Coburg - über.
Zugegeben, ein merkwürdiger Anblick: Jogger im Joggingoutfit mit weißen Einweghandschuhen und grünen Müllbeuteln. So rannten die Plogger auf ihrer Runde bei der Tongrube in Dörfles herum.
Berlin und Köln waren zwei der ersten Städte, in denen geploggt wurde. Mittlerweile ist Plogging auch in Coburg angekommen. Der Laufverein RunningBros hat einen ersten Säuberungsversuch gestartet.
Zehn Läufer wollten ploggen. "Das Interesse war sogar noch größer, aber es können nie alle an einem Termin", erläutert Oliver Sonnefeld, dritter Vorstand von Running Bros.
Joggen und Müllsammeln, ob das geht? Schon vor dem Startpfiff wurde diskutiert, wie man sich am besten bücken solle, um den Müll aufzuheben. Sonnefeld meint: "Am besten ist ein Ausfallschritt. Da ist gleich noch eine sportliche Übung dabei." Gesagt getan - alle zehn Läufer übten sofort den perfekten Ausfallschritt.
Handschuhe sind Pflicht
Gegen den Ekel, fremden Müll aufzuheben, wurde im Vorfeld gesorgt. "Dafür habe ich Einweghandschuhe und Müllbeutel besorgt", erklärt Sonnefeld. Diese schützen allerdings nicht vor Scherben oder spitzen Gegenständen, an denen man sich schneiden könnte. "Man muss immer vorsichtig sein, wo man reingreift", sagt Sonnefeld.
Die Ausrüstung eines Ploggers wird mit Müllbeuteln komplettiert. "Siehste, da liegt schon was. Ich bin die Erste", freut sich die Joggerin Heike Ford, und schmeißt eine kleine Jägermeisterflasche in den Müllbeutel.
Heike Ford lebt in Dörfles und ploggt, "weil kein Müll in meiner Heimat rumliegen soll." Besonders im Sommer, wenn die Jugendlichen in grillen, bleibe häufig der Müll liegen, bedauert sie. "Ich finde es gut,dass man sich um die Natur und gleichzeitig um seinen Körper kümmert", sagt die Ploggerin.
"Ich muss aber sagen, dass es schon sehr sauber war an der Tongrube", sagt Sonnefeld. Trotzdem haben die Plogger insgesamt acht Müllsäcke füllen können. Auf Platz Eins des gesammelten Mülls stehen kleine Jägermeisterflaschen. "Die lagen da beinahe an jeder Ecke rum", sagt Sonnefeld. "Wir waren aber auch auf Abwegen unterwegs, um Müll zu sammeln", erläutert er.
Das bestätigt auch der Abteilungsleiter der Stadtreinigung CEB, Norbert Scholz. "Wir haben eine saubere Stadt" Der Grund in der Innenstadt ist die Straßenreinigung. "Die Innenstadt wird sieben mal pro Woche mit einer Kehrmaschine gesäubert", erläutert Scholz. Natürlich liege dennoch vereinzelt Müll herum.
"Für fortgeschrittene Läufer ist das Plogging nichts", erklärt Sonnefeld. So richtig in Schwung kamen die Jogger nicht. Hier und da lag vereinzelt Müll. Die eifrigsten krabbelten sogar ins Gebüsch.
Das ständige Bücken und die Laufpausen seien nichts für Läufer, die normalweise zehn Kilometer in einer Stunde laufen. "Beim Ploggen haben wir rund zwei Kilometer in einer Stunde geschafft", sagt Sonnefeld. "Klar, wir haben da aber den Fokus auch auf das Säubern und nicht auf das Joggen gelegt."
Nur für Genussläufer
Der Laufexperte sieht Plogging eher für Genussläufer oder Anfänger. "Die joggen langsamer und können den Ausfallschritt als Übung nutzen", sagt Sonnefeld. Klar, wer hat schon Marathonläufer gesehen, die für eine Trinkpause anhalten? "Das Anhalten bringt richtige Läufer aus den Tritt", erläutert Sonnefeld.
In der Stadt würde Plogging besser funktionieren, meint Sonnefeld: "Man läuft langsamer wegen Passanten und muss an Ampeln sowieso anhalten." Doch die Stadt ist glücklicherweise sauber - im Gegensatz zu Großstädten wie Köln oder Berlin.
Es gibt natürlich Orte, an denen mehr Müll herumliegt. "An der Bertelsdorfer Höhe, vor allem bei den Schnellrestaurants. Die Leute fahren fünf Meter und schmeißen dann ihr Zeug aus dem Autofenster", sagt Sonnefeld. Joggen kann man an dieser Stelle allerdings nicht: kein Plogging möglich. Norbert Scholz schlägt für das Plogging den Hofgarten vor. "Da kann man gut joggen und die Umwelt säubern."
Das Fazit vom Laufexperten Sonnefeld: "Die Resonanz war sehr gut. Wir werden das öfter machen, vor allem mit unserer Anfängergruppe Lauf geht's." Scholz ist überrascht, "dass es sowas gibt. Ich finde es aber spitzenmäßig und werde das beispielsweise mit einer kostenlosen Müllentsorgung unterstützen."